Fashion and Beauty
CoolSculpting: So riskant ist Beauty-Eingriff wirklich
Nachdem Linda Evangelista ihre Entstellung öffentlich machte, legt eine Untersuchung nahe, dass es eher "häufig" als "selten" zu Nebenwirkungen kommt.
"Brutal entstellt"! Als Supermodel Linda Evangelista mit dieser Aussage im September 2021 an die Öffentlichkeit ging, sorgte das für Entsetzen und ein Aufhorchen – nicht nur in der Mode- und Beauty-Branche. Die mittlerweile 57-Jährige hatte sich fünf Jahre zuvor einer CoolSculpting-Behandlung unterzogen. Eine Methode, bei der Fettpölsterchen schnell, schmerzlos, ohne Operation und unkompliziert "weggefroren" werden sollen.
Dabei werden die jeweiligen Körperstellen mittels Kryolipolyse (so der Fachbegriff für das Verfahren) auf – je nach Gerät und Applikator – zwischen 4 und -11 Grad Celsius heruntergekühlt. Die Kälte lässt den Großteil der Fettzellen absterben, die in den folgenden etwa drei Monaten vom Körper abgebaut werden.
Die Forschung dazu stammt aus einem Labor der Harvard Medical School, einer von vielen Gründen, warum sich die Beauty-Behandlung vor über zwölf Jahren innerhalb kürzester Zeit weltweit etablieren konnte. Die Behandlung wurde seit ihrer Einführung 17 Millionen Mal verkauft.
Statt zu schmelzen kann das Fett wachsen
Doch nicht in allen Fällen funktioniert die Methode. Das Verfahren kann auch zu einer schweren Entstellung führen, denn das Fett kann anstatt zu schmelzen, wachsen, sich verhärten und sichtbare Verformungen bilden – manchmal sogar die Form des Applikators. Eine Nebenwirkung, die als paradoxe adipöse Hyperplasie (P.A.H) bekannt ist und normalerweise eine oder mehrere Operationen erfordert, um sie zu korrigieren.
"Es hat meine Fettzellen vermehrt, nicht verringert, und mich dauerhaft deformiert zurückgelassen", klagte auch Supermodel Linda Evangelista 2021 über ihre Erfahrungen mit CoolSculpting. Laut dem Konzern Allergan Aesthetics, der hinter dem Verfahren steht, eine sehr seltene Nebenwirkung, die nur bei 0,0333 Prozent auftritt – sprich, bei 1 von 3.000 Behandlungen.
Eher "häufig" als "selten"
Eine Untersuchung der "New York Times" – die sich auf interne Dokumente, Gerichtsverfahren, medizinische Studien und Interviews stützt – deutet jetzt jedoch darauf hin, dass das Risiko für die Patientinnen und Patienten wohl doch erheblich höher sein könnte.
So gaben über ein Dutzend Ärzte, die von der US-amerikanischen Tageszeitung befragt wurden an, dass die Risikoeinschätzung des Herstellers deutlich niedriger war, als das, was sie in ihrer Praxis oder Forschung beobachtet hatten. Teilweise deshalb, weil es mehrere Monate dauerte, bis die Nebenwirkung sichtbar wurde und die Veränderung nicht immer mit der Behandlung in Verbindung gebracht wurde. Zum Teil hätten die Patienten geglaubt, einfach wieder zugenommen zu haben. Zu dieser Einschätzung kommt auch eine Studie aus dem Jahr 2020, die aufzeigt, dass P.A.H nur selten gemeldet wird und häufig falsch diagnostiziert wird.
Die zunehmende Inzidenz erfüllte die Kriterien der Weltgesundheitsorganisation für ein "häufiges" anstelle eines "seltenen" Ereignisses.
Immer mehr Fälle
Die Meldungen über Nebenwirkungen an die amerikanische Food and Drug Administration (FDA), die 2010 ihre Zulassung für die Behandlungsmethode erteilte, schossen nach Evangelistas Instagram-Posting in die Höhe. Direkt nach ihrem Schritt an die Öffentlichkeit waren es 1.100 Meldungen. 2022 waren es dann 1.900 Betroffene. Der Großteil davon betraf P.A.H.
Linda Evangelista selbst hat sich – wie viele Patienten mit Nebenwirkungen – mittlerweile mit dem Unternehmen geeinigt und wollte deshalb gegenüber der "New York Times" nicht Stellung beziehen.