Andreas Ferner in "Heute"

"Lehrer können sich kaum noch auf Job konzentrieren"

Bildung ist das Wichtigste, heißt es. Nicht wichtig aber scheinen Lehrer zu sein. Wie sich das anfühlt, beschreibt das Buch "Echt jetzt, Herr Fessor?"

Wien Heute
"Lehrer können sich kaum noch auf Job konzentrieren"
Andreas Ferner ganz bildungsnah: Mit 25 Jahren Berufserfahrung im Lehrergewerbe hat er nun ein Buch geschrieben
Maximilien Lottman / Montage: Helene Kompiller

Mehrmals schon wurde er zum Lehrer des Jahres gewählt: der Kabarettist und Pädagoge Andreas Ferner. Nun hat er pünktlich zum Schulstart ein Buch veröffentlicht, obwohl er es erst gar nicht schreiben wollte. "Aber dann hat es doch viel Spaß gemacht." Und das Buch mit dem Titel "Echt jetzt, Herr Fessor" zu lesen, macht auch viel Spaß. (224 Seiten, 23 Euro)

Worum geht's: Bildungskritik. "Das Ziel ist, auf launige Art aufzuzeigen, was nicht so gut läuft im Bildungssystem Österreichs. Das ist eine Therapie, über das zu lachen, worüber man sich ärgert", so Andreas Ferner, für den der Lehrerberuf trotz allem immer noch ein wunderschöner Job ist, "den ich heiß liebe." Er unterrichtete 14 bis 20-Jährige an der Handelsakademie.

Bildung in Österreich: Anspruch ohne Anstrengung

"Listen, Statistiken, während Covid sogar medizinische Aufgaben, administrativer Wahnsinn" - das sind die Zusatzlasten, die den Lehrern inzwischen so viel Kraft abverlangen, dass sie für den eigentlichen Job, nämlich Wissen zu vermitteln, kaum noch Ressourcen haben, so der Autor. "Das ist Jahr um Jahr mehr geworden. Einerseits will man in Österreich Schule als Spitzensport, mit Pisa und Zentralmatura – zugleich will man Unterricht ohne Konsequenzen bei Nachlässigkeit und Faulheit der Schüler", wundert sich der Autor im Gespräch mit "Heute".

Es heiße immer, Bildung sei das Wichtigste. Aber dann lasse man die Lehrer allein – und spare und spare. Diese doppelgleisige Strategie, alles zu fordern – ohne Wertschätzung oder Ressourcen ins System zu bringen, könne nicht funktionieren, so der Lehrer in Karenz nach 25 Berufsjahren im Schuldienst. Die Schüler aber seien besser als ihr Ruf – "nur das Smartphone erschwert das Leben für alle Beteiligten als Aufmerksamkeiterzerstörer im Schulalltag." Es gäbe nur viele Missverständnisse, sowohl seitens der Eltern, der Lehrer als auch der Schüler.

Teenager Krise auf dem Bau überwunden

Andreas Ferner selbst hat seine Schulzeit in bester Erinnerung. "Es war schön, jeden Tag mit Freunden zusammen zu sein. Außerdem konnte ich gut präsentieren, Vorträge halten, Inhalte vermitteln" – diese Stärke machte den Lehrerberuf nach der Schulzeit attraktiv. Bevor es so weit war, gab es aber eine kleine Krise. "In der Pubertät wurde ich mühsam, ein schlechter Schüler mit schlechten Betragensnoten. Die Eltern haben dann genau das Richtige getan: Sie sagten entweder Schule oder Job." Nach einem Sommerjob am Bau war er geheilt und kehrte als guter Schüler zurück.

Seit 2000 schreibt Andreas Ferner seine eigenen Kabarett-Programme. Ein Buch zu schreiben, war ihm bislang nicht in den Sinn gekommen. Bis ein Verlag auf ihn zukam, mit der Idee, ein launiges Bildungsbuch zu schreiben. Insgesamt dreieinhalb Jahre hat er mit seiner Koautorin und Kabarettregisseurin Marion Dimali daran geschrieben – neben Lehrerberuf und nächtlichen Kabarettauftritten. "Es ist ein emotionales Thema". Privat liest er am liebsten Sachbücher aus den Bereichen Psychologie und Soziologie: "am liebsten Bücher, die das Leben besser machen."

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    Starpix / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Der Kabarettist und Pädagoge Andreas Ferner, mehrfacher Lehrer des Jahres, hat ein Buch mit dem Titel "Echt jetzt, Herr Fessor?" veröffentlicht, das auf humorvolle Weise die Missstände im österreichischen Bildungssystem kritisiert
    • Trotz der zusätzlichen Belastungen und mangelnder Wertschätzung für Lehrer betont Ferner, dass er seinen Beruf liebt und die Schüler besser sind als ihr Ruf, wobei er auch persönliche Erfahrungen und Krisen aus seiner eigenen Schulzeit teilt
    red
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