Kritik an Piste
Kuschel-Teppich statt Eiskanal bei Beaver Creek Abfahrt
Beim ersten Training zur Abfahrt der Herren in Beaver Creek präsentierte sich die "Birds of Prey" entgegen der Erwartungen in sanftem Zustand.
Das Speed-Wochenende in Beaver Creek hat sich in den letzten Jahren zum Klassiker im Ski-Weltcup gemausert. Die eisige und selektive Piste wird von Experten in einem Atemzug mit den Abfahrten in Kitzbühel oder Bormio genannt. Die Vorfreude auf ein Spektakel war also vor dem ersten Training groß bei den Verantwortlichen. Auch die Aussagen von FIS-Speed-Direktor Hannes Trinkl ließen die Spannung steigen.
"Trinkl hat mir angekündigt, dass Beaver Creek richtig knackig werden wird", sagte der Trainer von Marco Odermatt, Helmut Krug, nach dem ersten Training. Die "Birds of Prey" erwies sich aber eher als Kuschel-Teppich. ÖSV-Speed-Boss Sepp Brunner sagte genervt: "Bei diesen Verhältnissen ist diese Abfahrt viel zu einfach. Da werden auch die schwächeren Athleten ohne Probleme hinunterkommen. Und das ist schade, schließlich möchten wir den Zuschauern ein echtes Spektakel bieten."
Aus dem Lager der FIS heißt es: "Die Pisten-Crew hat bei der Präparation tatsächlich viel mehr Wasser verwendet als beispielsweise im letzten Jahr, die Strecke war Ende letzter Woche richtig schön vereist. Aber weil es dreißig Zentimeter Neuschnee gegeben hat, präsentierte sich die Piste im ersten Training in einem verhältnismäßig sanften Zustand."
Braucht es immer ein Spektakel?
Bei den weicheren Bedingungen konnte Aleksander Aamondt Kilde seine Gleitfähigkeiten unter Beweis stellen, gewann das erste Training klar. Der Schweizer Stefan Rogentin war mit der Piste zufrieden und meinte: "Warum soll es bei jeder Abfahrt derart heftig rumpeln? Das tut es jedes Jahr in Bormio und Kitzbühel. Deshalb finde ich es richtig, dass wir auch einmal ein Rennen haben werden, in dem wir Abfahrer schön Skifahren können. Die Piste ist ja auch nicht weich, sondern schön kompakt. Das sind Bedingungen, bei denen alle Marken gut funktionieren."
Die Meinung des 27-jährigen Schweizers teilen nicht viele. FIS-Renndirektor Markus Waldner geht mit den Trainern einher: "Bei einer Abfahrt sollte es richtig heftig klappern und das tut es auf dieser Strecke, die von der Topografie zu den genialsten im Weltcup gehört, bei den aktuellen Bedingungen leider überhaupt nicht."
Dem Sieger der Rennen auf der Greifvogel-Piste wird es egal sein. Der Schweizer-Coach Krug hat eine schlimme Vorahnung für die kommenden Rennen in den USA: "Wenn die Bedingungen so bleiben, wird Kilde in den drei Rennen auf dieser Piste kaum zu schlagen sein."
Der Norweger zählt ohnehin zu den Top-Favoriten in den Speed-Bewerben in dieser Saison. Im letzten Winter konnte Kilde sechs Abfahrten im Weltcup gewinnen, auch eine in Beaver Creek.