Politik

Was Merkel mit unserem Lockdown zu tun hat

Österreich bleibt bis 8. Februar im Lockdown – wegen der neuen, infektiöseren Virus-Variante. "Heute" hat das Protokoll des dramatischen Wochenendes.

Heute Redaktion
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Das "virologische Quintett" Sonntag bei der Pressekonferenz.
Das "virologische Quintett" Sonntag bei der Pressekonferenz.
Helmut Graf

Das virologische Quartett wurde zum Quintett – und bot eine Überraschung: Mit Wiens Bürgermeister Ludwig trat erstmals ein SPÖ-Politiker bei der Regierungskonferenz auf. Signal: Die Lage ist ernst, wir können die Krise nur noch gemeinsam bewältigen …

Den Boden dafür aufbereitet haben tags zuvor Wissenschafter, die eindringlich vor Lockerungen warnten. Die neue Virus-Mutation macht Sorgen. So sehr, dass Österreich (mit Ausnahme der Skilifte und Eislaufarenen) zu bleibt.

7 Stunden Landeschefs, drei Mal Merkel

Der Pressekonferenz am Sonntag war ein Gesprächsmarathon vorangegangen. Kurz allein redete insgesamt sieben Stunden (!) mit den Landeshauptleuten, drei Mal telefonierte er seit Donnerstag mit Angela Merkel, dazu mit fünf anderen EU-Regierungschefs und mit Israels Premier Benjamin Netanjahu.

Das Protokoll:

Freitag, 18 Uhr

Treffen der Landeshauptleute in Wien. Kurz stößt um 20 Uhr zur Runde, schildert die Lage dramatisch.

Samstag, 8.30 Uhr

Experten-Meeting im Kanzleramt, Dauer eine Stunde, danach wird die Regierung informiert.

10 Uhr

Der Kanzler und vier Minister treffen die Sozialpartner.

17 Uhr

Kurz hält einen Videochat mit Vertretern aus Hotellerie und Gastronomie ab. Rund 100 sind zugeschaltet, von Attila Dogudan bis Kitzbühel-Königin Signe Reisch.

19 Uhr

Wieder tagen die Landeschefs mit der Regierung (Kärntens Kaiser wird zugeschaltet): Die Lockdown-Verschärfung wird fixiert. Die Landeschefs wünschen sich ein Enddatum.

Sonntag, 11 Uhr

Pressekonferenz im Kanzleramt. Kurz (erstmals mit FFP2-Maske) wagt sich weit vor: "Spätestens im Mai sind wir der Normalität deutlich näher, bis wir im Sommer vollkommene Normalität erreichen." Eine jetzige Öffnung wäre "nicht Mut, sondern Leichtsinn, sogar Fahrlässigkeit".

Er nennt erstmals eine Zahl, wann der Lockdown beendet werden könne: bei einer täglichen Neuinfiziertenzahl von 700 (derzeit haben wir mehr als das Doppelte). Dann könnte der Handel komplett aufsperren, ebenso die Schulen. Aber: Gastronomie und Hotellerie bleiben bis Ende Februar zu.

Anschober setzt aufs Wetter

Gesundheitsminister Anschober setzt nicht nur auf Impfungen, sondern auch aufs Wetter: "In zehn Wochen haben wir die vulnerable Gruppe durchgeimpft, es wird wieder wärmer – beides gefällt dem Virus nicht."

Ludwig gibt zu, dass es "schwierig" sei, hier zu stehen, aber: "Wir müssen in einer so schwierigen Phase über Parteigrenzen hinweg zusammenarbeiten."

Oswald Wagner, Vize-Rektor der MedUni Wien: "50 Prozent infektiöser bedeutet, dass wir in vier Wochen fünf Mal mehr Sterbefälle haben werden."

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