Wien

Mädchen missbraucht – 17-Jähriger zu feige für Prozess

Aufregung um die Gerichtsverhandlung um zwei mutmaßlich missbrauchte Minderjährige (11, 14) in Wien. Der Angeklagte (17) blieb dem Prozess fern.

Christian Tomsits
Die Verhandlung im Saal 310 musste abgesagt werden – der Angeklagte war nicht erschienen.
Die Verhandlung im Saal 310 musste abgesagt werden – der Angeklagte war nicht erschienen.
Sabine Hertel

Der 17-Jährige sollte sich am Dienstag wegen sexuellen Missbrauchs einer der beiden Mädchen in Wien vor Gericht verantworten! Doch anstatt sich seiner Verantwortung zu stellen, zog der junge Mann offenbar den Kopf ein und blieb der angesetzten Verhandlung unentschuldigt fern.

Anwalt Burkhard Georg Mötz wartete vergebens auf seinen minderjährigen Mandanten.
Anwalt Burkhard Georg Mötz wartete vergebens auf seinen minderjährigen Mandanten.
Sabine Hertel

Das Medieninteresse war groß, doch Journalisten und Prozessbeteiligte – darunter auch Anwalt Burkhard Mötz – waren umsonst gekommen und warteten vergebens. "Ich gehe davon aus, dass sich mein Mandant nicht dem Verfahren entziehen will, sondern triftige Gründe für sein Fernbleiben hat", meinte der als Verfahrenshelfer eingesetzte Jurist zu "Heute". Da im Jugendstrafrecht nicht in Abwesenheit des Angeklagten verhandelt werden kann, musste der Prozess abgesagt werden. 

Polizei suchte nach Sohn, fand ihn nicht

Der Vater des angeklagten 17-Jährigen versuchte zwar noch vor Ort verzweifelt, seinen Sohn per Handy zu erreichen. Dann musste er aber der Richterin erklären: "Ich weiß nicht, wo er ist." Wie "Heute" in Erfahrung bringen konnte, hielt die Polizei am Montag bereits in der Wohnung des Mannes Nachschau, um nach dem jungen Mann zu suchen. Doch er war nicht da. Auch das 14-jährige Opfer erschien übrigens am Dienstag nicht am Wiener Landesgericht.

Angeklagtem droht Festnahme

Nun soll der Prozess dem Schöffenverfahren gegen den 18-Jährigen Komplizen angeschlossen werden. Der einschlägig vorbestrafte 18-Jährige, dem sogar bereits eine hohe Gefährlichkeit attestiert wurde, sitzt seit der Festnahme in Untersuchungshaft. Gegen den 17-jährigen Verdächtigen – er befindet sich auf freiem Fuß – wird wohl jetzt eine Festnahmeanordnung ausgesprochen werden. In etwa zwei Wochen wird er dann wohl ebenfalls in Handschellen vorgeführt.

Dem jungen Mann wird – wie berichtet – vorgeworfen, im November 2022 eine 14-Jährige in einer Wohnung im 12. Gemeindebezirk missbraucht zu haben. Ihre 11-jährige Freundin wurde ebenfalls Opfer von sexuellen Übergriffen. Das soll der 17-Jährige gefilmt haben.

Die beiden Mädchen sollen Ecstasy-Tablette gegen Sex getauscht haben. Der 18-Jährige Komplize soll die Mädchen in die Wohnung in Meidling gelockt haben. Dort habe der 17-Jährige die 14-Jährige missbraucht, der 18-Jährige kurz darauf die erst 11-jährige Freundin des ersten Opfers. Alles soll auf Video festgehalten worden sein.

Lange Haftstrafen drohen

Während die beiden Mädchen mitsamt ihren Schultaschen nach den mutmaßlichen Übergriffen aus der Wohnung fliehen konnten und die Polizei alarmierten, wurden die beiden Burschen von Beamten des Stadtpolizeikommandos Meidlings vor Ort festgenommen. Für sie gilt die Unschuldsvermutung. Dem 17-jährigen Angeklagten drohen im Falle einer Verurteilung bis zu eineinhalb Jahre Haft, dem 18-Jährigen bis zu 10 Jahre Haft.

Bist du von Gewalt betroffen? Hier findest du Hilfe
Frauenhelpline (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 222 555
Männernotruf (rund um die Uhr, kostenlos): 0800 246 247
Rat auf Draht: 147
Autonome Frauenhäuser: 01/ 544 08 20
Polizei-Notruf: 133

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