Klimaschutz

Langsamere Schiffe reduzieren Unterwasserlärm und CO2

Ein Tempolimit für Schiffe soll Unterwasserlärm für Wale & Co. in Weltmeeren reduzieren. Diese Maßnahme würde auch Emissionen verringern. 

Lydia Matzka-Saboi
Frachtschiffe sind massive Lärmproduzenten auf dem Meer. Walen und anderen Tieren, die entlang der oft stark befahrenen Handelsrouten leben, setzt das sehr zu.
Frachtschiffe sind massive Lärmproduzenten auf dem Meer. Walen und anderen Tieren, die entlang der oft stark befahrenen Handelsrouten leben, setzt das sehr zu.
Getty Images/iStockphoto

Laut einem aktuellen Bericht, dem "Review of Maritime Transport 2022" der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (UNCTAD), fanden im Jahr 2022 mehr als 80 Prozent der internationalen Warentransporte auf dem Meer statt. Die stark befahrenen Transportrouten stellen immer größere Probleme für die Umwelt und Meeresbewohner dar, denn die Frachtschiffe verbrauchen viel Treibstoff, stoßen große Mengen an Treibhausgasen aus und sorgen sowohl über als auch unter Wasser für Lärm.

Frachtschiffe verursachen enormen Lärm auf dem Meer. Walen und anderen Tieren, die entlang der oft stark befahrenen Handelsrouten leben, setzt das sehr zu. Schon eine geringe Geschwindigkeitsreduktion könnte den Schiffslärm unter Wasser deutlich mindern, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Fährt ein Schiff um 20 Prozent langsamer, ist es nicht nur um sechs Dezibel leiser, der Lärm breitet sich auch weniger stark aus und stört nur halb so viele Meerestiere, berichtet das Ö1 Morgenjournal von Donnerstag. Die Maßnahme wäre Experten zufolge einfach umzusetzen und hätte einen großen Effekt, man müsste das Tempolimit auch nicht überall einhalten, sondern insbesondere dort, wo es maritime Schutzgebiete gibt, sagt die Ökologin Charlotte Findlay von der dänischen Universität Aarhus gegenüber Ö1.

Auch Schallkanonen stören maritimes Leben massiv

Bereits im Oktober 2017 verständigten sich die Mitgliedsstaaten der Bonner Konvention zum Schutz wandernder Tierarten darauf, dass in Zukunft strikte Umweltverträglichkeitsprüfungen vor lärmerzeugenden Aktivitäten eingesetzt werden soll. Neben dem zunehmenden Schiffsverkehr sind dies auch Militärsonare oder Schallkanonen, die bei der Suche nach Öl- und Gasvorkommen eingesetzt werden.

Die Anwendung der Richtlinien dieses speziellen UN-Abkommens wurde auch in dem seit Montag in New York tagenden Informellen-Konsultativtreffen (ICP) des UN-Seerechtsabkommens erneut eingefordert. Eine effektive Gegenmaßnahme, die zudem Emissionen durch den Mitverursacher Schifffahrt reduzieren würde, wäre eben ein Tempolimit auf den Weltmeeren, sagte Nicolas Entrup, Sprecher der NGO OceanCare, gegenüber der APA.

Eine Geschwindigkeitsreduzierung ist dabei durchaus kein realitätsferner Vorschlag, sondern wird in Vancouver (Kanada) im Projekt ECHO ab 1. Juli bereits gegenwärtig probeweise umgesetzt, um so die gefährdeten Schwertwale zu schützen, erläuterte Entrup gegenüber der APA. Laut OceanCare ist es vor allem auch intensiver, impulsiver Lärm, der zunehmend Sorge bereitet. Etwa der Explosionsschall aus Schallkanonen, der bis zu 260 Dezibel erreichen kann. Diese "Airguns" werden von Schiffen gezogen und über Wochen oder sogar Monate alle zehn bis 15 Sekunden gefeuert, um nach Öl und Gas zu suchen.

Unterwasserlärm gefährdet die Nahrungsmittelsicherheit

"Lärm bedroht nicht nur Wale, sondern auch Fische, Tintenfische und sogar Krill. Physische Schäden, Gehörverlust, herabgesetzte Fortpflanzungsraten und zelluläre Schäden sind nur einige der vielen schwerwiegenden Folgen", erklärte Sigrid Lüber, Präsidentin der internationalen Meeresschutzorganisation, gegenüber der APA. 

Kleinstorganismen dienen als wichtige Nahrungsquelle für Fische und Korallen und sind bereits durch Klimawandel, Mikroplastik und Ozeanversauerung dezimiert. In Folge gefährdet der Unterwasserlärm auch die Nahrungsmittelsicherheit, und auch die Fischereiverbände müssen daher mit sinkenden Fangquoten als Resultat des Lärms zurechtkommen, sagte Entrup.

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    Ein schwimmender Buckelwal vor der Küste von Tonga.
    Ein schwimmender Buckelwal vor der Küste von Tonga.
    © Greenpeace / Paul Hilton