Österreich

Lähmung, Lust, Liebe: Tennis-Star packt in Buch aus

In einem bewegenden Buch erzählt Nico Langmann, warum ihn der Rollstuhl weniger behinderte, als der Kampf seiner Familie, dass er wieder gehen kann.

Sandra Kartik
Der querschnittsgelähmte Sportler Nico Langmann erzählt nun seine bewegte Geschichte: "Bei den wichtigen Dingen macht der Rollstuhl keinen Unterschied."
Der querschnittsgelähmte Sportler Nico Langmann erzählt nun seine bewegte Geschichte: "Bei den wichtigen Dingen macht der Rollstuhl keinen Unterschied."
Brandstätter Verlag

Der Rollstuhl durfte nie ins Haus. Wie ein ungebetener Gast wurde er während seiner gesamten Kindheit draußen geparkt. Dass ihr querschnittsgelähmter Sohn Nico Langmann seit einem Autounfall auf der Westautobahn darauf angewiesen war, wollten sie lange nicht wahrhaben. "Ihr Mantra war: Ich muss wieder gehen können", erzählt der Spitzensportler im "Heute"-Gespräch. 

In seinem ersten Buch "Wie man einen Traum aufgibt, um ein Leben zu gewinnen", schildert der Rollstuhl-Tennisprofi, wie verzweifelt seine Eltern ihrem Wunsch nach seiner "Heilung" alles unterordneten. "Ich beneide sie nicht für diese Zeit", sagt der 25-Jährige heute. Weder in russischen Reha-Zentren, noch bei indischen und Tiroler Heilern und Gurus in Brasilien konnte der gelähmte Bub wieder gehen lernen, er blieb vom achten Brustwirbel abwärts gelähmt.

"Wollte nicht mehr Tag für Tag scheitern"

In der Pubertät wurde ihm jedoch klar: "Ich will gar nicht mehr gehen können." In seinem Buch schreibt Langmann über die Erkenntnis, die sein Leben in neue Bahn lenkte: "Ich muss eine Entscheidung treffen, die jahrelang gereift ist. Eine Entscheidung, die meine Eltern enttäuschen wird, ein letztes Mal. Eine Entscheidung, die einen Traum beenden wird. Damit mein Leben beginnen kann." Darauf ist er heute noch stolz. In "Heute" ergänzt er: "Ich wollte nicht mehr Tag für Tag scheitern, sondern mein Leben genießen."

Voller Humor und Wärme schildert der Tennisstar auch seine ersten Erfahrungen mit Mädchen, seine Ängste und wie er seinen Körper lieben lernte. "Behinderung und Sex, darüber wird geschwiegen, obwohl Sexualität zu den Grundbedürfnissen gehört, einen wichtigen Teil des Lebens und der Lebensqualität ausmacht." Offen erzählt er, wie er "eine Dauerlösung auf Rezept" für ein erfülltes Liebesleben fand und wie er auch "auf Tinder nach Abenteuern suchte, bis ich gemerkt habe, dass One-Night-Stands nicht mein Ding sind."

"Mit Rückhand inspirieren, nicht mit Discobesuch"

Seine unzähligen Therapien waren außerdem nicht umsonst, betont er. Die vielen Physio-Trainings haben seiner späteren Karriere als Spitzensportler sehr geholfen. "Ich habe mit sieben Jahren mit Tennis begonnen, das war so ein Glücksgefühl, das bis heute anhält." Für den 25-Jährigen ist außerdem noch eines gewiss: "Ich kann davon leben, meine Miete und Rechnungen bezahlen."

Langmann will Andere lieber mit "meiner Rückhand inspirieren, als mit einem Discobesuch." Er will kein Role Model sein, sondern zeigen, wie er lebt. "Bei den wichtigen Dingen macht der Rollstuhl keinen Unterschied", weiß der Sportler heute. Am 18. Jänner um 19 Uhr präsentiert Langmann sein Buch bei Thalia Wien Mitte.

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    Sabine Hertel
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