Gesundheit

Eine der ansteckendsten Krankheiten der Welt kehrt zurück

Nach Todesfällen in Großbritannien und einer massiven europaweiten Ausbreitung schlägt die WHO Alarm: Die Masern sind auf dem Vormarsch.

Christine Scharfetter
Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheitserregern, mit denen sich ein Mensch infizieren kann.
Masern zählen zu den ansteckendsten Krankheitserregern, mit denen sich ein Mensch infizieren kann.
Getty Images/iStockphoto

"Masern sind aktuell eine imminente Bedrohung in jeder Region der Welt", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung der Weltgesundheitsorganisation WHO und der EU-Gesundheitsbehörde ECDC vom Montag.

Todesfälle und Behinderungen

Matthew Ferrari von der Penn State University rechnet mit vielen Todesfällen und Behinderungen: "Masern können sehr schwerwiegend sein, wenn nicht genügend Ressourcen für die Behandlung der Symptome zur Verfügung stehen", wird er zitiert. "In unterversorgten Gebieten können bis zu fünf Prozent der mit Masern infizierten Kinder sterben, und die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs ist bei jüngeren Kindern höher."

Große Lücken im Impfschutz

Der Grund für die massive Ausbreitung des Virus soll laut den Behörden der anhaltende Rückgang an Impfungen, schwache Krankheitsüberwachung und verspätete Reaktionspläne wegen Covid-19 sein.

Demnach hat eine Rekordzahl von fast 40 Millionen Kindern im vergangenen Jahr keine Masernimpfung erhalten. Konkret erhielten 25 Millionen Kinder ihre erste Dosis und weitere 14,7 Millionen ihre zweite Dosis nicht. Die Behörden bezeichnen das als "bedeutenden Rückschlag im globalen Fortschritt, Masern Stück für Stück und nachhaltig zu eliminieren." Millionen Kinder seien daher anfällig für die Masern, eine der am meisten ansteckenden Krankheiten überhaupt. Im Jahr 2021 habe es rund neun Millionen Maserninfektionen gegeben. Ein Jahr zuvor waren es 7,5 Millionen Infektionen und damit ähnlich viele wie im Jahr 2017.

Das musst du über das Virus und die Impfung dagegen wissen:

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Was sind Masern?

Masern (lat. Morbilli) sind eine durch das Masernvirus hervorgerufene, hochansteckende Infektionskrankheit. Schon ein Nieser eines Infizierten reicht aus, um sich anzustecken, genauso wie das Berühren von kontaminierten Oberflächen. Erkrankte sind auch dann schon ansteckend, wenn sie noch nicht den typischen Hautausschlag entwickelt haben.

Das Masernvirus macht nicht nur akut krank. Es stört auch das Immunsystem, sodass die Menschen ihre Widerstandskraft gegen Krankheiten verlieren, mit denen sie zuvor zu tun hatten. In einigen Fällen kann dies ein ebenso starker Risikofaktor sein wie die Einnahme von immunsuppressiven Medikamenten.

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Warum sind Masern keine harmlose Kinderkrankheit?

Gewisse Impfgegnerinnen und Impfgegner führen ins Feld, dass eine Masernerkrankung für ein Kind einen wichtigen Teil des Erwachsenwerdens darstelle. Doch es können ungeschützte Menschen jeden Alters erkranken. Zudem kommt es bei jeder zehnten Person zu Komplikationen. Am schwerwiegendsten sind dabei Lungen- und Gehirnentzündungen. Zudem verlaufen Masern bei einem von rund 3.000 Erkrankten tödlich.

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Wie sicher ist die Impfung?

Die Masern-Impfung bietet keinen 100-prozentigen Schutz. Nach der ersten Impfdosis liegt der Schutz bei etwa 91 Prozent, nach der zweiten bei 92 bis 95 Prozent. Dennoch lohnt sich die Schutzmedikamentierung, denn nur ein bis acht Menschen von 100 bekommen trotz Impfung die Masern, nachdem sie dem Virus ausgesetzt waren. Von den nicht Geimpften stecken sich dagegen etwa 90 von 100 an.

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Manche behaupten, die Masernimpfung führe zu Autismus. Woher stammt die Idee?

Sie stammt aus einer 1998 im Fachjournal "The Lancet" publizierten Studie, die später zurückgezogen wurde – weil ihr Autor, Andrew Wakefield, Interessenkonflikte nicht deklariert und Beweise manipuliert hatte. Die Studienergebnisse wurden schlussendlich als "grundfalsch" disqualifiziert und Wakefield der arglistigen Täuschung bezichtigt. Die britische Ärztekammer sprach gegen ihn sogar ein Berufsverbot aus. Kurz: An der Idee ist nichts dran, wie seither mehrere Studien zeigten.

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Wieso wird bei manchen Kindern nach der Impfung Autismus festgestellt?

Das scheint nur so: Die ersten Verhaltensstörungen bei Autistinnen und Autisten treten im Alter von 18 bis 20 Monaten auf. Und damit im gleichen Zeitraum, in dem 95 Prozent der Kinder geimpft werden.

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Überlastet die Masernimpfung nicht das Immunsystem der Kinder?

Nein, laut Fachleuten sind Kinder jeden Tag Tausenden von Antigenen ausgesetzt, das vorgeschlagene Impfschema dagegen enthält nur rund 300 Antigene. Laut Paul A. Offit von der Universität Pennsylvania würden selbst bei einer parallelen Gabe von elf Impfstoffen nur etwa 0,1 Prozent des Immunsystems in Beschlag genommen.

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Enthält der Impfstoff Quecksilber oder Aluminium?

Der seit 1985 empfohlene kombinierte Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) ist vollkommen frei von Quecksilber (Thiomersal), Aluminium und sogenanntem Adjuvans (wirkungsverstärkender Stoff).

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Wie sieht es mit den Nebenwirkungen aus?

Der Körper reagiert: Die Einstichstelle kann rot werden, anschwellen und schmerzen. Mitunter schwellen auch die Lymphknoten an, die Körpertemperatur kann steigen und Kopfschmerzen, Magen-Darm-Beschwerden und Müdigkeit können die Folge sein. Rund jede fünfzigste Person erkrankt nach der Impfung an einer sehr abgeschwächten Form der Masern. Diese sogenannten Impfmasern sind allerdings nicht ansteckend und klingen in der Regel rasch und folgenlos ab. Grundsätzlich sollten Menschen, die an Immunschwäche leiden, sich in einer immunsuppressiven Therapie befinden oder eine bekannte schwere Allergie gegenüber Inhaltsstoffen des Wirkstoffs haben, sich nicht impfen lassen. Auch Schwangere sollten vorsichtshalber davon absehen.

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Wie lautet die Impfempfehlung für Österreich?

Es wird geraten, Kleinkinder gegen Masern impfen zu lassen. Empfohlen sind zwei Dosen: die erste mit neun Monaten, die zweite mit zwölf Monaten. Allen 1963 und später Geborenen, die nicht zweimal geimpft sind und die Masern noch nicht hatten, wird die Nachimpfung empfohlen.

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Was ist mit Neugeborenen?

Sofern es gestillt wird und die Mutter entweder Masern hatte oder ausreichend geimpft ist, verfügt ein Neugeborenes über einen sogenannten Nestschutz. Darunter versteht man Antikörper, die die Mutter über die Plazenta oder die Milch auf das Kind übertragen hat. Jedoch schwindet dieser Schutz mit der Zeit.

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Wie lässt sich herausfinden, ob der Körper immun gegen Masern ist?

Aufschluss kann ein Bluttest beim Hausarzt geben. Weil der jedoch auch fehlerhaft sein kann, raten Experten dazu, sich im Zweifelsfall lieber erneut impfen zu lassen. Ihr Argument: Man kann sich nicht "überimpfen".

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