"Ich werde erpresst"
Letzter Abschied: Nawalny-Mutter durfte Leichnam sehen
Sechs Tage nach seinem plötzlichen Tod durfte Alexei Nawalnys Mutter endlich den Leichnam ihres Sohnes sehen. Mitnehmen darf sie ihn aber nicht.
Sechs Tage lang musste Lyudmila Nawalnaya um ihren toten Sohn trauern, ohne seinen Leichnam gesehen zu haben. Am Donnerstag verkündete die Sprecherin des Oppositionellen auf X, dass Lyudimila ihren Sohn kurz sehen und sich von ihm verabschieden durfte.
"Sie wird erpresst" – Nawalny-Team warnt
Der Mutter sei jedoch nicht erlaubt gewesen, den Leichnam mitzunehmen. Im russisch-orthodoxen Glauben ist es üblich, den Toten nach drei Tagen zu beerdigen. Die russischen Behörden wollen demnach ein heimliches Begräbnis für Nawalny machen, lautet der Vorwurf. "Sie wird erpresst", schrieb das Nawalny-Team über den Umgang der Behörden mit seiner Mutter.
Mutter meldet sich in Video
Die Mutter des Kreml-Kritikers meldete sich per Video selbst zu Wort. So hätten sie die Ermittler am Mittwochabend heimlich in eine Leichenhallte gebracht, wo sie Alexei sehen durfte. "Die Ermittler behaupten, die Todesursache sei bekannt", so Lyudimila. Sie hätte zudem in die medizinischen und rechtlichen Dokumente einsehen können sowie die ärztlichen Papiere über den Tod unterschrieben. Die Leiche habe sie aber nicht bekommen.
"Nach dem Gesetz hätten sie mir Alexeis Leiche sofort übergeben müssen, aber das haben sie bis heute nicht getan", kritisierte Nawalnaya und warf den Behörden vor, sie zu erpressen. "Sie stellen Bedingungen, wo, wann und wie Alexei beerdigt werden soll. Das ist illegal."
"Werde bedroht"
Sie wirft dem Kreml zudem vor, sie zu bedrohen. "Sie sehen mit in die Augen und sagen, dass sie etwas mit der Leiche meines Sohnes machen werden, wenn ich nicht in eine geheime Beerdigung einwillige." So solle das Begräbnis laut dem Kreml heimlich geschehen, ohne dass sich die Familie von Nawalny verabschieden kann. "Sie wollen mich an den Rand des Friedhofs zu einem neuen Grab bringen und sagen: Hier liegt dein Sohn. Damit bin ich nicht einverstanden", so die Mutter. Sie verhandle keine Sonderbehandlung, sondern nur, dass alles nach dem Gesetz geschehe, sagte sie.