Es gibt wohl kaum ein Thema, bei dem sich Fitnessfans so sehr in zwei Lager teilen wie bei der Frage, ob Ausdauertraining oder Krafttraining der Schlüssel zu einem gesunden und leistungsfähigen Körper ist. Während die einen ihre Runden drehen und sich auf Cardio-Geräten wohlfühlen, stemmen die anderen ihre Gewichte. Aber was bringt uns wirklich weiter? Und welche überraschenden Vorteile gibt es bei den jeweiligen Trainingseinheiten?
Als ich vor Jahren nach langjährigem Vereinsschwimmen meinen Sport ins Fitnessstudio verlagert habe, war es fast schon ein gesellschaftlicher Fauxpas, als Frau in die "Kraftkammer" zu gehen. Dieser Bereich war damals weitgehend das Terrain von Männern, während Frauen brav auf den Steppern und Crosstrainern waren - im besten Fall perfekt geschminkt und mit gestylten Haaren.
Krafttraining galt vor einigen Jahren noch als unweiblich, als etwas, das nur für Bodybuilder oder Männer geeignet war, die mit ihren Muskeln angeben wollten. Heute sieht das ganz anders aus: Inzwischen ist die Chance 50:50, ob einem beim Gewichtheben ein Mann oder eine Frau begegnet. Grund dafür: Der Trend zu einem trainierten Körper mit Kurven statt einem eher geraden, dünnen Körper. Meiner Meinung nach ein guter Wandel in der Gesellschaft. Doch abgesehen von der Ästhetik steht eines fest: Krafttraining für Frauen ist genauso wichtig wie für Männer.
Denn wer regelmäßig Gewichte hebt, bekommt nicht nur eine definierte Figur (Stichwort: erhöhter Grundumsatz), sondern stärkt auch seine Knochen, verbessert die Haltung und beugt Verletzungen vor. Auch die allgemeine Stabilität profitiert, und ganz nebenbei wird das Selbstbewusstsein geboostet. Es gibt kein besseres Gefühl, als nach und nach stärker zu werden – auch wenn du nicht gleich einen Bodybuilder-Look anstrebst.
Doch bei all den Vorteilen wird eines jetzt gerne vergessen: das regelmäßige Ausdauertraining. Denn setzt du nur auf Gewichttraining, wirst du bei anderen Sportarten unbeweglicher und langsamer sein, als dir lieb ist.
Es gibt einen guten Grund, warum Ausdauersport wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen so lange als das Non-Plus-Ultra angesehen wurde, um fit zu bleiben. Diese Sportarten verbrennen in der Stunde bis zu 800 Kalorien - für Abnehmwillige besonders jetzt vor dem Sommer verlockend. Doch nicht nur Energie- und Fettreserven werden bei langen Cardio-Einheiten verbraucht, sondern auch die Sauerstoffaufnahme sowie auch das Herz-Kreislaufsystem verbessert.
Doch wusstest du, dass beim Ausdauertraining auch deine mentale Gesundheit profitiert? Laut Studien geht beispielsweise eine regelmäßige Laufrunde weit über das bloße Kalorienverbrennen hinaus: Das Risiko für Depressionen wird gesenkt und Stress wird zugleich abgebaut.
Doch ein reines Cardio-Training hat seine Grenzen: Wer ausschließlich darauf setzt und nicht an seiner eigenen kraft arbeitet, riskiert eine muskuläre Dysbalance und ein erhöhtes Verletzungsrisiko. Denn ohne Krafteinheiten fehlt die Basis - auch um den Körper zu formen.
Um die Frage zu beantworten, was wir eher brauchen: Optimale Fitness entsteht nicht nur durch ein "Entweder-oder" sondern ein "Sowohl als auch". Die perfekte Balance liegt in der Kombination aus Krafttraining und Ausdauertraining.
Denn setzt du nur auf Cardio-Einheiten, wird dein Körper an Muskelmasse verlieren, und wenn du ausschließlich Gewichte stemmst, wirst du schnell merken, dass du beim nächsten Spaziergang schneller außer Atem bist, als dir lieb ist. Besonders die Beweglichkeit und die Flexibilität, die du im Alltag brauchst, kommen zu kurz, wenn du nicht beides trainierst. Seit ich das mache, habe ich nicht nur mehr Energie, sondern auch ein viel besseres Körpergefühl - und bin nicht nur ausdauernd, sondern auch stark.