Ein langjähriger Angestellter des Theaters der Jugend brachte den Stein vergangene Woche ins Rollen: Er schilderte dem "Standard" anonym, wie Direktor Thomas Birkmeir mit seinen Mitarbeitern umgeht. Er entlarvte ein "System aus Angst und Machtmissbrauch", das der beschuldigte 60-Jährige vehement abstritt. Im "Ö1-Morgenjournal" äußerte sich der längstdienende Theaterdirektor Wiens nun erstmal persönlich: "Ich finde, es braucht faire Untersuchungen statt vorschnelle Verurteilungen", fordert er.
Dass er schon im Vorjahr seine vorzeitige Kündigung eingereicht hat, habe nichts mit den schweren Vorwürfen gegen ihn zutun. "Ich kann nachweisen, dass ich meinen freiwilligen Ausstieg bereits im Oktober 2024 gegenüber den Vorstandsvorsitzenden formuliert habe", betont Birkmeir. Er hat einen alten Vertrag, der sich bei Nicht-Kündigung erneut verlängert hätte. Dass er mit der Saison 2025/26 nach 24 Jahren an der Spitze des Hauses aufhört, habe nichts mit den kritischen Medienberichten gegen ihn zutun.
Birkmeir weist den Machtmissbrauch, den in der Vergangenheit andere Mitarbeiter an die Stadt Wien herangetragen haben sollen, erneut zurück. Mit den Vorwürfen würden auch Kollegen in ein falsches Licht gerückt, "weil das impliziert gleichzeitig ein System der Angst, von Birkmeir geleitet und so viele Menschen haben das jahrzehntelang geduldet. Das ist einfach eine Konstruktion von Zusammenhängen, wo ich wirklich sage: Bitte recherchiert’s einfach mal gescheit!", ärgert sich der 60-Jährige
"Bezüglich der Vorwürfe gegen mich sehe ich einfach ganz klare journalistische Mängel und vermute, dass beim Standard die Klickzahlen wichtiger sind als eine ausgewogene Berichterstattung", schlägt er zurück. Birkmeir ortet außerdem Altersdiskriminierung hinter dem anonymen Mail an die Medien und an Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. Man wolle eine ganze Generation, die sich in ihren 60ern befindet, aus dem Theater "rauskicken", sei er überzeugt.
Die Stadt Wien habe bereits nach den Informationen einer Angestellten 2021 auf die Vorwürfe reagiert, heißt es. Die Firma "Health Consult" sei hinzugezogen worden, um das Arbeitsklima zu verbessern. Das habe funktioniert, sei "glaubhaft versichert worden", schließt Birkmeir.