Science
Folge der Umweltkrise – Plastik verschmilzt mit Gestein
So genannte "Plastiglomerate" wurden jetzt auf einer weit abgelegenen und praktisch unbewohnten Insel gefunden – ein Mahnmal der globalen Plastikkrise
Die Geologie der brasilianischen Vulkaninsel Trindade fasziniert Wissenschaftler seit Jahren, aber die Entdeckung von Gesteinen aus Plastikmüll in diesem abgelegenen Schildkrötenrefugium löst Alarm aus. Geschmolzenes Plastik hat sich auf der Insel mit Felsen verflochten, was nach Ansicht der Forscher ein Beweis für den wachsenden Einfluss des Menschen auf die geologischen Zyklen der Erde ist. Die Steine bestehen aus einer Mischung aus Sedimentkörnern und anderem Geröll, die von Kunststoff zusammengehalten werden.
12,7 Millionen Tonnen Plastik jährlich
Diese Entdeckung zeigt, wie umfangreich die Plastikverschmutzung auf der ganzen Welt geworden ist. Das meiste Plastik landet auf Mülldeponien und ein kleiner Teil wird recycelt, aber jedes Jahr gelangen etwa 12,7 Millionen Tonnen Plastik ins Meer. Meeresströmungen verteilen das Plastik dann weltweit. Dies deutet darauf hin, dass die Plastikfelsen auch an anderen Orten gefunden werden könnten. Die Folgen wiegen schwer, denn die Plastikpartikel sind in winziger Form schlecht für Pflanzen, Tiere und den Menschen.
Neue Ära: "Verschmutzung hat Geologie erreicht"
"Das ist neu und erschreckend zugleich, denn die Verschmutzung hat die Geologie erreicht", sagt Fernanda Avelar Santos, Geologin an der Bundesuniversität von Parana. Santos und ihr Team führten chemische Tests durch, um herauszufinden, welche Art von Kunststoffen in den Felsen enthalten ist, die "Plastiglomerate" genannt werden – eine Bezeichnung für mit geschmolzenem Plastik durchzogenes Gestein. "Wir haben festgestellt, dass die Verschmutzung hauptsächlich von Fischernetzen stammt, die an den Stränden der Insel Trinidade sehr häufig zu finden sind", so Santos. "Die Netze werden von den Meeresströmungen mitgerissen und sammeln sich am Strand an. Wenn die Temperatur steigt, schmilzt dieses Plastik und verbindet sich mit dem natürlichen Material des Strandes".
Wichtiger Zufluchtsort verseucht
Die Insel Trindade ist eines der weltweit wichtigsten Schutzgebiete für die Grüne Meeresschildkröte, die jedes Jahr zu Tausenden zur Eiablage hierher kommt. Die einzigen menschlichen Bewohner auf Trindade sind Mitglieder der brasilianischen Marine, die einen Stützpunkt auf der Insel unterhält und die nistenden Schildkröten schützt. "Der Ort, an dem wir diese Plastikproben gefunden haben, ist ein dauerhaft geschütztes Gebiet in Brasilien, in der Nähe des Ortes, an dem grüne Schildkröten ihre Eier ablegen", sagte Santos.