Politik

Kurz-Freundin sauer: "Bin nur Mädi, das tollen Freund hat"

In der Chat-Affäre kam die Staatsanwaltschaft nun zum Schluss, dass Sebastian Kurz’ Freundin nicht bevorzugt wurde. Es wurde nicht interveniert.

Heute Redaktion
Alt-Kanzler Sebastian Kurz mit seiner Lebensgefährtin Susanne beim ÖVP-Bundesparteitag 2021.
Alt-Kanzler Sebastian Kurz mit seiner Lebensgefährtin Susanne beim ÖVP-Bundesparteitag 2021.
HERBERT PFARRHOFER / APA / picturedesk.com

Die Chat-Causa rund um Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid (46) und Alt-Kanzler Sebastian Kurz (36) zieht immer weitere Kreise. Wie am Freitag bekannt wurde, ist Schmid von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) nun auch zu jenem Telefonat befragt worden, dessen Mitschnitt Kurz zur eigenen Entlastung den Ermittlern übergeben hatte.

Schmid packte weiter aus – das Vernehmungsprotokoll liegt "Heute" vor: "Ich bin zur damaligen Zeit davon ausgegangen, dass behördliche Telefonüberwachungen laufen, ich war daher schon grundsätzlich vorsichtig. Es war für mich eine extreme Drucksituation", wird der 46-Jährige darin zitiert.

Auch habe er den Eindruck bekommen, dass der frühere VP-Chef das Gespräch aufzeichnen könnte. Er habe angenommen, dass es eine "Verteidigungsrede" von Kurz für die möglicherweise überwachende Staatsanwaltschaft oder dessen eigene Aufnahme sei und habe deshalb herumgeschwurbelt und Kurz deshalb dessen Version bestätigt.

Ein Sprecher des Alt-Kanzlers sah dadurch die "erfundenen Behauptungen von Thomas Schmid weiter in sich zusammenbrechen". Der Inhalt des aufgezeichneten Gesprächs brächten ihn "massiv in Bedrängnis" und widerspreche "seinen Behauptungen vor der WKStA diametral".

Keine Hinweise auf Intervention

Das ist aber noch nicht alles. Es gibt mittlerweile auch erste Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft zu dem Vorwurf Schmids, wonach Sebastian Kurz über ihn ungerechtfertigt eine Gehaltserhöhung und Bonuszahlungen als Mitarbeiterin im Finanzministerium für seine Lebensgefährtin und nunmehrige Mutter seines Kindes, Susanne, erwirkt haben soll.

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    Bundeskanzler Sebastian Kurz wie ihn heute (fast) niemand mehr kennt.  Seit diesem Bild 2010 – da war er noch Bundesobmann der JVP und zog gerade in den Wiener Gemeinderat ein – legte er einen kometenhaften Aufstieg hin.
    Bundeskanzler Sebastian Kurz wie ihn heute (fast) niemand mehr kennt. Seit diesem Bild 2010 – da war er noch Bundesobmann der JVP und zog gerade in den Wiener Gemeinderat ein – legte er einen kometenhaften Aufstieg hin.
    imago stock&people

    Dem bisherigen Ermittlungsstand – "Heute" liegt der entsprechende Amtsvermerk vor – zufolge, hat Kurz' Freundin Susanne "im Zeitraum 2017 bis 2021 Zusatzbonuszahlungen im Ausmaß von rund 25.600 Euro" erhalten. Die Zahlungen seien aber nach gleichbleibendem Schema an alle Abteilungsbediensteten der selben Planstellenstufe erfolgt.

    Niedriger eingestufte Mitarbeiter hätte zwar proportional weniger Bonusgelder erhalten, doch "ist eine direkte Bevorzugung nicht ersichtlich." Und: "Innerhalb des genannten Zeitraums ist keine auffällige Änderung ersichtlich, die auf eine Intervention schließen lässt", befindet die Staatsanwaltschaft.

    Gehaltserhöhung gab es aber

    Weitere Unterlagen stützen allerdings Schmids Erinnerungen, wonach für Kurz-Freundin Susanne und eine ihrer Kolleginnen eine Hochstufung in eine besser bezahlte Verwendungsgruppe urgiert wurde, "um die stetig wachsenden Herausforderungen" abzugelten. Schmid hatte diese bereits "mega-dringend" im Dezember 2018 erbeten, Anfang 2019 hakte er noch einmal nach. 

    Im zuständigen Ministerium für öffentlichen Dienst sei daraufhin festgehalten worden, dass der Antrag vorgezogen werde, weil informell kommuniziert worden sei, dass Frau Susanne die Lebensgefährtin des Bundeskanzlers sei. "Soweit ersichtlich erfolgte die Umsetzung bereits per 1. Februar 2019", schreibt die Staatsanwaltschaft. Allerdings geht es hier nur um eine Gehaltserhöhung von rund 60 Euro monatlich.

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      Thomas Schmid belastet Sebastian Kurz in 15 Einvernahmen massiv.
      Thomas Schmid belastet Sebastian Kurz in 15 Einvernahmen massiv.
      Screenshot/ HEUTE

      Im Amtsvermerk der Staatsanwaltschaft finden sich auch höchstpersönliche Chat-Verläufe von Kurz-Freundin Susanne und ihrer Arbeitskollegin, die sich typisch österreichisch über ihren Chef echauffierten und in der Susanne mit ihrer neuen Rolle haderte, in die sie offenbar durch ihre Beziehung zum Regierungschef gesteckt worden war.

      "Behandelt wie kleine dumme blonde Sekretärin"

      "Ich bin vorher bei R. und J. gestanden und wurde behandelt wie eine kleine dumme blonde Sekretärin [...] während sie sich gegenseitig auf die Schulter geklopft haben. Ich find es eigentlich unfassbar. Wir können alles, was R. kann, aber er nicht alles, was wir können", schreibt Susanne erbost. "Ich krieg da so das Kotzen", folgte die affirmative Antwort der Kollegin.

      Sebastian Kurz und Lebensgefährtin Susanne beim Urnengang zur Nationalratswahl 2019, in Wien.
      Sebastian Kurz und Lebensgefährtin Susanne beim Urnengang zur Nationalratswahl 2019, in Wien.
      AFP / AFP

      Einfach als Kanzler-Freundin wollte sich Susanne von ihren Vorgesetzten nicht abstempeln lassen: "Ich bin nur das Mädi, das jetzt einen tollen Freund hat", klagt sie. "Ich finde es auch zum Kotzen", bestätigt sie die Aussage ihrer Freundin, dass "jemand wie du" es nicht verdient habe, "nur auf diese Rolle reduziert" zu werden. "Ich hab in der Abteilung auch schon fast alles gemacht und zwar immer gut. Und jetzt plötzlich bin ich nur mehr Freundin. Das nervt."

      Doch offenbar fügte sich Susanne diesem Schicksal: "Tja, was solls... Kann eh nix machen", schreibt sie. Er, Kurz, finde es gut, "dass ich in der Früh außer Haus gehe und mich hier ein bisschen beschäftige". 

      Sebastian Kurz und Lebensgefährtin Susanne beim Urnengang zur Nationalratswahl 2019, in Wien.
      Sebastian Kurz und Lebensgefährtin Susanne beim Urnengang zur Nationalratswahl 2019, in Wien.
      GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

      "Er führt uns quasi beide"

      "Das ist wirklich nobel von dir", so die Reaktion der Kollegin, die im selben Mail ankündigte, sich inzwischen die Haare zu bürsten und Essen holen zu wollen. Susanne quittiert es mit: "Naja, ich komme nur seiner Empfehlung nach".

      "Er führt uns quasi beide", lautet die letzte ersichtliche Antwort in dem Hin-und-Her per E-Mail, das knapp 8 Minuten gedauert hat. Der Staatsanwaltschaft liegt noch viel mehr des Chats vor, doch wurden diese für das Verfahren als "irrelevante Passagen" eingestuft.

      Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.

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