Firmen sparen Milliarden

„Lohnraub!“ So viele Stunden müssen wir gratis schuften

Laut Arbeiterkammer haben Österreichs Arbeitnehmer im Vorjahr mehr als 42 Millionen unbezahlte Überstunden geleistet. Das ist Lohnraub, sagt die AK.
Team Wirtschaft
31.03.2025, 13:34

Die nüchternen Zahlen zeigen: Beschäftigte in Österreich haben im vergangenen Jahr rund 168,9 Millionen Überstunden geleistet. "Das ist gegenüber 2023 zwar ein Rückgang von rund sieben Prozent, allerdings bleibt ein großer Wermutstropfen", schlug am Montag bei einer Pressekonferenz Ines Stilling von der Arbeiterkammer Wien Alarm. Denn: "42,3 Millionen dieser Mehr- und Überstunden haben die Betriebe den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nicht abgegolten – weder in Zeit noch in Geld."

Zahlungsmoral sinkt

Laut Arbeiterkammer zeigt die Statistik ebenfalls, dass die Zahlungsmoral der Arbeitgeber weiter gesunken ist. Konkret hätten Betriebe im Jahr 2020 von 216,3 Millionen Mehr- und Überstunden 30,2 Millionen (also 14 Prozent) nicht bezahlt. 2021 gab es für 40,6 Millionen bzw. 21 Prozent der 190,6 Millionen Stunden keine Abgeltung, mittlerweile ist der Anteil auf 25 Prozent gestiegen, rechnen die AK-Experten vor.

Insgesamt 2,3 Milliarden Euro Schaden

Jene 42,3 Millionen Mehr- und Überstunden, die die Betriebe im Vorjahr nicht entlohnt haben, hätten einen enormen Schaden verursacht, ärgert sich auch AK-Präsidentin Renate Anderl. "Denn diese Stunden entsprechen einem Volumen von fast 2,3 Milliarden, die den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als Bruttolohn vorenthalten wurden", so Anderl.

Jede vierte Überstunde bleibt unbezahlt, Frauen trifft’s besonders hart
Arbeiterkammer / Statistik Austria (Quelle)

Enormer Verlust für Arbeitnehmer & Staat

Konkret geht es um 1,2 Milliarden (nach Steuern und Abgaben), die den Beschäftigten nun am Konto und für den privaten Konsum fehlten. Zusätzlich fällt die Sozialversicherung um 125 Millionen Euro an Arbeitnehmer- bzw. um 205 Millionen Euro an Arbeitgeberbeiträgen um. Dazu kommt laut AK ein Entgang an Lohnsteuer von knapp 960 Millionen Euro. "Das ist doppelt bitter", so die AK-Chefin, "weil dieses Geld für den privaten Konsum fehlt, den wir jetzt für die Ankurbelung der schwachen Konjunktur dringend brauchen." Aber auch dem Staat würden Einnahmen entgehen, die angesichts der budgetären Lage dringend benötigt würden.

Strafen für säumige Zahler

Anderl fordert deshalb rasche Maßnahmen, um dem Lohnraub und den negativen Folgen für Beschäftigte, den Konsum und das Budget Einhalt zu gebieten. Unter anderem verlangt Anderl, Strafzuschläge von 100 Prozent, wenn Beschäftigten Überstundenzahlungen vorenthalten werden. Um diese Ansprüche sicherzustellen, müssten zudem Verfallsfristen von Mehrarbeitszuschlägen in Arbeitsverträgen verboten werden. Zusätzlich sollten Unternehmen pro geleisteter Überstunde einen Euro für "Aufgaben der Arbeitsmarktpolitik und des Gesundheitsschutzes" abführen müssen.

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