Wien-Wahl
Machtwechsel? Das sind die Battlegrounds zur Wien-Wahl
Bei der Wien-Wahl werden auch die Karten in den 23 Bezirken neu gemischt. "Heute" sagt, welche Bezirkschefs fest im Sattel sitzen – und welche nicht.
Die letzte große Umfrage vor der Wien-Wahl am 11. Oktober zeigt: Das Rennen um den Bürgermeister-Sessel dürfte bereitsw gelaufen sein. Stadtchef Michael Ludwig kann mit 42 Prozent für die SPÖ rechnen, die restlichen Parteien reihen sich danach ein. Zittern um den Einzug in den Gemeinderat miss Heinz-Christian Strache. Das Minungsforschungsinstitut Unique Research sieht ihn derzeit bei 4 Prozent – die Schwelle von 5 Prozent befindet sich in der Schwankungsbreite.
Deutlich weniger klar sind einige "Battlegrounds" bei den gleichzeitig stattfindenden Bezirksvertretungswahlen. Hier steht teilweise viel auf dem Spiel. Überraschungen, große Siege und Niederlagen sind praktisch vorprogrammiert. "Heute" zeigt, wo sich die "Swing States" in der Bundeshauptstadt befinden.
1. Bezirk, Innere Stadt
Seit jeher ist die Innere Stadt ein Heimspiel für die Volkspartei, genau genommen seit 1946. Bei der Wahl im Jahr 2015 wurde es allerdings knapp – Amtsinhaber Markus Figl (ÖVP) erreichte 25,7 Prozent – und damit nur einen hauchdünnen Vorsprung von 1,5 Punkten auf die SPÖ. Für die Roten geht heuer Lucia Grabetz ins Rennen und hofft, zur ÖVP aufzuschließen und sie sogar zu überholen. Auch eine alte Bekannte bewirbt sich um den Posten der Bezirkschefin: Ursula Stenzel (FPÖ). Die ehemalige ORF-Moderatorin ist derzeit nicht amtsführende Stadträtin und wollte eigentlich in Polit-Pension gehen. Jetzt will sie doch ihren alten Job zurück. Bis 2015 fungierte sie auf einem ÖVP-Ticket als Bezirkschefin der Inneren Stadt. Als die nunmehr Türkisen sie nicht mehr aufstellten, wechselte sie zur den Blauen.
2. Bezirk, Leopoldstadt
Im zweiten Bezirk wirft ein spannender Kampf seine Schatten voraus. Die Vorgeschichte ist brisant: Eigentlich siegte die SPÖ bei der Wien-Wahl 2015, ein Jahr später wurde der Urnengang aufgrund einer Anfechtung wiederholt. Dann die Überraschung: Mit einem Erdrutsch-Sieg (7,3 Prozentpunkte vorsprung auf die Roten) wurde Uschi Lichtenegger Bezirksvorsteherin. Sie will ihren Posten gegen den neuen SPÖ-Herausforderer Alexander Nikolai verteidigen. Der unterlegene sozialdemokratische Bezirkschef Karlheinz Hora verstarb 2017.
3. Bezirk, Landstraße
Erich Hohenberger (72, SPÖ) steht für Beständigkeit: Seit 31 Jahren ist der der Bezirksvorsteher in Wien-Landstraße – und äußerst beliebt. Bei der Wahl im Jahr 2015 holte er 37,9 Prozent der Stimmen und zog der Konkurrenz davon. Damals erreichte die FPÖ den zweiten Platz mit gerade mal 20,8 Prozent. Die Wahl dürfte ein Heimspiel für den derzeit längstdienenden Bezirkschef Wiens werden.
4. Bezirk, Wieden
Im Oktober 2018 übernahm Lea Halbwidl (SPÖ) den Chefsessel in Wieden von ihrem Vorgänger Leopold Plasch. Dieser hatte bei der letzten Wahl 32,0 Prozent und demit einen Vorsprung von etwa 6 Prozentpunktewn auf die Grünen errungen. Die Ökos gehen mit Barbara Neuroth ins Rennen und wollen aufschließen. Und auch die Volkspartei rechnet sich mit Johannes Pasquali Chancen aus.
5. Bezirk, Margareten
Seit 1945 ist der 5. Wiener Gemeindebezirk in roter Hand – und das soll auch so bleiben, wenn es nach der SPÖ geht. Aber: Es steht auch ein Generationenwechsel an. Die scheidende Bezirksvorsteherin Susanne Schaefer-Wiery hat nach parteiinternen Streitereien ihre Mitgliedschaft gekündigt. Nach der Wahl soll ihr Silvia Jankovic folgen. Ihre Messlatte: 38,8 Prozent von der Wahl 2015.
6. Bezirk, Mariahilf
Lange Zeit war Mariahilf ein Wanderpokal. In der einen Amtsperiode saß ein SPÖler auf dem Chefsessel, dann wieder ein ÖVPler. Das hat sich 2001 geändert – seitdem stellen die Roten den Bezirksvorsteher. Amtsinhaber Markus Rumelhart will diese Tradition fortsetzen. Sein Herausforderer heißt Michael Reichelt und ist bei den Grünen. Das Rennen wird spannend: 2015 erreichten die Ökos 29,8 Prozent – und lagen nur 4,1 Prozentpunkte hinter dem Wahlsieger.
7. Bezirk, Neubau
Ebenfalls seit 2001 stabil ist Neubau, die grüne Hochburg in der Bundeshauptstadt. Der ehemalige Trafikant Thomas Blimlinger holte damals die Stimmenmehrheit und regierte bis 2017. Sein Nachfolger Markus Reiter muss nun den Posten verteidigen, was aber kein allzu schweres Unterfangen sein dürfte. Blimlinger hatte 2015 noch 41 Prozent der Stimmen geholt, die SPÖ lag weit abgeschlagen mit 16,3 Prozentpunkten weniger auf dem zweiten Platz.
8. Bezirk, Josefstadt
Der kleinste Bezirk Wiens ist traditionell in schwarzer – beziehungsweise neuerdings türkiser – Hand. Doch der Fight könnte spannend werden Bezirkschefin Veronika Mickel (ÖVP) holte 2015 mit 30,55 Prozent der Stimmen nur 3,3 Punkte mehr als die Grünen. Martin Fabisch will ihr nun für die Grünen den Job streitig machen. Die Grünen stellten übrigens schon einmal den Bezirksvorsteher – allerdings nur von 2005 bis 2010.
9. Bezirk, Alsergrund
Alsergrund verspricht ein heftiges Duell zwischen SPÖ und Grünen! Im Jahr 2015 holten die Roten 31,3 Prozent der Stimmen, die Ökos 27,5 Prozent. Herausforderin Monika Kreutz will nun aufschließen. Für die SPÖ tritt erstmals Amtsinhaberin Saya Ahmed an. Die gebürtige Irakerin wurde 2018 angelobt.
10. Bezirk, Favoriten
Noch bei der Wahl 2015 war es spannend im Arbeiterbezirk Favoriten. Die FPÖ konnte zulegen kratzte mit einem Ergebnis von 38,2 Prozent an der SPÖ, die immerhin noch 40,4 Prozent holte. In diesem Jahr kann sich Bezirksvorsteher Marcus Franz wohl siegessicher sein. Er amtiert seit 2017, punktet mit guter Arbeit und braucht die FPÖ nicht zu fürchten. Den Blauen droht nach Ibiza- und Spesen-Affäre der Verlust von bis zu einem Drittel ihrer Wähler.
11. Bezirk, Simmering
In Simmering war der FPÖ vor fünf Jahren die Sensation geglückt. Spitzenkandidat Paul Stadler sicherte sich mit 41,8 Prozent den Posten des Bezirksvorstehers, die SPÖ musste sich nach herben Verlusten mit 40,8 Prozent zufrieden geben. Doch heuer werden die Karten neu gemischt. Angesichts der drohenden Einbußen scheint es fraglich, ob er sich als Bezirkschef halten kann. Sein Herausforderer: Thomas Steinhart (SPÖ).
12. Bezirk, Meidling
Wilfried Zankl (SPÖ) ist gerade mal seit einem halben Jahr als Bezirkschef von Meidling im Amt, er folgte nach 16 Jahren auf Gabriele Votava. 2015 holte sie 38,8 Prozent, auf dem zweiten Platz landete die FPÖ mit 29,8 Prozent. Die Blauen dürften weiterhin keine Gefahr darstellen, ebensowenig die Grünen.
13. Bezirk, Hietzing
Silke Kobald (ÖVP) sitzt fest im Sattel in Hietzing. Die Bezirksvorsteherin konnte bei der Wahl im Jahr 2015 sogar Zugewinne verbuchen und erreichte 39,4 Prozent der Stimmen, während fast alle anderen Bezirke mit Verlusten zu kämpfen hatten. Seit den späten 70er Jahren ist Hietzing eine schwarze – beziehungsweise nun türkise – Hochburg.
14. Bezirk, Penzing
Die amtierende Penzinger Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner (SPÖ) stellt sich heuer ihrer ersten Wahl. Sie bekleidet diese Funktion erst seit Herbst 2019, als sie von der langjährigen Bezirkschefin Andrea Kalchbrenner übernommen hatte. Bei der Wahl im Jahr 2015 hatte diese 35,2 Prozent der Stimmen erreicht, danach folgen FPÖ (27,2 Prozent) und Grüne (15,2 Prozent). Ein Machtwechsel seht also heuer eher nicht ins Haus.
15. Bezirk, Rudolfsheim-Fünfhaus
Rudolfsheim-Fünfhaus gilt aufgrund seiner Lage außerhalb des Gürtels zwar als Außenbezirk, ähnelt aber eigentlich aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte, der Altstadtnähe und fehlenden Grünflächen aber eher einem Innenbezirk. Seit 2008 ist Gerhard Zatlokal (SPÖ) Bezirksvorsteher in Rudolfsheim-Fünhaus, auch 2015 lag die SPÖ vorne. Bei der Wahl dürfte auch der Gürtel-Pool hineinspielen. Zatlokal war einer der Initiatoren der "Gürtelfrische West".
16. Bezirk, Ottakring
Bezirksvorsteher Franz Prokop (SPÖ) sitzt in Ottakring fest im Sattel. Er ist bereits seit 2004 im Amt und konnte seine Herausforderer setiher immer souverän schlagen. 2015 holte er trotz eines Verlusts von mehr als 5 Prozentpunkten immer noch 38,71 Prozent der Stimmen. Die FPÖ landete mit 26,54 Prozent auf dem zweiten Platz, heuer dürften die Blauen Einbußen erleiden.
17. Bezirk, Hernals
Hernals zeichnet sich charakteristisch durch eine starke demographische Durchmischung aus, die sich in der Unterschiedlichkeit der Bezirksteile widerspiegelt. Auch im 17. Bezirk sind viele Grünzonen zu finden. Politisch ist Hernals eine rote Hochburg. Seit 18 Jahren regiert hier Ilse Pfeffer (SPÖ). Keine andere Frau in Wien führt so lange einen Bezirk wie sie. Auch bei der Wahl 2015 lag die SPÖ im 17. mit mehr als zehn Prozentpunkten Abstand zur FPÖ vorne.
18. Bezirk, Währing
Von 1946 bis 2015 hatte in Währing die ÖVP das Sagen – und dann gelang den Grünen unter der Führung von Silvia Nossek die Sensation. Ein hauchdünner Vorsprung von 0,8 Prozentpunkten auf die 27,3 Prozent der Volkspartei machte sie zur Bezikschefin. Heuer will sie ihren Posten verteidigen, bekommt es aber mit einer anderen kontrahendin zu tun. Denn diesmal tritt für die Türkisen Kasia Greco, Vizepräsidentin der Wiener Wirtschaftskammer, an.
19. Bezirk, Döbling
Lange Zeit hatte in Döbling Adi Tiller das Sagen. Der mittlerweile 81-jährige ÖVP-Politiker war von 1978 bis 2018 der dienstälteste und längstdienende Bezirksvorsteher Wiens. Zuletzt trat er bei der Bezirksvertretungswahl 2015 neuerlich als Spitzenkandidat der ÖVP-Döbling an. Erst 2018 legte er sein Amt zurück und Daniel Resch folgte ihm nach.
20. Bezirk, Brigittenau
Bereits seit 1945 wird die Brigittenau von der SPÖ regiert. Der amtierende Bezirksvorsteher Hannes Derfler regiert ein rotes Bollwerk, holte bei der Wahl 2015 beachtliche 41,7 Prozent. Obwohl die FPÖ im Laufe der Jahre immer weiter aufschloss, blieben sie noch immer etwa 11 Prozentpunkte hinter den Roten. Derfler droht heuer – mit Blick auf die miesen FPÖ-Umfragen – wohl keine Gefahr in der roten Hochburg.
21. Bezirk, Floridsdorf
Floridsdorf ist nach Fläche der zweitgrößte und der drittbevölkerungsreichste Wiener Gemeindebezirk. Der 21. ist auch der Heimatbezirk von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ). Bei der Wahl 2015 lag die SPÖ knapp vor der FPÖ. Aufgrund der drohenden Stimmenverluste dürften die Freiheitlichen aber keine Gefahr mehr für Bezirksvorsteher Georg Papai darstellen.
22. Bezirk, Donaustadt
Die SPÖ regiert in der Conaustadt seit 1946, seit 2014 ist Ernst Nevrivy (SPÖ) als Vorsteher im Amt. Zuletzt – also bei der Wahl im Jahr 2015 – war die Donaustadt wild umkämpft, die SPÖ lag nur vier Prozentpunkte vor der FPÖ. Den Blauen droht bekanntlich ein markanter Absturz – Nevrivy kann sich wohl auf einen neuerlichen Sieg einstellen.
23. Bezirk, Liesing
Im Südwesten Wiens ist Liesing der fünftgrößte Gemeindebezirk. Dazu zählt er 110.464 Einwohner (Stand Jänner 2020). Als Außenbezirk an der Grenze zu Niederösterreich sind im 23. viele Grünflächen zu finden. Bei der Wahl 2015 bekam die SPÖ die meisten Stimmen. Seit 2012 ist Gerald Bischof (SPÖ) der Bezirksvorsteher in Liesing.