Gesundheit

Leute mit zwei Virus-Varianten gleichzeitig infiziert

Forschende haben erstmals Covid-19-Patienten entdeckt, die gleichzeitig mit zwei verschiedenen Varianten des Coronavirus infiziert waren.

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Zum ersten Mal haben sich Menschen mit zwei Corona-Varianten gleichzeitig infiziert - sehr zur Besorgnis der Wissenschaftler.
Zum ersten Mal haben sich Menschen mit zwei Corona-Varianten gleichzeitig infiziert - sehr zur Besorgnis der Wissenschaftler.
Getty Images/iStockphoto

Nicht nur aus dem Norden Brasiliens gibt es schlechte Nachrichten punkto Coronavirus: Während dort in Manaus, der Hauptstadt des Bundesstaates Amazonas, bereits das Gesundheitssystem komplett zusammengebrochen ist, haben sich im Süden des Landes erstmals Personen mit zwei verschiedenen Sars-CoV-2-Varianten gleichzeitig infiziert.

Die Patienten, beide dem Bericht zufolge in ihren Dreißigern, wurden Ende November im Bundesstaat Rio Grande do Sul positiv auf Corona getestet. Bei einer Sequenzierung der Proben fand man nicht nur die zuerst im Bundesstaat Amazonas entdeckte Mutation P.1, sondern jeweils auch eine weitere Virus-Variante.

Zwei Patienten mit jeweils zwei Varianten

Ein Betroffener war zusätzlich mit der Corona-Variante B.1.1.248 infiziert, der andere mit B.1.91, berichtet das Team um den Virologen Fernando Spilki von der Feevale Universität im Bundesstaat Rio Grande do Sul auf dem Pre-Print-Server Medrxiv.org. Noch wurde die Arbeit noch nicht von unbeteiligten Experten geprüft. Bestätigen diese aber die Befunde, wäre dies die weltweit erste Studie, die von einer doppelten Infektion berichtet.

Dem Bericht zufolge erlebten beide Patienten milde Verläufe: Der eine Patient litt an trockenem Husten, der andere an Husten, Hals- und Kopfschmerzen. Ins Spital hätte keiner der beiden gemusst, so die Forschenden.

Die drei Varianten im Überblick

Sie ähneln sich, weisen aber auch Unterschiede auf. Das ist bislang zu den drei Corona-Mutanten bekannt, die Forschenden Sorge bereiten.
Britische Variante: Die als B.1.1.7 bezeichnete Variante tauchte erstmals im Dezember 2020 im Süden Großbritanniens auf, von wo sie sich im ganzen Land und über die Landesgrenzen hinaus verbreitete. Auch in Österreich ist sie anzutreffen.
Südafrikanische Variante: B.1.351 ist vermutlich im August 2020 entstanden. Heute ist sie vor allem in der Kapregion die vorherrschende Variante – möglicherweise, weil sie ansteckender ist. Möglich ist aber auch, dass sie der Immunantwort von Menschen entgeht, die schon einmal mit Sars-Cov-2 infiziert waren, so Londoner Forscher. Wäre letzteres der Fall, könnte das dazu führen, dass sich einmal Infizierte erneut infizieren könnten und so zur Verbreitung beitragen können.
Brasilianische Variante: Noch dünner als bei der B.1.351 ist die Datenlage aktuell bei P.1 (B.1.1.28), wie die brasilianische Variante genannt wird. Doch auch hier besteht Grund zur Besorgnis. Sie wurde erst vor kurzem in Manaus identifiziert, wo zuletzt ebenfalls ein rasanter Anstieg an Corona-Infektionen gemeldet wurde. Die Zahl der zu beatmenden Patienten war so hoch, dass der Region sogar der Sauerstoff ausging.

Wissenschaftler besorgt

Trotzdem betrachten Spilki und seine Kollegen und Kolleginnen die Entdeckung mit Sorge. Einerseits deutet das Auftreten dieser Doppelinfektionen auf "die signifikante Viruslast hin, die in Brasilien zirkuliert." Denn eine solche könnte auftreten, wenn verschiedene Viren in großer Menge übertragen werden, so Hauptautor Spilki.

Andererseits könnte die Koexistenz von zwei Stämmen im selben Körper die Mutation neuer Varianten des Coronavirus beschleunigen – und das "noch schneller, als es bisher der Fall war", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters den Wissenschaftler. "Es wäre ein weiterer evolutionärer Weg für das Virus."

Dazu noch einer, der unsere bisherigen Errungenschaften im Kampf gegen Sars-CoV-2 gefährden könnte. Denn neue Varianten – so auch die britische und südafrikanische Mutante – bergen das Risiko einer größeren Übertragbarkeit und einer möglichen Resistenz gegen Impfstoffe, die derzeit entwickelt werden.