Politik
Kurz zu Geimpften: "Leben Sie normal Ihr Leben"
Seit Mittwoch gelten neue Corona-Regeln in Österreich. Kanzler Kurz bleibt aber dabei: Für Geimpfte sind Pandemie und Maßnahmen so gut wie vorbei.
Die Corona-Zahlen steigen in Österreich weiter stark an. Am Mittwoch wurden 2.624 Neuinfektionen vermeldet. Am selben Tag traten verschärfte Corona-Maßnahmen in Kraft. So gibt es ein Comeback der FFP2-Masken in Öffis und Supermärkten. Ungeimpfte müssen diese auch in allen anderen Geschäften im Handel, sowie auch im Theater oder Museum tragen. Auch in Kirchen gilt wieder FFP2-Maksenpflicht und zwar für alle.
Am Abend war Kanzler Sebastian Kurz im Sommergespräch bei "krone.tv" zu Gast und sprach über die neuen Maßnahmen. "Von Erwachsenen sind in Österreich über 70 Prozent geimpft. Für sie gilt: Sie müssen sich mit keiner Maßnahme auseinandersetzen. Wer geimpft ist, hat überall Zutritt. Wer geimpft ist, kann ganz normal leben. Für Geimpfte gilt: Sie sind sicher, leben Sie ganz normal Ihr Leben", betonte der ÖVP-Chef.
"Damit kein neuer Lockdown nötig ist, braucht es neue Regeln"
Bei der Gruppe der Ungeimpften ist die Chance, dass sie sich anstecken, aber extrem hoch. "Damit kein neuer Lockdown nötig ist, braucht es neue Regeln", so Kurz.
Sein Ziel ist es, die Impfquote weiter zu steigen und alle Regeln aufzuheben. Vorbild ist Dänemark. Hier gebe es einen politischen Konsens über alle Parteien darüber, dass sie Impfung sinnvoll ist. "In Dänemark werben alle Parteien für die Impfung von links bis rechts. In Österreich gibt es leider eine Partie, die gegen die Impfung Stimmung macht", spricht der Kanzler die FPÖ an. Die Position des ehemaligen Koalitionspartner schmerzt ihn.
Kurz möchte alle, die sich impfen lassen können, noch überzeugen. "Die Gruppe der Ungeimpften ist vielfältig. Als Bundeskanzler wäre ich natürlich froh, wenn alle geschützt sind", so der 35-Jährige.
Ab einer Intensivbelegung von 300 Betten haben laut den Regierungsplänen nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt in der Nachtgastronomie oder für Großveranstaltungen. "Mir ist lieber, es bleibt für 70 Prozent geöffnet, als für gar niemanden", betonte der ÖVP-Chef.
"Tabubruch in unserem Gesundheitssystem"
Von Negativanreizen, wie etwa Spitalskosten selbst zu bezahlen, hält Kurz nichts: "Wenn jemand schwer erkrankt, hat er schon einen massiven Schaden. Das wäre ein Tabubruch in unserem Gesundheitssystem und der falsche Weg."
Und was passiert eigentlich nach der dritten Stufe? "Unser Ziel ist es, einen Lockdown zu verhindern", so Kurz. Im schlimmsten Fall wird es aber Einschränkungen für Menschen, die nicht geimpft sind, geben. Ein Lockdown für Ungeimpfte also? "Das ist das falsche Wort. Wenn es notwendig ist, werden bestimmte Bereiche nur noch für Geimpfte geöffnet sein."
Mehr Druck bei Arbeitslosen
Die Kontrolle der FFP2-Masken im Handel sorgte für viel Diskussionsstoff. Kurz sieht das alles nicht so tragisch. Wenn es Regeln gibt, müsse man diese einhalten. Den großen Kontrollbedarf sieht er nicht.
Zum Thema Arbeitslosengeld meint der Kanzler: "Wir haben als Sozialstaat diejenigen zu unterstützen, die Unterstützung brauchen. Ältere Menschen finden oft keinen Job mehr, aber jüngere Menschen, die gesund sind, müssen arbeiten gehen. Da werden wir druckvoller werden und auch Leistungen streichen, wenn jemand einen Job nicht annimmt."
Einer Flüchtlingsaufnahme aus Afghanistan erteilte Kurz abermals eine Absage: "Ich bin dagegen, denn wir haben in Österreich mehr Menschen aufgenommen, als viele andere Länder. Wir haben in Österreich die viertgrößte afghanische Community weltweit."
Angesprochen auf den Doppelmord in Wien am Montag meinte der Kanzler: "Das ist unerträglich. Wir haben viele, die gut integriert sind, aber - das spreche ich offen aus - es gibt leider auch einige, mit denen wir große Probleme haben."