Gesundheit
"Wird Tote fordern" – Top-Experte warnt vor NÖ-Corona-W
In Niederösterreich soll kein Geld mehr für die Bewerbung der Corona-Schutzimpfung aufgebracht werden. Unter Experten sorgt das für Unverständnis.
Die jüngsten Entwicklungen in Niederösterreich sorgen derzeit für einen Sturm der Entrüstung und Enttäuschung unter Österreichs Corona-Experten: Unter der neuen schwarz-blauen Landesregierung soll kein Geld mehr in die Bewerbung der Corona-Schutzimpfung gesteckt und Strafzahlungen für Verletzungen der Corona-Maßnahmen rückerstattet werden.
Molekularbiologe Ulrich Elling reagierte darauf mit einem mehr als direkten und fast schon erschütternden Posting auf Twitter: "Die Entscheidung in Niederösterreich, die Covid-Impfkampagne einzustellen, wird bei den Vulnerablen, wo Impfung wichtig bleibt, unnötige Tote fordern. Fakt."
„"Die Entscheidung (...) wird bei den Vulnerablen, wo Impfung wichtig bleibt, unnötige Tote fordern. Fakt."“
Schutz vor schwerem Verlauf
Immer wieder wurde sowohl von Elling als auch einer Vielzahl anderer Corona-Experten betont, wie wichtig die Corona-Schutzimpfung trotz erhöhter Immunflucht vor allem für vulnerable Gruppen ist. Zwar würde sie nicht zu Hundertprozent vor einer Ansteckung schützen, jedoch in den meisten Fällen zumindest vor einem schweren Verlauf.
GECKO-Auflösung zur Folge
Der Wissenschaftler vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) ist mit dieser Einstellung auch bei Weitem nicht der Einzige. Nachdem Montagabend bei einer Sitzung beschlossen wurde, die Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination (GECKO) vorzeitig mit 31. März 2023 aufzulösen, hat sich nun auch GECKO-Mitglied und Virologe Andreas Bergthaler via Twitter dazu geäußert. Demnach habe er unter anderem aufgrund der "politischen Entwicklungen" für die Auflösung des Beratungsgremiums gestimmt.
"Das Beratungsgremium #GECKO kommt zum Ende. Ich (und andere) hatte gestern den Austritt für Anfang April angekündigt. Der folgende mehrheitliche Antrag, GECKO mit Ende März aufzulösen, hatte meine Unterstützung. Meine Beweggründe waren politischen Entwicklungen geschuldet, die für mich mit dem ursprünglichen Beratungsmandat nicht mehr in Einklang zu bringen waren", so Bergthaler. Außerdem sei sein Arbeitsauftrag bis Juni sei "unklar" gewesen.
Andere Fragen wichtiger
Dem stimmte Simulationsforscher Niki Popper zu: "Ich habe auch einen Austritt im April anvisiert." Aus seiner Sicht seien außerdem die Fragen innerhalb der Krisenkoordination mittlerweile weniger sinnvoll. "Andere Fragen sind jetzt wichtiger, wie Interaktion von Covid-19 mit anderen Infektionen oder integrierte Versorgung zwischen Krankenhäusern und Ärzt*innen."