Österreich

Lehrermangel – jetzt sollen Soldaten in Schulen aushelf

Der Schulbeginn rückt immer näher. Doch noch 212 Lehrstellen unbesetzt. Jetzt lässt die Bundesregierung mit einem umstrittenen Vorhaben aufhorchen.

Jochen Dobnik
Zur Bekämpfung des Lehrermangels wollen Bildungs- und Verteidigungsministerium nun Soldaten als Quereinsteiger gewinnen.
Zur Bekämpfung des Lehrermangels wollen Bildungs- und Verteidigungsministerium nun Soldaten als Quereinsteiger gewinnen.
istock ("Heute"-Collage)

In einem Monat beginnt in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland wieder der Schulbeginn. Trotzdem werden nach wie vor Lehrer gesucht. Derzeit sind noch 212 Voll- oder Teilzeitstellen in ganz Österreich unbesetzt. Zur Bekämpfung des Lehrermangels wollen Bildungs- und Verteidigungsministerium nun auch Soldaten als Quereinsteiger für den Lehrberuf gewinnen. Eine Idee, die auf heftige Kritik stößt.

Im Rahmen der Initiative "Klasse Job" sollen gezielt Milizsoldatinnen und -soldaten, Militärmusiker und Heeressportler angeworben werden, wie Bildungsminister Martin Polaschek und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (beide ÖVP) ankündigen.

Mehr Bundesheer im Mathebuch

Parallel dazu soll das Thema Landesverteidigung ab Herbst einen größeren Stellenwert im Unterricht von Volksschulen, Mittelschulen und AHS-Unterstufen erhalten. Die geopolitische Lage infolge des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine würde die Kinder und Jugendlichen beschäftigen, weshalb es wichtig sei, diese Themen im Unterricht zu thematisieren, so Polaschek. Auch sollen Schüler etwa mit Begrifflichkeiten wie Neutralität vertraut gemacht werden.

Die Aufgaben des Bundesheers werden den Kindern künftig aber nicht nur in einschlägigen Fächern wie politischer Bildung nahegebracht werden, sondern beispielsweise auch in mathematischen Textaufgaben.

ÖH zerreißt Polaschek-Pläne

Die Österreichische Hochschülerschaft zeigt sich weniger begeistert von diesem Vorhaben. "Soldat_innen haben in Schulklassen nichts verloren", kritisiert Nina Mathies vom Vorsitzteam der ÖH. Pädagogen seien Experten auf ihrem Gebiet, die nicht einfach durch Quereinsteiger ersetzt werden könnten. Anstatt diese Expertise und Verantwortung wertzuschätzen, würde Polaschek nun immer mehr auf Quereinsteiger setzen und das Lehramtsstudium dadurch noch unattraktiver machen.

Anstatt die Militarisierung im Schulsystem voranzutreiben, sollten endlich große gesellschaftlich relevante Themen wie die Klimakrise oder Antidiskriminierung in den Lehrplänen verankert werden, so Mathies.

Polaschek sei "überfordert" und würde zu "Scheinlösungen und kurz gedachter Symptombekämpfung" greifen. "Das Lehramtsstudium, sowie der Lehrberuf müssen attraktiver gemacht werden. Es braucht bessere Arbeitsbedingungen, eine faire Bezahlung und kleinere Klassen", fordert Sarah Rossmann aus dem ÖH-Vorsitzteam. Lange ausständig ist eine umfassende Lehramtsreform, die das Lehramtsstudium wieder zugänglicher und studierbarer macht.

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