Science

Urnen aus Stoff – überraschender Fund in Hallstatt 

Archäologen des Naturhistorischen Museums in Wien haben ein Grab aus der frühen Eisenzeit am Salzberg in Hallstatt gefunden.

Heute Redaktion
Die Fundstücke im Grab.
Die Fundstücke im Grab.
NHM Wien, Andreas W. Rausch

Bei der aktuellen Grabungskampagne des Naturhistorischen Museums Wien am Hallstätter Salzberg stießen Archäologen auf ein Brandgrab mit noch sehr gut erhaltenen Bronzebeigaben. Bei der fachmännischen Bergung der Metallfunde konnten sensationell gut erhaltene Gewebereste festgestellt werden.

"Doch nicht nur der gute Erhaltungszustand der mit in das Grab gelegten Tracht- und Schmuckstücke ist bemerkenswert", erklärt Mag. Johann Rudorfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien und Leiter der Obertag-Forschungsgrabungen, "sondern auch die Tatsache, dass wir noch eine klar erkennbare Grabgrube feststellen konnten, begeistert uns. Das Areal wurde im 19. Jahrhundert großflächig archäologisch untersucht, aber gewissen Details, wie zum Beispiel der Grabkonstruktion, wurde damals wenig Beachtung geschenkt."

1/6
Gehe zur Galerie
    Bei der aktuellen Grabungskampagne des Naturhistorischen Museums Wien am Hallstätter Salzberg stießen Archäologen auf ein Brandgrab mit noch sehr gut erhaltenen Bronzebeigaben. "Nicht nur der gute Erhaltungszustand der mit in das Grab gelegten Tracht- und Schmuckstücke ist bemerkenswert", erklärt Mag. Johann Rudorfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien und Leiter der Obertag-Forschungsgrabungen.
    Bei der aktuellen Grabungskampagne des Naturhistorischen Museums Wien am Hallstätter Salzberg stießen Archäologen auf ein Brandgrab mit noch sehr gut erhaltenen Bronzebeigaben. "Nicht nur der gute Erhaltungszustand der mit in das Grab gelegten Tracht- und Schmuckstücke ist bemerkenswert", erklärt Mag. Johann Rudorfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien und Leiter der Obertag-Forschungsgrabungen.
    NHM Wien, Alexander Sendlhofer

    Unbekanntes Grab

    Aktuell errichtet die Wildbach- und Lawinenverbauung Oberösterreich ein Steinschlagwerk, das den Ort Hallstatt vor Felsbrüchen schützen soll. Dieses Bauvorhaben quert genau das eisenzeitliche Gräberfeld, das 1846 vom Bergmeister der Saline Johann Georg Ramsauer (1795–1874) entdeckt und bis 1863 systematisch archäologisch untersucht wurde.

    Ramsauer entdeckte damals rund 1.000 Gräber mit reichen Beigaben, die Gegenstände seiner Grabungen kamen größtenteils nach Wien. Seine akribische Arbeit, insbesondere die genaue Dokumentation der reichen Grabinhalte, trug dazu bei, dass der Fundort namensgebend für eine ganze Epoche der europäischen Kulturgeschichte wurde, die Hallstattzeit.

    Die aktuellen Verbauungen nimmt man sich nun zum Anlass, die Untersuchungen am eisenzeitlichen Gräberfeld aus dem 19. Jahrhundert neu aufzurollen und zu überprüfen.

    Verbogene Messerklinge

    Der neue Fund wurde damals nicht erkannt. Dementsprechend handelt es sich um ein unversehrtes Grab, in dem man mehr oder weniger übliche Beigaben, wie ein massiver gerippter Armring aus Bronze, der vermutlich am Oberarm getragen wurde. Auch drei Spiralscheiben aus dünnem Bronzedraht fanden sich über den Resten der verbrannten Knochen. Aufgrund der Beigaben dürfte es sich eher um eine Frau gehandelt haben, vermutet Rudorfer. Auch hier stünden weitere Analysen aber noch aus.

    Ebenso gefunden wurden neben Tierknochenresten - vermutlich Speisebeigaben für das Jenseits - ein Eisenblech-Stück, das möglicherweise von einem Gürtelbeschlag stammte, sowie eine Bronze-Messerklinge mit den Resten eines Holzgriffes. All diese Gegenstände wurden zerbrochen oder verbogen. "Vielleicht hielt man es für angebracht, die Beigaben rituell zu zerstören, um sie als Beigaben für das Totenreich nutzen zu können, denn auch der Köper wurde durch das Verbrennen ja 'zerstört'."

    Urne aus Stoff

    Die wirkliche Sensation wurde erst bei der Bergung der Fundstücke ersichtlich: Auf den Unterseiten der Spiralscheiben fand man noch gut erkennbare Abdrücke eines Stoffgewebes, die im Zuge eines langwierigen Mineralisierungsprozesses im Boden konserviert wurden. Darüber könnte sich erstmals der Nachweis für ein organisches Behältnis erbringen lassen, in das der Leichenbrand eingefüllt war, als er in den Boden gelegt wurde.

    Mehr zum Thema