Kugelbahn lässt Kuhglocken läuten – Anrainer sind sauer

Im Juni 2023 wurde die Pottendorfer Linie in Ebreichsdorf stillgelegt. Die Stadt nützte die Gelegenheit und erwarb von den ÖBB ein Grundstück entlang der alten Bahntrasse. Auf rund vier Kilometern Länge entstand ein Park namens "Eberich". Neben einem Rad- und Spazierweg wurde auch eine Holzkugelbahn errichtet – dafür wurde extra ein Hügel aufgeschüttet, damit die Holzkugeln bergab rollen können.

Monika und Christian Kastner, die nur einige Meter entfernt wohnen, schieben seitdem keine ruhige Kugel mehr. Denn die rund 33 Meter lange Bahn hat gleich am Anfang einen Trichter aus Metall, kurz vor dem Ziel prallen die golfballgroßen Holzkugeln dann gegen zehn Kuhglocken: "An den Wochenenden, sobald die Sonne scheint, sind Gruppen von Kindern und Eltern da, die es sich gemütlich machen. Die Kinder laufen hin und her, hauen die Kugeln nacheinander hinein. Und, wenn es zu langsam geht, steht ein Teil der Kinder unten und bewegt die Glocken händisch", ärgert sich Monika Kastner in der ORF-Sendung "Bürgeranwalt".

Auch ihr Ehemann, Christian Kastner, ist empört: "Mich ärgert besonders, dass da von 9 Uhr früh bis am Abend Betrieb ist. Die kommen sogar mit Taschenlampen und sagen, dass sie das dürfen – sie dürfen bis 22 Uhr Lärm machen. Das ist ein Kommen und Gehen wie in einem Vergnügungspark."

Ein weiteres Problem: Die Holzkugeln können zwar vor Ort um zwei Euro erworben werden, dies ist vielen allerdings zu teuer. Deshalb nehmen einige Kinder Golfbälle von zu Hause mit: "Das hallt dann noch mehr", meint Monika Kastner. Auch der direkte Anrainer der Kugelbahn, Kamal Aujla, klagt über die Lärmbelästigung: "Vor allem am Wochenende ist es sehr laut. Dann ist alles zugeparkt, oft sind dann 20, 25 Kinder da."

Bürgermeister verteidigt Park

Das Ehepaar beschwerte sich mehrmals bei Bürgermeister Wolfgang Kocevar (SPÖ), die Kuhglocken wurden daraufhin mit Filzplättchen "gedämmt", läuten allerdings noch immer. Per schriftlicher Stellungnahme erklärt Kocevar gegenüber dem ORF: "Die alte Bahntrasse zu entsiegeln und in einen vier Kilometer langen Park zu verwandeln, ist ein Meilenstein in der Stadtplanung und sucht seinesgleichen in ganz Niederösterreich. Wir hätten das Grundstück auch Baufirmen und Grundstücksspekulanten überlassen können. Das wollten wir bewusst nicht und setzen hier ein Zeichen gegen Versiegelung und mehr Lebensqualität."

Auch der für Stadtplanung zuständige Stadtrat Harald Kuchwalek nahm in der ORF-Sendung Stellung. Auf die Frage, ob die Anrainer in die Planung des Parks eingebunden wurden, erklärt er: "Wir haben über Jahre hinweg ein Bürgerbeteiligungsverfahren gehabt. Wir haben Ausstellungen gemacht, Feedbackrunden eingezogen und einen Wettbewerb ausgeschrieben."

Hinsichtlich der Lärmbelästigung meint Kuchwalek: "Die Lärmemission, die die Kugel verursacht, kann das Ganze ein bisschen objektivieren. Wir haben das von einem unabhängigen Institut messen lassen. Direkt bei Herrn Kastner beträgt sie 54 Dezibel, das entspricht ungefähr einer normalen Gesprächslautstärke."

Für Volksanwältin Gaby Schwarz ist die Entscheidung, die Kugelbahn in einem Wohnbereich aufzustellen, trotzdem nicht nachvollziehbar: "Da ist man endlich den Lärm der Pottendorfer Bahn los und dann stellt man dort eine Kugelbahn hin – eine Bahn mit Kuhglocken, die einen derartigen Lärm machen. Für mich gehören Kuhglocken in die Landwirtschaft oder in einen alpinen Bereich." Ob sich noch eine Einigung zwischen dem Bürgermeister und den lärmgeplagten Anrainern findet, wird sich zeigen. Als alternativer Standort wurde etwa ein Rodelhügel in der Nähe vorgeschlagen, der nicht in einem Wohngebiet liegt.