Reisen
Reiseübelkeit – wie es dazu kommt und was dagegen hilft
Während längerer Autofahrten, aber auch im Flugzeug oder auf dem Schiff reist bei vielen ein unliebsamer Begleiter mit: die Reisekrankheit.
Stundenlanges Autofahren, die Fährüberfahrt bei Wellengang oder der turbulente Flug – auf dem Weg in den Sommerurlaub kann es einem schnell einmal den Magen umdrehen. Rund 85 Prozent der Menschen wird allerdings grundsätzlich die Freude am Urlaub von der Übelkeit verdorben – sie leiden an der sogenannten Reisekrankheit.
Allerdings kann eine Kinetose, wie sie in der Medizin genannt wird, nicht nur Übelkeit und Erbrechen hervorrufen. Die Beschwerden reichen von Kopfschmerzen, Schweißausbrüche, Schwindel, Blässe bis hin zu beschleunigtem Atmen.
Verwirrtes Gehirn
Der Grund dafür ist nichts weiter als ein Kommunikationsproblem im Gehirn, weil die Rezeptoren widersprüchliche Signale liefern: Während die Augen Stillstand melden, signalisiert etwa das Gleichgewichtsorgan des Innenohrs Bewegung. Das Gehirn ist infolge dessen verwirrt und der Körper überfordert. Schwindelgefühl, Kopfschmerz und Übelkeit sind also keine klassische Krankheit, sondern eine Reaktion des Körpers auf die vielen widersprüchlichen Reize.
Wer davon betroffen ist, kann nicht nur vor Reiseantritt Vorkehrungen treffen, sondern auch bei ersten Anzeichen während der Fahrt gegensteuern: Der Blick sollte besser aus dem Fenster auf die Straße gehen oder einen festen Punkt am Horizont fixieren. Ein Buch zu lesen oder sich mit dem Handy zu beschäftigen, kann hingegen Übelkeit und Schwindel verstärken.
Auch die richtige Platzwahl kann dabei eine Rolle spielen. Wer mit dem Bus verreist, sollte am besten in Fahrtrichtung und am Fenster sitzen. In der Mitte des Busses sind die Pendelbewegungen am geringsten – das kann helfen. Im Auto ist der Beifahrersitz der Rückbank vorzuziehen. Im Flugzeug kann ein Platz in der Nähe der Tragflächen helfen. Auf einem Schiff ist es ratsam, sich an Deck aufzuhalten und den Horizont zu fixieren. So können die Kipp- und Drehbewegungen, die dem Körper an Bord eines Schiffs zu schaffen machen, besser ausgehalten werden.
Wer lange Flüge oder Autofahrten hasst, kann sie am besten schlafend verbringen. Die Zeit vergeht nicht nur schneller, auch Reiseübelkeit ist dann kein Problem, weil die visuellen Reize wegfallen und der Gleichgewichtssinn weitestgehend inaktiv ist.
Leichte Kost und Ingwer
Vor der Fahrt sollte am besten leichte und bekömmliche Kost zu sich genommen werden. Auf Alkohol sollte mindestens 24 Stunden vor Reiseantritt verzichtet werden. Auch Ingwer kann laut Studien Reiseübelkeit lindern. Schon mehrere Tage vor Reiseantritt sollten zwei Gramm frischer Ingwer täglich zu sich genommen werden. Das funktioniert auch in Form eines Ingwertees. Dabei sollte frischer Ingwer in einer Tasse heißem Wasser sechs Minuten ziehen. Für die Autofahrt in den Urlaub können sich Reisende den Ingwertee in einer Thermoskanne mitnehmen und trinken, wenn ihnen übel wird. Ebenso kann es helfen, sich abzulenken oder die Fenster im Auto zu öffnen.
Medikamente nur als letzte Maßnahme
Tritt die Reiseübelkeit häufig und stark auf, kann auch die Einnahme von Arzneimitteln helfen. Bei Erwachsenen und Jugendlichen werden zur Vorbeugung die beiden Wirkstoffe Diphenhydramin und Scopolamin empfohlen, die Übelkeit und Erbrechen unterbinden.
Da allerdings häufig mit Nebenwirkungen zu rechnen ist, sollten diese Medikamente nur eingesetzt werden, wenn andere Maßnahmen wirkungslos bleiben. Einige Arzneimittel machen sehr müde – das kann zum Beispiel bei Reisen mit dem Auto zum Problem werden.
Wie sich Reiseübelkeit bei Kindern behandeln lässt
Leiden Kinder unter Reiseübelkeit, sollte möglichst nachts gereist werden, denn auch Kinder werden im Schlaf nicht reisekrank. Tagsüber kann Ablenkung helfen. Musik, Hörspiele oder Märchen können Symptome der Reiseübelkeit abschwächen, da die auslösenden Reize durch starke akustische Signale überlagert werden.
Leidet ein Kind wiederholt an Reiseübelkeit, können der Kinderarzt oder die Kinderärztin ein vorbeugendes Medikament verschreiben. Häufig kommen medizinische Kaugummis oder homöopathische Mittel bei Kindern zum Einsatz.