Science
Blackout droht – nächster Sonnensturm trifft die Erde
Nach der Explosion eines "toten" Sonnenflecks ist ein geomagnetischer Sturm in Richtung Erde unterwegs. Er wird uns am Donnerstag treffen.
Ausgerechnet wenige Tage vor Ostern soll am Donnerstag, den 14. April 2022, um 13.00 Uhr MESZ ein Sonnensturm die Erde treffen. Ausgelöst wurde der Plasmaball durch die Explosion des "toten" Sonnenflecks AR2987, berichtet "Spaceweather".
Das vermeintlich harmlose Naturphänomen könnte auch äußerst unangenehme Folgen haben. Denn Sonnenstürme bedrohen nicht nur die Stromversorgung, sie könnten auch einen globalen Zusammenbruch des Internets zur Folge haben. Außerdem können Störungen von Rundfunk und Mobilfunknetzen auftreten – ein Blackout droht. Grund dafür sind elektrisch geladene Teilchen, die durch die Eruptionen auf die Erde gelangen.
Kosmische Strahlung
Zugleich gelangt die kosmische Strahlung in tiefere Luftschichten. Sie kann die Elektronik in Flugzeugen stören, und Flugreisende werden mit höheren Strahlendosen bombardiert. Um dies zu vermeiden, müssen Flugzeuge bei starken Sonnenstürmen die Polarrouten meiden. Auf den menschlichen Körper wirken sich Sonnenstürme indes nicht direkt aus, denn das Leben am Boden ist durch die Lufthülle und das Magnetfeld der Erde geschützt.
Sonnenflecken sind dunkle Regionen auf der Oberfläche der Sonne. Sie werden durch einen starken magnetischen Fluss aus dem Inneren der Sonne verursacht. Diese Flecken sind vorübergehend und können Stunden bis Monate dauern.
Die Idee eines "toten" Sonnenflecks ist eher poetisch als wissenschaftlich, erklärte Philip Judge, ein Sonnenphysiker am High Altitude Observatory des National Center for Atmospheric Research (NCAR), gegenüber "Live Science". Aber die Konvektion der Sonne bricht diese Flecken auseinander und ab und zu kann es sein, dass sie neuerlich erwachen – was bei AR2987 der Fall ist.
Laut US-Wetterexperten dürfte der geomagnetische Sturm höchstwahrscheinlich in der Kategorie G1 angesiedelt sein und für die Erde somit weniger dramatische Auswirkungen haben. Die Skala der US-Wetterbehörde National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) ordnet Stürme von 1 bis 5 ein, Stufe 1 ist ein "kleiner" Sturm.
Polarlichter in Großbritannien
Für Stromnetze oder Satelliten besteht bei dieser Kategorie kein Risiko. Stattdessen sind umfangreiche Polarlichter bis zum 55 Breitengrad - und damit unter anderem auf der Höhe Glasgow – möglich.
Erst am Sonntag hatte ein Sonnensturm der Kategorie G3 die Erde getroffen. Er löst unter anderem eine Aurora borealis über der Grenze zwischen Kanada und den USA aus. Außerdem wurde Amateurfunk gestört. Videos zeigen die Lichter:
Hohe Sonnenaktivität
Generell hat die Aktivität der Sonne zuletzt zugenommen. Sie befindet sich derzeit im 25. Zyklus, der sogenannten "Aufwachphase". Die Sonne befindet sich derzeit im 25. Sonnenzyklus, dem 25. seit Beginn der offiziellen Beobachtungen im Jahr 1755. Die Anzahl der Sonnenflecken während dieses Zyklus steigt und wird voraussichtlich im Jahr 2025 ihren Höhepunkt erreichen.
130 Millionen Menschen ohne Strom
Frühere Sonnenstürme lassen ahnen, was auf die Menschheit da in den nächsten Jahren zu kommen könnte. Ende Oktober 2003 etwa gingen in der südschwedischen Stadt Malmö infolge eines Sonnensturms für eine Stunde die Lichter aus. Zugleich verlor die japanische Raumfahrtbehörde JAXA den Kontakt zu zwei ihrer Satelliten.
Furore machte im März 1989 ein geomagnetischer Sturm, der in der kanadischen Provinz Quebec das Stromnetz lahmlegte und ein Chaos verursachte, weil Verkehrsleitsysteme, die elektrischen Anlagen der Flughäfen sowie die Fernwärmeversorgung ausfielen. Sechs Millionen Menschen hatten neun Stunden lang keinen Strom.
In der NAS-Studie modellierten die Autoren, wie sich eine solche Supereruption heute auswirken würde, vor allem auf die USA. Die Ergebnisse erschrecken: Durch das Hochspannungsnetz jagende Ströme würden rasch 300 Transformatoren an Schlüsselpositionen zerstören. In nur 90 Sekunden wären in Nordamerika 130 Millionen Menschen ohne Strom.