Gesundheit
Mutationen durch Covid-Medikament? Das sagt der Experte
Molnupiravir soll Corona-Mutationen auslösen. Pharmakologe Markus Zeitlinger klärt im "Heute"-Gespräch auf.
Bislang galt das antivirale Medikament Molnupiravir als bewährtes Mittel gegen Covid-19. Doch jetzt legt eine im Fachjournal "Nature" veröffentlichte Studie nahe, dass es zur Entstehung neuer Corona-Varianten beitragen könnte.
"Vorwegzunehmen ist hierbei, dass das Medikament, nicht speziell zum Einsatz gegen Covid-19 hergestellt wurde, sondern ein reines Grippe-Medikament war, das aber auch dafür, nie zugelassen wurde", erklärt Markus Zeitlinger, Klinischer Pharmakologe an der Med-Uni Wien im "Heute"-Gespräch. Es wurde, durch die verzweifelte Corona-Lage, aus der Medikamenten-Schublade hervorgeholt und vor Abschluss des offiziellen Zulassungsprozesses eingesetzt - mit Zustimmung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA. "Einreichungsprozess und Einsatz bei Erkrankten überschnitten sich."
Mutierte Viren weitergegeben
Durch den Einsatz von Molnupiravir bei Erkrankten, wurde erkannt, dass das Medikament bei der Replikation des Virus Mutationen in dessen Genom bewirkt. Da dies schädlich für das Virus ist, soll die Replikation dadurch unterbunden und die Viruslast im Körper innerhalb von 24 Stunden massiv reduziert werden. "Den Rest sollte das Immunsystem erledigen können", so der Experte.
„"Ein Supervirus ist dadurch nicht entstanden."“
Das funktioniere allerdings nur, wenn das Immunsystem stark genug arbeitet. Ist die Immunantwort bei einer Person allerdings schwach und vorbelastet, kann es sein, dass mutierte Viren überleben und schlussendlich weitergegeben werden. "Grundsätzlich, wird eine Mutation, meist bei den Personen vorgefunden, die dieses Medikament eingenommen haben", erklärt Zeitlinger. Auch zu Übertragungen sei es gekommen, mehr aber auch nicht. "Ein Supervirus ist dadurch nicht entstanden."
Und jetzt?
Am 24. Februar 2023 sprach die Europäische Arzneimittel Agentur (EMA) aus, die Zulassung von Molnupiravir, in der EU zu verweigern. "Man soll daraus lernen", betont Zeitlinger. Eine weitere Studie ergab außerdem, dass der Einsatz dieses Medikamentes weder die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten noch jene von Todesfällen unter Hochrisiko-Erkrankten verringert hat. Mittlerweile hat der Entwickler Merck das Medikament zurückgezogen.