Science
"Dinokiller" löste weltweit gebirgshohen Tsunami aus
Der Asteroid, der vor 66 Millionen Jahren zum Aussterben der Dinosaurier geführt hatte, löste auch einen Tsunami mit gebirgshohen Wellen aus.
Wenn es um einen Tsunami geht, denken viele an 2004 zurück. Doch der "Weihnachtstsunami" von vor 18 Jahren, der mit seinen teils bis zu 30 Meter hohen Wellen, über 230.000 Menschen in 14 Ländern das Leben kostete, war offenbar nichts, im Vergleich zu dem Tsunami vor 66 Millionen Jahren.
Damals schlug ein rund 14 Kilometer großer Asteroid mit einer Geschwindigkeit von 43.200 Stundenkilometern am Nordrand der mexikanischen Halbinsel Yucatán ein. Der Himmelskörper hinterließ nicht nur einen 200 Kilometer breiten und zehn Kilometer tiefen Krater, sondern führte auch zum Aussterben von über 70 Prozent aller damaligen Arten – darunter auch die Dinosaurier.
Ein Tsunami unverstellbarer Kraft
Zu diesem Zeitpunkt war die Gegend des Einschlages von einem flachen Meer bedeckt. Dieser Umstand führte zu einem Tsunami, der sich wohl jeglicher Vorstellungskraft entziehen dürfte, schreiben die Autroen einer neuen Studie, die im US-amerikanischen Fachjournal "American Geophysical Union Advances" veröffentlicht wurde.
Den Wissenschaftlern gelang es, durch Modellierungen ein besseres Verständnis der Ausmaße dieses Tsunamis zu gewinnen. Demnach soll er unmittelbar nach dem Aufprall eine Energie gehabt haben, die 30.000 Mal höher war als bei dem Tsunami im Indischen Ozean Ende 2004.
Innerhalb von 48 Stunden rund um den Globus
Zehn Minuten nach dem Impakt und etwa 220 Kilometer von der Einschlagstelle entfernt begann sich eine 1,5 Kilometer hohe Tsunami-Woge ringförmig auszubreiten. Eine Stunde nach dem Aufprall hatte der Tsunami den Nordatlantik erreicht, weitere drei Stunden später waren die Wellen durch den Mittelamerikanischen Seeweg in den Pazifik vorgedrungen. Binnen 48 Stunden nach dem Aufprall hatten riesige Tsunami-Wellen praktisch alle Küsten der Welt in Mitleidenschaft gezogen.
"Dieser Tsunami war stark genug, Sedimente in Ozeanbecken eine halbe Welt entfernt aufzuwirbeln", sagte Molly Range von der Universität Michigan, die das Forschungsprojekt leitete. "Dadurch entstanden Lücken in den damaligen Sedimentlagen und ein Durcheinander in älterer Ablagerung."
Als der Tsunami die nordatlantischen Küstenregionen und die Pazifikküsten Südamerikas erreichte und auf flachere Gewässer traf, gewannen die auf dem offenen Meer zehn Meter hohen Wellen durch den sogenannten Shoaling-Effekt wieder dramatisch an Höhe. "Je nach Küstengeometrie und Wellengang wurden die meisten Küstenregionen der Welt teilweise überschwemmt und erodiert", schreiben die Studienautoren. "Jeder historisch dokumentierte Tsunami verblasst im Vergleich zu solchen globalen Auswirkungen." Wie groß die Auswirkungen des Tsunamis an Land waren, soll nun weiter erforscht werden.