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Formel entschlüsselt: Damit wurden Mumien einbalsamiert

Erstmals haben Forscher genau nachgewiesen, wie und mit welchen Substanzen die alten Ägypter ihre Mumien einbalsamierten.

Sabine Primes
Die Ägypter glaubten an eine Wiederbelebung nach dem Tod. Diese war aber nur möglich, wenn die Seele den Körper wiederfinden und wiedererkennen konnte. Dafür musste der Körper unversehrt sein. So entstand der Brauch der Mumifizierung.
Die Ägypter glaubten an eine Wiederbelebung nach dem Tod. Diese war aber nur möglich, wenn die Seele den Körper wiederfinden und wiedererkennen konnte. Dafür musste der Körper unversehrt sein. So entstand der Brauch der Mumifizierung.
Getty Images/iStockphoto

Im ägyptischen Sakkara unweit der berühmten Unaspyramide fanden sich 2016 in einer Balsamierungswerkstatt aus dem 7. und 6. Jahrhundert vor Christus zahlreiche gut erhaltene Keramikgefäße – viele von ihnen sogar mit Inhaltsangaben und Handlungsanweisungen beschriftet. Die Werkstatt war sichtlich auf großen Umschlag ausgelegt: Neben einer ebenerdigen Einheit lag die eigentliche Balsamierungskammer in 13 Metern Tiefe – die Balsamierer nutzten damit die natürliche Kühlung. Gleich nebenan war eine Schachtanlage, in der die Toten dann bestattet wurden. Die Forscher vermuten, dass es mehrere "Qualitäten" der Mumifizierung gab – zu unterschiedlichen Preisen für die Hinterbliebenen.

Die Ägypter glaubten an eine Wiederbelebung nach dem Tod. Diese war aber nur möglich, wenn die Seele den Körper wiederfinden und wiedererkennen konnte. Dafür musste der Körper unversehrt sein. So entstand der Brauch der Mumifizierung.

Substanzen namens "antiu" und "sefet"

Mit Hilfe chemischer Rückstandsanalysen konnten die Experten die molekularen Reste jener Substanzen herauslösen und identifizieren, die sich ehemals im Gefäß befunden hatten. Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht. Für die Forscher oftmals eine Überraschung: "Seit langer Zeit wurde die von den alten Ägyptern als "antiu" bezeichnete Substanz mit Myrrhe oder Weihrauch übersetzt. Doch wir konnten nun zeigen, dass sich dahinter ein bestimmtes Gemisch ganz unterschiedlicher Zutaten verbirgt, die wir mit Hilfe der Gaschromatographie-Massenspektrometrie entschlüsseln konnten", berichtete Projektleiter Maxime Rageot von der Universität Tübingen.

In Sakkara habe es sich bei "antiu" um eine Mischung aus Zedernöl, Wacholder- beziehungsweise Zypressenöl und tierischen Fetten gehandelt. Und hinter "sefet" steckt nicht wie bisher angenommen eine einzelne Substanz, sondern ein Gemisch aus Tierfett mit unterschiedlichen pflanzlichen Ölen oder Harzen. Pistazienharz und Rizinusöl wiederum wurden in der Werkstatt nachweislich ausschließlich für den Kopf verwendet, andere Substanzen kamen "am dritten Tag" oder "für die Leber" zum Einsatz, wieder andere waren "für eine schöne Haut".

Großteil der verwendeten Substanzen wurde importiert

"Namentlich sind viele dieser Balsamierungsstoffe seit der Entzifferung der altägyptischen Schrift bekannt", berichtete die Leiterin der Ausgrabung, Susanne Beck von der Universität Tübingen. "Aber welche Substanz sich hinter einem Namen verbarg, konnten wir bislang nur erahnen."

"Besonders überraschend war für uns, dass der größte Teil der während der Balsamierung verwendeten Substanzen nicht aus Ägypten selbst stammt, sondern zum Teil aus dem Mittelmeerraum und sogar auch aus dem tropischen Afrika und Südostasien importiert wurde", schilderte Philipp Stockhammer von der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Diese Dimension sei bisher unbekannt gewesen. Sie zeige, welcher Antrieb die Mumifizierungen für den frühen globalen Handel gewesen seien – schließlich seien die Toten damals ab der oberen Mittelschicht im großen Stil einbalsamiert worden.

Chemische Studien von Mumien deuten darauf hin, dass die Einbalsamierungsrezepte im Laufe der Zeit komplexer wurden. Eine offene Frage ist jedoch, wie die alten Ägypter bestimmte Einbalsamierungsverfahren und -rezepte entwickelt haben – und warum sie bestimmte Zutaten anderen vorgezogen haben, bevor sie im 1. Jahrtausend nach Christus langsam ein Ende fand.