+ 35 % bei Körperverletzungen

Kripo-Chef: Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen steigt

Schlägereien, Raub, Bandenbildung: Eine neue Arbeitsgruppe soll nun Strategien zum wachsenden Problem der Jugendkriminalität in Wien erarbeiten.

Claus Kramsl
Kripo-Chef: Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen steigt
Die Molotow-Bande trieb in Wien-Meidling ihr Unwesen. Für Kripo-Chef Gerhard Winkler einer der spektakulären Fälle, die den Blickpunkt auf das Thema Jugendkriminalität gelenkt haben.
zVg, Denise Auer (Montage: "Heute")

Knapp 21.000 Straftaten wurden 2022 von Jugendlichen alleine in Wien verübt. Bei Diebstahl (5.735, +34,5 %), Körperverletzung (3.424, +34,8 %) und Raufhandel (748, + 46,4 %) gab es starke Zuwächse gegenüber 2021. Regelrecht explodiert ist die Zahl der Delikte bei Online-Betrug (1.173, + 135,1 %). Aktuellere Daten liegen nicht vor, doch der Trend geht weiter nach oben.

Steigendes Problem: Jugendbanden

Darüber hinaus beobachten Experten vermehrt das Auftreten von Jugendbanden. Erst im Spätherbst 2023 wurden mehrere dieser Banden zerschlagen, alleine drei davon in Wien-Ottakring. Die Polizei konnte den 65 Verdächtigen damals 110 Straftaten zuordnen.

Ebenfalls im Herbst vergangenen Jahres flog in Wien-Meidling eine jugendliche Schutzgeld-Bande auf, die auch Brandanschläge verübte. Bei der "Molotow-Bande" handelte es sich um Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15, 16 und 18 Jahren mit österreichischer, syrischer, türkischer und russischer Staatsbürgerschaft. Sie wurden festgenommen. Die zwei jüngsten Mitglieder der Bande waren erst 14 Jahre alt – wovon einer der Burschen auf freiem Fuß angezeigt wurde. Die Jugendlichen führten eine geheime Folter-Liste, filmten ihre Taten mit dem Handy.

Kripo-Chef ortet "erhöhte Gewaltbereitschaft"

"Das teilweise Unmündige Straftaten begehen, das ist in dieser Form neu", so Gerhard Winkler, Leiter des Ermittlungsdienst der LPD Wien. Weiters würden manche Delikte mit "erhöhter Gewaltbereitschaft" durchgeführt, so der erfahrene Kriminalbeamte am Montag bei der Präsentation einer neuen, interdisziplinären Arbeitsgruppe zum Thema Kinder- und Jugendkriminalität. Auch Polizeijurist Walter Dillinger bestätigte bei dem Pressegespräch: "Die Intensität der Gewalt hat in den letzten Jahren sehr zugenommen. Da sind sich alle in der Arbeitsgruppe einig.“

Die Intensität der Gewalt hat in den letzten Jahren sehr zugenommen
Walter Dillinger
Polizeijurist

Arbeitsgruppe gegen Jugendkriminalität

50 Experten aus den Bereichen Justiz und Sozialarbeit sollen sich diesem wachsenden Problem nun gemeinsam mit der Polizei stellen. Denn: Nachdem viele der Täter noch unter 14 Jahren und damit strafunmündig sind, komme man mit normaler Polizeiarbeit hier nicht weiter. Ein Problem sei auch, dass sich die Kinder und Jugendlichen der Tragweite ihrer Handlungen oft nicht bewusst seien. Hier solle mit Prävention angesetzt und Aufklärungsarbeit geleistet werden. Auch Eltern und Lehrer sollen dabei ins Boot geholt werden.

Eine erste Bilanz der Arbeitsgruppe, der Vertreter der Staatsanwaltschaften, Gerichten, Justizanstalten, der Wiener Magistratsabteilungen 11 (Jugend und Familie), 13 (Bildung und Jugend) und 17 (Integration und Diversität), Familiengerichtsvertreter, der Bewährungshilfeverein Neustart sowie die Jugendzentren angehören, ist bereits für Juni geplant.

Senkung der Altersgrenze "kein Ziel"

Nicht geplant sei hingegen, an den Altersgrenzen für die Strafmündigkeit zu schrauben, wie das unter anderem Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp bereits mehrfach forderte. "Es ist kein Ziel, die Strafmündigkeit herabzusetzen", stellte Dillinger klar. "Es bringt niemandem etwas, wenn Zwölf- oder 13-Jährige Vorstrafen haben."

Auf den Punkt gebracht

  • Die Gewaltbereitschaft bei Jugendlichen steigt in Wien, was sich in einem Anstieg von Körperverletzungen, Raub und Bandenbildung sowie in einem drastischen Anstieg von Online-Betrug zeigt
  • Eine neue Arbeitsgruppe mit 50 Experten aus verschiedenen Bereichen wird eingerichtet, um neue Strategien zur Bekämpfung der wachsenden Jugendkriminalität zu entwickeln, wobei auch Prävention und Aufklärung eine wichtige Rolle spielen sollen
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