ÖSV-Star verletzt
Kritik nach Schwarz-Drama: "Trainer haben Mitschuld"
Ein Sturz auf der Stelvio von Bormio beendete Weltcup-Traum von Marco Schwarz. Nun gibt es Kritik an den ÖSV-Trainern.
Am Donnerstag war der Allrounder in der Bormio-Abfahrt zu Sturz gekommen. In einer Kompression gab das Knie des Kärntners nach, Schwarz ließ sich fallen und flog ins Netz. Obwohl der Sturz nicht sonderlich heftig aussah, zog sich Österreichs Hoffnung im Gesamtweltcup eine schwere Verletzung zu. Das vordere Kreuzband im rechten Knie ist gerissen, der Innenmeniskus ist eingerissen, außerdem trug "Blacky" einen Knorpelschaden davon. Schon am Freitag erfolgte die Operation beim Gelenksspezialisten Dr. Christian Fink, der zuletzt auch Fußball-Star David Alaba behandelte.
Für Schwarz ist die Saison gelaufen. Und damit auch der Kampf gegen den Schweizer Marco Odermatt um die große Kristallkugel. Der ÖSV-Allrounder hatte die Abfahrt nach seinem Sieg im Madonna-Slalom nämlich als Gesamtweltcup-Führender in Angriff genommen, mittlerweile ist Odermatt mit 180 Punkten, die der Schweizer Ski-Star aus Bormio mitnahm, aber enteilt. Ein ernstzunehmender Konkurrent im Kristall-Kampf ist weit und breit nicht in Sicht.
Kritik an ÖSV-Trainern
Derweil wird im Ski-Weltcup-Zirkus immer deutlichere Kritik laut. Denn Schwarz hatte vor Saisonbeginn mit dem Plan aufhorchen lassen, alle Weltcuprennen bestreiten zu wollen. Tatsächlich ging der 28-Jährige in allen neun Bewerben bis zu seiner schweren Verletzung an den Start. Sieben Rennen wurden abgesagt, Schwarz plante, auch diese zu bestreiten. Nach dem Sturz seines Konkurrenten meinte Odermatt dann: "Ich kenne mein Programm. Ich weiß, wie viel Energie das abverlangt. Marco macht noch eine Disziplin mehr. Für mich wäre das unvorstellbar."
Der Schweizer "Blick" berichtete, dass Schwarz am Tag vor seinem Sturz zwischen der Streckenbesichtigung und dem Abfahrtstraining sogar noch Riesentorlauf trainierte. "Wenn das wirklich stimmt, war das meiner Meinung nach total fahrlässig, weil die Abfahrt auf der Stelvio wesentlich mehr Substanz erfordert als ein Rennen in Lake Louise", meinte Österreichs Ski-Ikone Stephan Eberharter.
"Trainer haben Mitschuld"
Der zweifache Gesamtweltcupsieger erinnert sich auch an seine besten Jahre zurück, das seien die gewesen, in denen er "besonders großen Wert auf Regeneration gelegt" habe. "Aber bei dem Wahnsinns-Pensum, das Blacky absolviert hat, kommt die Regeneration eben viel zu kurz und Verletzungen sind die logische Folge", unterstrich der Tiroler. Sein Rat wäre gewesen, den Slalom aus dem Programm zu streichen. "Dass ein Rennfahrer, der in guter Form ist, möglichst viele Wettkämpfe bestreiten will, kann ich irgendwie nachvollziehen. Aber genau deshalb müssten die Trainer einem Athleten aufzeigen, was geht und was nicht möglich ist", nahm der 54-Jährige auch die ÖSV-Betreuer in die Pflicht.
Ähnlich sah es auch "Heute"-Kolumnist Marc Girardelli. "Die Trainer sind in meinen Augen mitschuldig an der Verletzung von Marco, weil sie in den letzten Monaten zu wenig Wert auf die Erholung seines Körpers gelegt haben." Unser "Lieblings-Deutscher" Felix Neureuther meinte schließlich: "Im Nachhinein sind alle schlauer, aber ich habe nach der Abfahrt in Gröden gesagt, dass Schwarz auf die Rennen in Bormio verzichten sollte, um Kraft für die Klassiker im Jänner zu tanken. Odermatt ist so konkurrenzlos, dass er seinen Gesamtweltcupsieg selbst dann holen wird, wenn er bereits Ende Jänner in den Urlaub auf die Malediven fährt", ergänzte Neureuther.