Welt
Kommen jetzt weitere 900.000 Mittelmeer-Flüchtlinge?
Vor Italiens Küsten spielen sich regelmäßig Dramen ab: Flüchtlingsboote geraten in Seenot. Nun warnt Italiens Premierministerin vor einer neuen Welle.
2015 und 2016 traf Europa bekanntermaßen die große Flüchtlingswelle im Zusammenhang mit dem syrischen Bürgerkrieg. 2022 entfaltete die Ukraine-Krise wiederum eine ähnliche Wirkung. Unterdessen gibt es anhaltende Flüchtlingsströme über die gefährliche Mittelmeer-Route. Regelmäßig kommt es hier zu tragischen Unglücken. Laut der italienischen Premierministerin Giorgia Meloni könnte Europa nun eine weitere massive Welle über das Mittelmeer erwarten.
Der nordafrikanische Staat Tunesien befindet sich aktuell in einer tiefen Krise. Die politische sowie wirtschaftliche Situation des Landes ist zunehmend ungewiss. Um den diesjährigen Haushalt auszugleichen, muss sich das Land dringend mehr Geld leihen, trotz der bereits hohen Staatsverschuldung. Kürzlich gab es eine weitere Hiobsbotschaft: Die Weltbank als zweitgrößter Kreditgeber setzte die Vergabe von Darlehen aus. Nun befürchtet Meloni einen Massen-Exodus.
Machen sich bald 900.000 Tunesier auf den gefährlichen Weg?
Die Krise des Staates wird dadurch verschärft, dass die Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über ein Darlehen in Höhe von zwei Milliarden Euro stocken. Außerdem wird dem Präsidenten, Kais Saied, nach Äußerungen gegen Migranten aus Subsahara-Afrika Rassismus vorgeworfen. Grund genug für Italiens Premierministerin, davon auszugehen, dass rund 900.000 Tunesier in Kürze ihren Weg nach Europa bestreiten könnten.
Dass gerade Meloni den EU-Gipfel in Brüssel nutzt, um auf das Thema aufmerksam zu machen, überrascht wenig: Die Flucht-Thematik dominiert Italiens Innenpolitik aktuell. Seit mehreren Wochen wird über die Ankunft Tausender Migranten diskutiert. Eigenen Angaben zufolge hat Italien seit Anfang Jänner bereits mehr als 20.000 Bootsmigranten registriert. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren stellt das eine Steigerung um das mehr als Dreifache dar.
Besonders tragisch sind die sich häufenden Bootsunglücke: Ende Februar ereignete sich beispielsweise vor der Küste Kalabriens ein schreckliches Unglück mit mindestens 90 Todesopfern. Seither werden Melonis rechte Regierung sowie die Küstenwache kritisiert – man habe nicht alles Mögliche getan, um die verunglückten Migranten zu retten, heißt es von kritischen Stimmen.