Appell an Kreml

Kirche fordert Putin auf, Nawalny-Leiche freizugeben

Der in Haft gestorbene Kremlgegner Nawalny war Christ. Angehörige der russisch-orthodoxen Kirche fordern Putin auf, die Leiche herauszugeben.

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Kirche fordert Putin auf, Nawalny-Leiche freizugeben
Der russische Machtapparat hält die Leiche des am Freitag voriger Woche für tot erklärten Nawalny weiter unter Verschluss.
ARMEND NIMANI / AFP / picturedesk.com

Hunderte russisch-orthodoxe Geistliche und Laien haben in einem Appell den Moskauer Machtapparat zur Freigabe der Leiche des im Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexei Nawalny aufgefordert. "Wir fordern Sie auf, den Leichnam von Alexei Nawalny an seine Familie zu übergeben, damit seine Mutter, andere Familienangehörige und Gleichgesinnte sich von ihm verabschieden und ihm ein christliches Begräbnis bereiten können", hieß es in dem Appell, der am Donnerstag auch vom Team des Oppositionellen verbreitet wurde. Nach orthodoxem Brauch sollen Gläubige am dritten Tag nach ihrem Tod beerdigt werden.

Der russische Machtapparat hält die Leiche des am Freitag voriger Woche für tot erklärten Nawalny weiter unter Verschluss. Zuvor hatte auch die Mutter des 47-Jährigen, Ljudmila Nawalnaja, sich per Video mit der Forderung an Präsident Wladimir Putin gewandt, ihren Sohn beerdigen zu dürfen. Menschenrechtler, Angehörige und Unterstützer werfen Putin vor, er habe seinen Gegner im Straflager ermorden lassen. Der Kreml weist die Anschuldigungen zurück.

800 Namen unter Apell

Die russisch-orthodoxen Gläubigen erinnerten Putin, der sich selbst oft mit Kerze in der Hand in Kirchen zeigt, daran, dass es christliche Regeln gebe; die Angehörigen hätten einen Anspruch auf die Beerdigung. "Das ist nicht nur ihr Wunsch und ihr gutes Recht, sondern auch ihre Pflicht gegenüber Gott und dem Verstorbenen", hieß es in dem Appell, der seit Mittwoch im Internet abrufbar ist und 800 Namen aufwies. "Alexei Nawalny war nicht nur ein Oppositionspolitiker, er war auch ein gläubiger Mensch."

Die Tragödie des Todes dürfe nicht dadurch verschärft werden, dass eine einfache menschliche Bitte abgeschlagen werde. "Denken Sie daran, dass vor Gott alle gleich sind." Es bestehe die Gefahr, dass durch Ungnade und Unmenschlichkeit die Spannungen in der Gesellschaft noch weiter zunähmen. "Zeigen Sie Barmherzigkeit und Mitgefühl für seine Mutter, seine Frau, seine Kinder und seine Angehörigen."

Nawalny starb im Straflager "Polarwolf"

Nawalny ist am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal ums Leben gekommen. Der durch einen Giftanschlag im Jahr 2020 und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. Die Todesursache ist unklar.

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