Nahost-Konflikt

Leben in Gaza: Hunger, Hepatitis, Hautausschläge

Israels Angriffe auf Gaza haben den Küstenstreifen derart zerstört, dass es sich dort kaum mehr leben lässt.

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Leben in Gaza: Hunger, Hepatitis, Hautausschläge
Inmitten des andauernden Konflikts zwischen Israel und der Hamas gehen Menschen am Sonntag in Khan Younis im südlichen Gazastreifen durch die Überreste eines Marktes nach einem israelischen Angriff.

In den überfüllten Notlagern stapfen Kinder in Sandalen durch Abwasser. Die Müllberge wachsen. Statt Toiletten gibt es mit Sackleinen bedeckte Gruben. Händewaschen? Fehlanzeige.

Die Entsorgung von Abfällen und Abwässern ist in Gaza vielerorts kaum mehr möglich. Längst warnen Hilfsorganisationen vor den Gesundheitsrisiken für Hunderttausende Menschen, die keine angemessene Unterkunft, Nahrung und medizinische Versorgung haben.

"Voraussetzungen für Cholera"

Die Zahl der Hepatitis-A-Fälle hat bereits zugenommen, Magen-Darm-Erkrankungen und Hautinfektionen sind weit verbreitet. Mit den nun steigenden Temperaturen wird ein Cholera-Ausbruch befürchtet.

"Die beengten Verhältnisse, der Wassermangel, die Hitze, die schlechte Sanitärversorgung – das sind die Voraussetzungen für Cholera", sagt Joanne Perry von "Ärzte ohne Grenzen".

Möglichst nicht aus dem Zelt lassen

Bevor Israel seine Militäroffensive auf Rafah im Süden des Gazastreifens ausweitete, lebten dort mehr als eine Million Palästinenserinnen und Palästinenser in eilig errichteten Lagern, in die sie vor der Gewalt des Krieges geflohen waren.

Inzwischen mussten sie weiter fliehen – viele in noch überfülltere Lager mit noch schlechteren Bedingungen. Der Gestank dort sei manchmal so stark, dass einem sofort übel werden könne, sagt Sam Rose vom UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA.

"Wir können den Abwassergeruch nicht ertragen", sagt Anwar al-Hurkali, der sich mit seiner Familie in eine Zeltunterkunft in Deir al-Balah im zentralen Gazastreifen geflüchtet hat. "Er bringt uns um." Er lasse seine Kinder möglichst nicht aus dem Zelt, sagt der Familienvater. Er habe Angst, dass sie sich in der verschmutzten Umgebung Krankheiten holen.

Wasserversorgung in Gaza weitgehend zerstört

"Wenn man versucht zu schlafen, sind da überall Mücken, Insekten und Kakerlaken", sagt der 21-jährige Adel Dallul, der mit seiner Familie in einem Lager in der Nähe von Nuseirat untergekommen ist. Auf den Lebensmitteln und im Essen seien Fliegen.

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind etwa zwei Drittel der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung im Gazastreifen im Krieg zerstört oder zumindest beschädigt worden. Dazu gehören alle fünf Kläranlagen des Gebiets, ebenso wie Entsalzungsanlagen, Brunnen und Reservoirs.

Statt 15 Liter Wasser weniger als zwei

Viele Angestellte der kommunalen Wasserversorgung sind nach palästinensischen Angaben vertrieben. In der Stadt Gaza wurden laut Stadtverwaltung fünf Angestellte bei einem israelischen Angriff getötet, als sie mit Reparaturen an der Wasserversorgung beschäftigt waren.

Die Folge: viel zu wenig sauberes Wasser. Eine Bestandsaufnahme der UN in zwei Zeltstädten in Deir al-Balah ergab, dass die täglich zur Verfügung stehende Wassermenge pro Kopf bei weniger als zwei Litern lag – für Trinken, Kochen, Waschen. Angemessen sind etwa 15 Liter täglich.

Dieser Tage habe er sich für Wasser bei einem Händler angestellt, sagt Adel Dallul in Nuseirat. "Wir stellten fest, dass es salzig, verschmutzt und voller Keime war. Wir haben Würmer im Wasser gefunden." Er habe schon davon getrunken, Magen-Darm-Probleme und Durchfall bekommen, berichtet der 21-Jährige. "Mein Magen tut mir immer noch weh."

An der Haut klebende Insekten

In dem Lager in Nuseirat türme sich der Müll auf, sagt der 62-jährige Abu Schadi Afana. Den Müllberg neben sich vergleicht er mit einem Wasserfall. Immer wieder kämen Laster und kippten eine weitere Ladung darauf, obwohl Familien in der Nähe lebten.

"Es gibt niemanden, der uns ein Zelt, Essen oder Trinken zur Verfügung stellt, und zu allem Überfluss leben wir im Müll?", fragt Afana. Der Unrat ziehe Ungeziefer an, das er in Gaza noch nie gesehen habe, kleine Insekten, die an der Haut klebten.

Oft keine andere Wahl

Im Zuge der israelischen Militäroffensive und der Übernahme der Kontrolle über eine Pufferzone entlang der Grenze können Mülldeponien östlich von Chan Junis und Gaza nicht mehr angefahren werden.

Stattdessen entwickeln sich nicht offizielle Müllabladeplätze. Ihnen bleibe häufig keine andere Wahl, als auch neben solchen Müllhalden ihre Zelte aufzuschlagen, sagen vor den Kämpfen fliehende Bewohner des Gazastreifens. "Ich bin 21 Jahre alt, eigentlich sollte ich mein Leben leben", sagt Adel Dallul. "Jetzt lebe ich hier am Müll."

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    Leserreporter

    Auf den Punkt gebracht

    • Im Gazastreifen herrschen nach acht Monaten Krieg katastrophale Bedingungen
    • Es fehlt an sauberem Wasser und Sanitäranlagen
    • Das führt zu einem Anstieg von Krankheiten wie Hepatitis A, Magen-Darm-Erkrankungen und Hautinfektionen
    • Auch ein Cholera-Ausbruch wird befürchtet
    • Überfüllte Lager und unkontrollierte Müllablagerungen verschärfen die Lage
    • Die täglich zur Verfügung stehende Wassermenge pro Kopf liegt bei weniger als zwei Litern – für Trinken, Kochen und Waschen
    • Angemessen wären 15 Liter
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