CO2-Speicherung

"Letzter Ausweg" – Regierung beschließt neue Strategie

In ihrer neuen Carbon Management Strategie empfiehlt Türkis-Grün der nächsten Regierung, das Verbot der geologischen CO2-Speicherung aufzuheben.

Roman Palman
"Letzter Ausweg" – Regierung beschließt neue Strategie
An Punktquellen wie den Schornsteinen von Hochöfen und Zementwerken soll CO2 abgeschieden und später geologisch eingelagert werden.
Utrecht, Robin / Action Press / picturedesk.com (Symbolbild)

Dass Österreich irgendwann überhaupt keine Treibhausgase mehr ausstoßen wird, ist Stand heute noch eine Illusion. In manchen Sektoren wie der Zementproduktion oder der Müllverbrennung, ist das noch nicht möglich. Um die angestrengte Netto-Null bei den Emissionen doch noch zu erreichen, muss das ausgestoßene CO2 an diesen Punktquellen (Stichwort Schornstein) so gut wie möglich abgeschieden werden. Und dann?

Danach gibt es zwei Möglichkeiten für den Umgang mit dem abgeschiedenen CO2: geologisch einlagern oder anderweitig verwenden. Das alles verbirgt sich hinter dem etwas sperrigen englischen Fachterminus "Carbon Capture Utilisation and Storage" (CCUS).

Genau hier soll die Carbon Management Strategie (CMS) der Regierung nun mehr Klarheit schaffen. Am Mittwoch hat sich die türkis-grüne Koalition auf einen Leitfaden zum Umgang mit unvermeidbarem CO2-Ausstoß geeinigt. Eine der zentralen Empfehlungen: Das Aufheben des bisherigen Verbots von CO2-Speicherung in unterirdischen Lagerstätten.

CO2-Speicherung: Hier entsteht Europas größte Carbon-Capture-Anlage

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    Im Hafengebiet von Rotterdam wird Europas größte CO2-Abscheidungs- und Speicheranlage (Carbon Capture and Storage, kurz CCS) gebaut.
    Im Hafengebiet von Rotterdam wird Europas größte CO2-Abscheidungs- und Speicheranlage (Carbon Capture and Storage, kurz CCS) gebaut.
    NICOLLE R. FULLER / Science Photo Library / picturedesk.com

    "Letzter Ausweg"

    Das war schon lange Wunsch der ÖVP, die Grünen lenken jetzt ein. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) stellt aber klar, dass dies nur ein "letzter Ausweg" in jenen Sektoren, wo aus technischen Gründen keine andere CO2-Reduktion möglich ist, sein dürfe: "Speicherung darf nie eine Ausrede sein für die Emissionsreduktion. Wir brauchen beides."

    Magnus Brunner (ÖVP), der neben der Finanz auch für Bergbau zuständig ist, betont ebenfalls, dass es in erster Linie um das Vermeiden und Einsparen gehen müsse: "Auch da müssen wir besser werden".

    Viele bedeutende Fragen bleiben aber noch offen. So ist noch unklar, was diese Maßnahmen kosten könnten und in welchen Regionen CO2 überhaupt erfolgreich eingelagert werden könnte. Brunner verweist auf noch notwendige "sehr intensive Analysen".

    Erdgas raus, CO2 rein

    Grundsätzlich bieten sich für die geologische Kohlenstoffspeicherung bereits ausgebeutete Erdöl- und Erdgaslagerstätten an, erklärt Tobias Pröll, Professor für Energietechnik und Energiemanagement an der BOKU Wien, dazu im "Ö1-Morgenjournal".

    "Das sind von der geologischen Struktur her im Untergrund Sedimente vorhanden, die teilweise poröse Hohlräume haben, wo auch noch fossiles Meerwasser teilweise drinnen ist." So eine Speicherstätte müsste im Vorfeld aber sehr gut untersucht und mindestens 1.000 Meter unter der Erdoberfläche sein, damit genug Druck darauf lastet. Und der "Deckel", also die Gesteinsschichten darüber, müssten ausreichend dicht sein.

    Carbon-Capture-Anlage "Orca" verwandelt CO2 in Stein

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      In dieser Anlage auf Island wird CO2 aus der Luft gefiltert und im Boden gespeichert, um gegen den Treibhausgas-bedingten Klimawandel anzukommen.
      In dieser Anlage auf Island wird CO2 aus der Luft gefiltert und im Boden gespeichert, um gegen den Treibhausgas-bedingten Klimawandel anzukommen.
      ANTHONY ANEX / Keystone / picturedesk.com

      "Jetzt holt uns das ein"

      Pröll ist dahingehend positiv gestimmt: "Wir sehen es am Erdgas, das Millionen Jahre da sicher gelagert war, dass es möglich erscheint, das sicher hinzubekommen". Es gebe aber keine Technologie, die ohne Risiko sei. Die größte Entweichungsgefahr böten ihm zufolge alte Bohrlöcher, die natürlich sorgsam verschlossen werden müssten.

      Mit dem neuen Strategiepapier der Regierung werde die Diskussion über die geologischen Speichermöglichkeiten hierzulande aus einer Art "Dornröschschlaf" geweckt. Österreich hinke da den Nordsee-Anrainerstaaten deutlich hinterher.

      "Jetzt holt uns das ein", so der BOKU-Professor. Die CO2-Speicherung sei aber nur "ein Instrument in einem großen Orchester" auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität. "Um dorthin zu gelangen, können wir es uns schlichtweg nicht mehr leisten, CO2 aus Punktquellen in die Atmosphäre zu blasen."

      Nicht bindend

      Ob die türkis-grüne Carbon Management Strategie aber jemals Anwendung finden wird, steht noch in den Sternen. Sie in Gesetze zu gießen, geht sich in dieser Legislaturperiode nicht mehr aus, würde Aufgabe der nächsten Regierung(en).

      Warum man sie nun trotzdem ausverhandelt hat, erklärt Klimaschutzministerin Gewessler: "Nur weil wir jetzt drei Monate vor Ende der Legislaturperiode sind, stellt diese Regierung das Arbeiten natürlich nicht ein, sondern legt die Grundlagen für die nächsten Schritte. Und das machen wir mit dieser Strategie."

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        Sabine Hertel

        Auf den Punkt gebracht

        • Die österreichische Regierung hat eine Carbon Management Strategie (CMS) entwickelt, um mit unvermeidbarem CO2-Ausstoß umzugehen
        • Ein zentraler Punkt ist die Aufhebung des Verbots von CO2-Speicherung in unterirdischen Lagerstätten als "letzter Ausweg" in Sektoren, wo keine andere CO2-Reduktion möglich ist
        • Es bleiben jedoch noch viele Fragen offen, wie die Kosten und die geeigneten Regionen für die CO2-Einlagerung
        • Die Strategie müsste jedoch von zukünftigen Regierungen umgesetzt werden
        rcp
        Akt.