Oberösterreich
Krawallnacht in Linz – alle Verdächtigen auf freiem Fuß
Die Krawallnacht in Linz – nun gibt es erste Details zu den Verdächtigen. Wo sie herkommen, wo sie leben, was ihre Motive waren.
Nach den schweren Krawallen in Linz wird langsam klar, wer die Verdächtigen sind, woher sie kommen und was ihnen nun droht. Ein Überblick:
Insgesamt waren rund 200 Personen bei den Krawallen in der Halloween-Nacht in Linz beteiligt. Rund 170 Beamte waren im Einsatz, es gab 129 Anzeigen. Obwohl keine größere Organisation hinter den Krawallen stehen soll, gibt es doch eine Jugendbande, die immer wieder in Erscheinung tritt und auch dieses Mal dabei war. Die Gruppe nennt sich "La Casa Bariks 4030" und sorgte in der Vergangenheit im Stadtteil Ebelsberg (4030 ist die Postleitzahl des Linzer Südens) für Wirbel. So wurde im November des Vorjahres etwa ein Polizeiauto abgefackelt. Mehrere Männer standen im März dieses Jahres vor Gericht.
Von den 129 Verdächtigen wurden neun Männer in der Halloween-Nacht vorübergehend festgenommen. Unter den neun waren Staatsangehörige von sechs Nationen, nur einer von ihnen hat laut Innenministerium einen Asylzusammenhang. Unter den neun sind laut "OÖN" vier Österreicher (zwei mit Migrationshintergrund), ein Kroate, ein Rumäne, ein Nordmazedonier, ein Türke und ein asylberechtigter Afghane. Die Männer waren aber rasch wieder auf freiem Fuß, wie die Pressestelle der Polizei berichtet. Die restlichen Personen wurden auf freiem Fuß angezeigt.
Unter den 129 Verdächtigen befanden sich nach Angaben der Polizei 28 Syrer, 14 Afghanen, jeweils 4 Personen aus dem Kosovo, Bosnien, Serbien, Rumänien und Nordmazedonien, 21 Personen mit anderen Nationalitäten und 46 Österreicher. Darunter waren 6 Unmündige, 73 Jugendliche, 26 junge Erwachsene und 24 Erwachsene beteiligt. Von dieser Personengruppe sind 6 Asylwerber, 35 Asylberechtigt, 24 besitzen einen Daueraufenthaltsstatus, 6 sind subsidiär Schutzberechtigte, 12 sind EU-Bürger und 46 besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft.
Aber wo leben die Verdächtigen innerhalb Österreichs? Laut jüngsten Informationen haben rund zwei Drittel einen Hauptwohnsitz in Linz, viele in Linz-Land, einige in Gmunden und zwei Personen sollen aus Niederösterreich sein.
Einziges gemeinsames Motiv, das die Behörden bisher nennen konnten, ist ein neuer Netflix-Film. In "Athena" von Regisseur Romain Gavras geht es um soziale Konflikte in der Vorstadt. In dem Streifen, der seit 23. September auf Netflix verfügbar ist, gehen Jugendliche mit Pyrotechnik auf Beamte los. Auf TikTok wurde angekündigt: "Morgen wird Linz zu Athena". Auch der Hashtag "Athena 2.0" war zu finden.
Derzeit sind die Verdächtigen auf freiem Fuß. Sie sollen in den nächsten Tagen von der Polizei noch zu den Vorgängen befragt werden. Das dauert. Immerhin müssen 129 Gespräche geführt werden. Klar ist: Bei den unmündigen Unter-14-Jährigen kann strafrechtlich gar nichts passieren.
Die Staatsanwaltschaft Linz kann derzeit zu dem Fall nicht viel sagen. "Wir haben dazu noch nichts", so eine Sprecherin am Freitag zu "Heute". Zuerst müssten die Ermittlungen der Polizei abgeschlossen sein. Und die hat theoretisch drei Monate Zeit dafür.
Abschiebungen angekündigt
Unter den Verdächtigen sind auch 35 Asylberechtigte und 5 Asylwerber. Hier kündigte Innenminister Gerhard Karner hartes Vorgehen an. Er wolle jetzt wieder "Menschen nach Syrien oder Afghanistan zurückbringen", wie er im Ö1-Morgenjournal sagte. Natürlich nur in Regionen, in denen es möglich sei, dass sich Menschen dort aufhalten könnten, relativiert er. "Es kann nicht sein, dass junge Männer das System ausnützen", so Karner. Er habe daher die Asylbehörde angewiesen, eine Aberkennung des Schutzstatus einzuleiten sowie für eine "Außerlandesbringung" zu sorgen - mehr dazu hier.