Science

Pille für den Mann im Mäuse-Test erfolgreich

Ein Verhütungspräparat für Männer zeigte in Tierversuchen vielversprechende Resultate. Bis zu einer Zulassung ist es jedoch noch ein langer Weg.

Christine Scharfetter
Männliche Mäuse machte die Antibabypille für den Mann für zwei Stunden zu 100 Prozent unfruchtbar. (Symbolbild) 
Männliche Mäuse machte die Antibabypille für den Mann für zwei Stunden zu 100 Prozent unfruchtbar. (Symbolbild) 
Getty Images/iStockphoto

Bisher gibt es die sogenannte Antibabypille nur für Frauen. Das wollen Forscher jedoch bereits seit geraumer Zeit ändern. Jetzt konnten Wissenschaftler aus den USA erste Erfolge verzeichnen: Ein Forschungsteam um Melanie Balbach vom Weill Cornell Medical College hat eine nicht-hormonelle Verhütungspille für Männer in einer Reihe von Experimenten bei Mäusen getestet. Die Resultate wurden am Dienstag im renommierten Fachblatt "Nature Communications" publiziert.

Die Pille zeige keine Nebenwirkungen und müsse für die Wirkung kurz vor dem Geschlechtsverkehr eingenommen werden, berichten die Fachleute in der Fachzeitschrift.

Zwei Stunden zu 100 Prozent unfruchtbar

Der Wirkstoff "TDI-11861" zielt auf ein Enzym namens lösliche Adenylylzyklase (sAC) ab, das für die Beweglichkeit der Spermien notwendig ist. Wird es gehemmt, können Spermien nicht mehr schwimmen. Auch die Reifung der Samenzellen ist vorübergehend behindert.

Nach der Einnahme des Wirkstoffs waren die männlichen Mäuse laut der Studie für zwei Stunden zu 100 Prozent unfruchtbar. Trotz 52 verschiedener Paarungsversuche wurden keine Weibchen schwanger. Nebenwirkungen gab es keine, auch nicht bei einer kontinuierlichen Verabreichung des Medikaments während sechs Wochen. Die Werte der Mäuse zeigten keine Veränderungen der Hoden, Nebenhoden, Nieren, Augen, Leber, Milz oder Bauchspeicheldrüse.

In fünf bis zehn Jahren

Ob die Methode auch bei Menschen funktioniert, müssten weitere Forschungsarbeiten zeigen, betonen die Fachleute. Sie sei aber schon jetzt eine „innovative, nicht-hormonelle Verhütungsstrategie, die das Potenzial hat, Gleichheit zwischen den Geschlechtern herstellen und die Familienplanung revolutionieren zu können".

Auch für Phillipp Quaas vom Universitätsspital Basel hat dieser Ansatz Potenzial, wie der an der Studie nicht beteiligte Arzt im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "Keystone-SDA" erklärte. "Für eine Zulassung dieses Wirkstoffs als Medikament braucht es aber noch mehr Informationen." Insbesondere müssten Studien an Menschen durchgeführt werden. Bis man diese Pille für den Mann in der Apotheke kaufen kann, dauere es demnach noch. "Wenn man es richtig pusht, könnte ein solches Medikament in fünf bis zehn Jahren zugelassen werden", schätzte Quaas.