Österreich
Luftkampf um Flugrettung in Wien und NÖ
Luftunternehmer Roy Knaus will in Wien und NÖ bezüglich Flugrettung Fuß fassen. Der Austria Flight-Chef sagt offen zu „Heute": „Wir denken über die Flugrettung in Wien und NÖ nach, bewerben uns mal fix in Wien."
Fliegt bald „Martin" statt oder mit „Christophorus" bei Notfällen im Osten Österreichs? Mit Bekanntwerden der Übernahme der Flugschule der Firma Euroflight in Bad Vöslau (Bezirk Baden) durch Austria Flight brodelte es in der Gerüchteküche des ÖAMTC.
Roy Knaus sagt dazu: „Die Flugschule wird zukünftig als Heli Austria Flight Academy (HAFA) geführt werden. Wir haben zusätzliche Gebäude angemietet, um noch besser aufgestellt zu sein. Derzeit organisieren wir uns, um auch am Flughafen Salzburg eine Zweigstelle der HAFA zu führen. Und über die Flugrettung in NÖ und Wien denken wir nach, in Wien sollte es ja in diesem Sommer eine Neuausschreibung geben."
"Gerüchte stimmen"
Ein hoher ÖAMTC-Verantwortlicher meint: „Also stimmen die Gerüchte." Konkret soll es sogar schon ein Gespräch zwischen dem Chef der Wiener Rettung und Knaus gegeben haben. Andreas Huber, Sprecher der Wiener Berufsrettung dazu: "Herr Knaus war vor 3/4 Jahr bei uns und präsentierte seine Produkte und Leistungen, sowie andere aber auch. Das Vergabeverfahren für die Flugrettung Wien startet übrigens demnächst." Ausgeschrieben wird die Flugrettung in Wien von der MA70, in NÖ vom Land. Notruf NÖ-Chef Christof Chwojka dazu: „Niederösterreich hat seit 2014 einen bestehenden Vertrag mit der Christophorus-Flugrettung des ÖAMTC für unser Bundesland. Von einer neuen Ausschreibung oder gar einem Betreiberwechsel im Nachbarbundesland Wien haben wir noch nichts gehört. Wir sind aber mit dem jetzigen Betreiber des Wiener NAHs jedenfalls sehr zufrieden." Übrigens: In NÖ Fuß zu fassen wird für Knaus vermutlich die härtere Nuss, denn die Verträge gelten generell unbefristet mit einem Jahr Kündigungsfrist.
Der Wiener C9 (Anm.: hat auch Kooperationsvertrag mit dem Land NÖ) fliegt auch viele Teile NÖs (siehe unten) an. Denkbar wäre: Zwei Rettungshubschrauber in Wien, einer von Knaus und einer vom ÖAMTC oder weiterhin nur einer. "Bedarf gäbe es sicherlich genug, unserer fliegt eben auch viel in NÖ", so ein Flugrettungsmitarbeiter.
Kampfansage von Knaus
Roy Knaus zeigt sich zuversichtlich: „Wir haben gerade die erste Airbus H145 mit 90-Meter-Rettungswinde übernommen und wollen uns auf alle Fälle in Wien bewerben. Die Maschine ist drei Dezibel leiser als die kleinere EC135."
Am Beispiel Tirol sieht man, dass Christophorus und Martin nebeneinander existieren können: in Tirol gibt es mit Christophorus 1 (Kitzbühel), Christophorus 4 (Reith), Christophorus 5 (Zams/Landeck) sowie Christophorus 7 (Lienz/Osttirol) vier ÖAMTC-Hubschrauber und Martin 2 (Karres), Martin 4 (Matrei in Osttirol), Martin 7 (Mayrhofen im Zillertal), Martin 8 (Hochgurgl) vier Helikopter von Knaus. "Die Zeiten, als zu einem Schiunfall gleich zwei oder drei Anbieter eilten, wo dann der Helikopter sozusagen den Rettungswagen überholt hat, sind aber längst vorbei", so ein langjähriger Crew-Mitarbeiter.
3 Helis in NÖ, einer in Wien
In NÖ gibt es aktuell den C2 (Gneixendorf, einziger 24-Stunden-Heli), C3 Wr. Neustadt (plus den ITH, Intensiv-Heli) und C15 Ybbsitz, in Wien den C9. Der C9 fliegt aber auch große Teile des notarztmäßig unterversorgten Weinviertels an, den Osten NÖs bis zur ungarischen Grenze, das nördliche Burgenland sowie das Wiener Umland. Auch der C10 aus Linz fliegt in den Westen NÖs, genauso der C16 aus Oberwart in den Süden des Bundeslandes.
Österreichweit hat Heli Austria 4 Helikopter in Tirol, drei in Salzburg (Martin 1 und Martin 6 und Martin 10 in Flachau bei Radstadt - wobei Martin 10 nur im Winterbetrieb ist) sowie einen in Oberösterreich (Martin 3 bei Gmunden). Der ÖAMTC hat bundesweit 15 Helikopter im Einsatz (C1 bis C16 durchnummeriert außer C13) sowie zwei Sonderhubschrauber (ITH in Wr. Neustadt; Christophorus Europa 3 in Suben).
Übrigens: Einen zustätzlichen Rettungshubschrauber für NÖ gab es schon, zuletzt mit "Robin 5" in Gänserndorf. Doch "Robin 5" geriet in finanzielle Turbulenzen und musste nach rund 250 Einsätzen am Boden bleiben - mehr dazu im ORF-Artikel von 2005.
J. Lielacher (Lie)