Wienerberger-Chef im ORF
Er will kein Geld! Konzern-Chef überrascht jetzt alle
Es wird wenig gebaut wie lange nicht. Wie tief die Bauwirtschaft in der Krise steckt, ordnete einer ein, der mit seinem Konzern stark betroffen ist.
Schon jahrelang haben Tausende Menschen in Österreich das Gefühl, sich mit ihrem Geld keine Wohnung und kein Haus mehr leisten zu können. Die Bauwirtschaft boomte trotzdem, kam auch halbwegs schrammenfrei durch die multiplen Krisen. Doch unter anderem durch neue Kreditvergaberichtlinien tat sich eine extreme Krise am Bau auf, die dafür sorgte, dass so wenig wie lange nicht mehr gebaut wird – entsprechende Aufträge bleiben aus. Selbst Hilfspakete scheinen wenig zu helfen. Die Situation ordnete am Sonntagabend ein Experte ein.
Und das durchaus überraschend, denn wer Rufe nach Förderungen und Hilfspakete erwartete, bekam genau das Gegenteil serviert. Der Wienerberger-Chef Heimo Scheuch, zugeschaltet aus Dubai, nahm in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Martin Thür bemerkenswert Stellung. "Es ist in der Tat eine große Entwicklung, die sich hier abzeichnet", ordnete Scheuch ein, Österreich leide als Exportnation besonders unter der Situation. "Die Welt zieht an uns vorbei, wir müssen schauen, dass wir hier am Ball bleiben", beklagte der Experte die verlorene Wettbewerbsfähigkeit.
"Ich bin gegen Förderungen und Zuckerln"
Es gebe "eine Überreglementierung" am Bau, klistierte Scheuch zwar die Rahmenbedingungen, ließ danach aber aufhorchen. Mit Krisen habe er in den Jahrzehnten seiner Tätigkeit immer zu tun gehabt, das wahre Problem sei aber, dass man "zu wenig leistbaren Wohnraum bieten" könne. Entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen sei Aufgabe der neuen Regierung und des Landes, so der Wienerberger-Chef, aber: "Ich bin gegen Förderungen und bin gegen das Investieren von hart erarbeiteten Steuergeld in irgendwelche Zuckerln."
Scheuch sei bewusst, dass er sich mit dem Ablehnen von Förderungen anders hinstelle als viele in seiner Position, erklärte er. Es dürfe aber nicht einfach Geld an verschiedene Gruppen verteilt werden, sondern man müsse gezielt in den Wohnbau investieren – und das mit Konzepten auf mehr als zehn Jahre hinaus, "wir müssen wieder soziale Gerechtigkeit herstellen in diesem Land", so Scheuch. Messen lassen müsse man sich an langfristigen Plänen, nicht an kurzfristigen Geldzuckerln, mahnte der Wirtschafts-Experte.
Bilder: Christoph Badelt hat Hiobsbotschaft im ORF
Menschen müssten sich Wohnraum wieder leisten können
Vor allem junge Menschen müssten sich wieder Wohnraum leisten können, so der Experte. Österreich habe mittlerweile ein Steuersystem, das zu den höchstbesteuerten in ganz Europa zähle, so Scheuch. "Ich bin dafür, dass wir stärker entlasten", so der Wienerberger-Chef, der eine gesenkte Mehrwertsteuer auf Sanierungen und Renovierungen anregte. Das klinge "etwas überraschend" in einer aktuellen Krise, so Scheuch, aber gerade jetzt müsse man in Wirtschaft, Infrastruktur, Bildung und leistbares Wohnung investieren.
"Wunsch ans Christkind würde ich das nicht nennen", so Scheuch auf eine entsprechende Nachfrage von Moderator Thür, man müsse sich vielmehr fragen, was es einem wert sei, Wettbewerbsfähigkeit zu stabilisieren und auszubauen, sonst werde man immer schlechter dastehen. "Zu sparen am falschen Platz wäre eine Katastrophe", so Scheuch, zum Sparen gebe es andere Bereiche. Man verliere ansonsten Standorte, Fabriken und Arbeitsplätze, Arbeitgeber würden abwandern, warnte der Unternehmens-Chef.
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Auf den Punkt gebracht
- Der Wienerberger-Chef Heimo Scheuch äußerte sich in der "ZIB2" überraschend gegen Förderungen und Hilfspakete für die Bauwirtschaft, trotz der aktuellen Krise und der geringen Bautätigkeit.
- Stattdessen plädierte er für langfristige Investitionen in leistbaren Wohnraum und eine Entlastung durch gesenkte Mehrwertsteuer auf Sanierungen und Renovierungen, um die Wettbewerbsfähigkeit Österreichs zu stabilisieren und auszubauen.