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Totzauer will beim ORF verstärkt auf Regionales setzen

Lisa Totzauer ist ORF-1-Channel-Managerin. Jetzt will sie ORF Generaldirektorin werden. "Heute" hat mit ihr über ihre Pläne gesprochen. 

Heute Redaktion
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Lisa Totzauer, 50, verheiratet, zwei Kinder (14, 17). Magistra der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Sie ist derzeit ORF-1-Channel-Managerin.
Lisa Totzauer, 50, verheiratet, zwei Kinder (14, 17). Magistra der Vergleichenden Literaturwissenschaft. Sie ist derzeit ORF-1-Channel-Managerin.
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Wie stehen Sie zu ORF-Gebühren? Haben Sie Pläne, welche Sendungen und Formate im ORF eingeführt werden sollen? Was passiert mit dem Sport im ORF? Diese Fragen und viele mehr beantwortet die einzig weibliche Kandidatin für die ORF Generaldirektion, Elisabeth "Lisa" Totzauer. 

Sind die Gebühren für den ORF ausreichend oder müssen sie erhöht werden? Und: Warum müssen sie überhaupt beibehalten werden?

Der aktuelle Generaldirektor muss noch heuer einen Antrag zur Gebührenanpassung stellen. Je nachdem, wieviel er für uns herausverhandelt, werde ich mich ab 1. Jänner 2022 damit beschäftigen müssen, ob hier eine Nachbesserung geboten ist. Sie müssen beibehalten werden weil nur eine duale Finanzierung aus Gebühren und Werbung unsere Unabhängigkeit und den Bestand des ORF in einem kleinen – aber durch die Nähe zu einem deutlich größeren und ähnlichsprachigen Nachbarn hart umkämpften – Medienmarkt sichert.
Der Beitrag der Bevölkerung ermöglicht auch Dinge wie Filmförderung in großem Umfang oder auch klassische Kernangebote der öffentlich-rechtlichen Sender wie die umfangreiche Information, das Regionalangebot oder auch die kulturellen Angebote von Ö1.

"Wir werden Sportrechte mit dem größten Österreich-Bezug kaufen."

Sportangebot: Welche Pläne haben Sie? Werden Sie mehr Geld in die Hand nehmen, um zum Beispiel wieder mehr Fußballübertragungsrechte kaufen zu können?

Wir werden Sportrechte mit dem größten Österreich-Bezug kaufen, aber alles wie bisher wird sich wegen der explodierenden Sportrechte und unserem Budget nicht ausgehen.

Serien: Ist dafür mehr Budget nötig, auch angesichts der Konkurrenz der Streamingangebote?

Ja, und das versuchen wir unter anderem durch Co-Produktionen oder Zweckwidmungen von Einnahmen, die direkt aus dem Programm entstehen. Aber natürlich ist es auch so dass wir dort wo internationales fiktionales Kaufprogramm aus dem Schema genommen wird oft auf non-fiktionale Eigenproduktionen setzen werden da hier natürlich billiger produziert werden kann.

Wie will man gegen wachsende Konkurrenz durch Streamingangebot bestehen?

Indem wir verstärkt auf Österreich und Regionalität setzen, ohne dabei den Blick nach Europa und in die Welt über unser Korrespondenten-Netz zu verlieren. Beides ist eine große Lücke, die die internationalen Angebote offenlassen, und dort haben wir unsere Stärken, die wir verstärkt nützen müssen – auf allen Kanälen. Egal, ob ganz klassisch TV oder Radio oder eben Facebook, TikTok und Co.

Haben Sie konkrete Pläne, bestimmte Sendungen, Formate etc. zu streichen? Wenn ja, welche?

Wir werden uns das beginnend mit dem ersten Tag nach meiner Wahl gesamthaft ansehen und nicht im Klein-Klein hängen bleiben. Unser aktuelles Fernsehsendeschema stammt in seinen Grundfesten noch aus der Zeit von Generalintendant Gerhard Zeiler Mitte der 90er Jahre des letzten Jahrtausends. Da ist also sicher einiges an Veränderungsbedarf vorhanden.

Haben Sie konkrete Pläne, bestimmte Sendungen, Formate einzuführen? Wenn ja, welche?

Ja, aber siehe oben – zuerst das „big picture“ fixieren, dann „step by step“ vorgehen.

Soll orf.at weiter klassisch als "blaue Seite" geführt werden oder Video-only den ORF-Player anbieten (hier gab es politische Überlegungen)?

Von politischen Überlegungen ist zumindest mir nichts bekannt, und das klassische orf.at mit seiner treuen Nutzerschaft hat bei mir sicher eine blühende Zukunft.

"(...) Das klassische orf.at mit seiner treuen Nutzerschaft hat bei mir sicher eine blühende Zukunft."

Wird der ORF unter Ihrer Führung TikTok-Only-Redakteure einstellen und sollen News nur für TikTok produziert werden?

Wir werden alle diese und noch kommende digitale Kanäle in eine neue digitale Flottenstrategie einbinden, in der auch der Player und andere Ausspielplattformen aufeinander abgestimmt agieren.

Ö3 altert seit Jahren mit seinen HörerInnen. Gibt es Überlegungen für ein neues "Jugend-Radio", soll eventuell FM4 dazu umpositioniert werden?

Ö3 ist ein höchst erfolgreicher Radiosender, der in Abstimmung mit unseren anderen bundesweiten und Bundesländer-Sendern die ganze Bandbreite der Bevölkerung abdecken soll. Mit einer neuen Audio-Flottenstrategie plane ich den Lückenschluss, und ja – das betrifft auch FM4.

Sollen GIS-Gebühren auch für Online-only-User anfallen? Soll der ORF-Player an die GIS gekoppelt sein?

Erstens ja, wir müssen die Streaming-Lücke endlich schließen – es ist Zeit für digitale Gerechtigkeit! Und zweitens hängt das beim Player auch vom Gelingen einer Single-Log-In Strategie ab, da werde ich verstärkt das Gespräch mit den Marktteilnehmern suchen.

Was kann aus ORF 1 werden, Serien werden von Jungen beinahe ausschließlich via Netflix und Amazon konsumiert?

Sie haben oben zu Recht nach Sport gefragt, der hat seine Heimat in ORF 1. Ebenso wie Starmania oder andere erfolgreiche ORF-Events. Zukunft haben Serien und Filme mit Österreich- und Regional-Bezug und nicht mehr nur das Abspielen von Serien, wiewohl genau das das Geschäftsmodell von Netflix etc. ist. Das hat ORF 1 offensichtlich visionär vorweggenommen (lacht).

"Zukunft haben Serien und Filme mit Österreich- und Regional-Bezug und nicht mehr nur das Abspielen von Serien."

Sollen ORF-Redakteure auch in Zukunft ohne Einschränkung auf Social Media aktiv sein dürfen?

Schrankenlos nicht, aber als langjährige Journalistin habe ich vollstes Vertrauen in meine KollegInnen und Redaktionen.

Wie stehen Sie zu Plänen, den ORF bzw. einzelne Sender (etwa ORFeins) zu privatisieren?

Meine Idee unserer ORF-Flotte besteht aus allen bestehenden Kanälen und zukünftig allen möglichen und sinnvollen Ausspielkanälen, denn wir wollen mehr Programm und Inhalte für unser Publikum machen und nicht weniger.

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    Bild: Graf