Coronavirus
"Zu spät" – Lockdown wird laut Experten verlängert
Die "Osterruhe" kommt laut Experten zu spät. Zudem seien sechs Tage zu kurz. Der Lockdown im Osten werde auch nach Ostern andauern.
Die "Osterruhe" wurde am Mittwoch von den betreffenden Landeshauptleuten und Gesundheitsminister Rudolf Anschober beschlossen. Ab 1. April wird das gesellschaftliche Leben im Osten des Landes zurückgefahren. Für Experten kommen die Maßnahmen zu spät. Auch seien sechs Tage viel zu kurz, um bei den Neuinfektionen gegenzusteuern.
Der Epidemiologe Gerald Gartlehner und die Virologin Dorothee von Laer gehen von einer Verlängerung des Lockdowns aus. Die Intensivstationen sind in Wien bereits voll. Laut den beiden Experten reichen die Maßnahmen nicht aus, um hier eine Trendwende herbeizuführen.
Gartlehner kritisierte im APA-Gespräch, dass die Maßnahmen zu spät kommen und zu kurz dauern. Laut seinen Aussagen werde man nach dem 6. April nahtlos in einen längeren Lockdown übergehen, der das ganze Monat andauern könnte. "Diese fünf, sechs Tage sind eine homöopathische Dosis, das wird die Infektionszahlen nicht nachhaltig ändern."
Erleichterung erst Ende Juni
Einen positiven Aspekt erwähnte er dennoch: "Zumindest ist die Realität anerkannt worden. Am Montag hat man noch geglaubt, dass nichts passiert." Die Politik könnte aber "gleich mit offenen Karten spielen" und die unangenehme Wahrheit sagen, "dass es sich mit fünf bis sechs Tagen nicht ausgehen wird", so der Experte für Evidenzbasierte Medizin von der Donau-Universität Krems.
Der Epidemiologe warnt auch die westlichen Regionen, denn auch hier könnte die Situation kritisch werden. Im Tirol sei man jetzt dort, wo Wien vor zwei bis drei Wochen war. "Früher oder später wird überall die gleich Situation eintreten." Erleichterungen erwarte er erst in drei Monaten, Ende Juni, wenn ausreichend Menschen immunisiert seien und wenn nichts dazwischen komme. "Wir gehen mit enorm hohen Zahlen in den Frühling." Die Lage sei daher ganz anders als letztes Jahr.
Auch für Virologin Von Laer kommen die Maßnahmen für die Ostregion zu spät. Es sei zu hoffen, dass die Menschen bereits in der Woche bis Ostern die Warnungen ernst nehmen und sich entsprechend verhalten. Nach der geplanten Aufhebung des Lockdowns sei aber davon auszugehen bzw. sei zu befürchten, dass die Zahlen wieder ansteigen und man auch in den Intensivstationen der Krankenhäuser wieder an die Kapazitätsgrenzen gelange.
Auch Westen betroffen
Sollten Maßnahmen wie die auf alle Innenräume ausgeweitete FFP2-Maskenpflicht sowie die Betriebstestungen eingehalten werden, könne man vielleicht mit Glück auch so - "ohne das wirtschaftliche Leben groß einzuschränken" - bis Ende Mai "durchkommen", meint die Expertin im APA-Gespräch. Denn bis dahin würden wohl die Impfungen signifikant fortgeschritten sein und wirklich die Normalität sich wieder Bahn brechen.
Ähnlich wie Gartlehner glaub auch Van Laer, dass die übrigen Bundesländer nicht aus dem Schneider sind. Denn auch dort würden die Infektionszahlen wegen der Briten-Mutante derzeit steigen. Dass ähnliche Maßnahmen wie im Osten notwendig werden, hielt Von Laer für "nicht unwahrscheinlich", aber prognostizieren könne man dies nicht.