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Liberale feierten muslimischen Stadtrat – Pride-Verbot

Als Hamtramck als erste Stadt einen muslimischen Stadtrat wählte, jubelten Viele. Jetzt fühlen sie sich angesichts eines neuen Gesetzes hintergangen.

So groß wie die Freude über seine Wahl war, so groß ist die Enttäuschung über die jüngste politische Entscheidung.
So groß wie die Freude über seine Wahl war, so groß ist die Enttäuschung über die jüngste politische Entscheidung.
REUTERS (Symbolbild)

Als das Stimmvolk des 28.000 Einwohner zählenden Hamtramck im Jahr 2015 als erstes im ganzen Land einen mehrheitlich muslimischen Stadtrat wählte, jubelten viele Liberale. Sie interpretierten die Wahl als eine bedeutsame Ablehnung der islamfeindlichen Rhetorik, die den Präsidentschaftswahlkampf des damaligen republikanischen Kandidaten Donald Trump kennzeichnete.

Den Entscheid des mittlerweile rein männlichen, muslimischen und konservativen Stadtrats mit einem Gesetz, das Anbringen von Pride-Flaggen an städtischen Gebäuden verbot, stößt bei ihnen auf viel Kritik. Im Juni wehen anlässlich des Pride-Months in vielen US-Orten und -Städten Regenbogenflaggen.

Rechtskonservative bejubeln Flaggen-Gesetz

Viele muslimische Einwohner, die sich im Rathaus versammelt hatten, brachen in Jubel aus, nachdem die Ratsmitglieder das Gesetz einstimmig angenommen hatten. Derweil gibt es auch in den sozialen Medien vom rechtskonservativen Lager Spott und Hohn gegenüber der LGBTQI-Bewegung.

"Schwulenlose Stadt", heißt es etwa unter einem Post der Stadt, dazu postet der User ein Bizeps-Emoji. Vor der Abstimmung hielt Stadtrat Mohammed Hassan einen Monolog, in dem er seine Haltung gegenüber LGBTQI-Anhängern klarmachte: "Ich arbeite für die Menschen, für das, was die Mehrheit der Menschen mag."

Die Argumente des Stadtrates decken sich mit denen, die auch von anderen konservativen Gruppen vorgebracht werden: Man würde lediglich versuchen, Kinder zu schützen. Zudem fordern die Unterstützer des Gesetzes, unter denen auch Anhänger externer rechter Gruppen waren, dass Homosexuelle «ihre Gesinnung in ihrem Haus behalten sollten».

"Haben sie unterstützt – jetzt bedrohen sie uns"

"Es gibt ein Gefühl des Verrats", sagt nun Karen Majewski, eine ehemalige Bürgermeisterin von Hamtramck. "Wir haben Sie unterstützt, als Sie bedroht wurden, und jetzt werden unsere Rechte bedroht, und Sie sind derjenige, der uns bedroht." Gracie Cadieux, eine queere Einwohnerin von Hamtramck und Mitglied einer Anti-Transphobie-Aktionsgruppe, sieht in dieser Haltung "eine Auslöschung der queeren Gemeinschaft und einen Versuch, queere Menschen zurück in den Schrank zu zwingen".

Fast ein Jahrhundert lang beherrschten polnische und ukrainische Katholiken die politische Landschaft von Hamtramck. Bis 2013 wurde die osteuropäische Bevölkerung jedoch weitgehend von muslimischen Einwanderern aus Bangladesh und dem Jemen verdrängt. Laut der Volkszählung von 2020 sind etwa 30 bis 38 Prozent der Einwohner von Hamtramck jemenitischer Abstammung, 24 Prozent stammen aus Asien, vorwiegend aus Bangladesh.

Bürgermeister sieht Opposition als schlechte Verlierer

Der 43-jährige Bürgermeister Amer Ghalib, der 2021 mit 67 Prozent der Stimmen zum ersten jemenitisch-amerikanischen Bürgermeister der Nation gewählt wurde, erklärte in einem Interview mit dem "Guardian", dass er sich bemühe, unparteiisch für alle zu regieren. LGBTQI-Anhänger hätten aber zu den Spannungen beigetragen, indem sie "anderen ihre Agenda aufzwingen". Einige Leute seien nun nicht bereit, die Tatsache zu akzeptieren, dass sie verloren hätten.

Während Teile der muslimischen Bevölkerung privat ihre Frustration über den Stadtrat zum Ausdruck brachten, war die ehemalige Stadträtin Amanda Jaczkowski, eine zum Islam konvertierte polnische Amerikanerin, die Einzige, die das Verbot öffentlich infrage stellte. In einer Erklärung äußerte sie Bedenken hinsichtlich der Rechtmäßigkeit und erklärte: "Es gibt zu viele unbeantwortete Fragen, um dieses Verbot heute zu verabschieden."

Die Ex-Bürgermeisterin Majewski argumentiert, dass die Mehrheit die Minderheit nicht mehr respektiert. Sie weist darauf hin, dass 2005 ein mehrheitlich christlicher Stadtrat eine Verordnung verabschiedete, die es erlaubte, den muslimischen Gebetsruf fünfmal am Tag aus den Moscheen der Stadt zu übertragen, obwohl die weißen Einwohner dagegen protestierten. Majewski merkt an, dass sie nicht die gleiche Gegenseitigkeit feststellen konnte, wenn die Rollen vertauscht waren.

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