Niederösterreich

"Körberlgeld" – Wirbel um EVN-Posten für VPNÖ-Klubchef

Vom Streit um die Preispolitik zum Hochspannungs-Politikum! Die neu zu besetzenden Vorstandsposten der EVN sorgen für dicke Luft.

Isabella Nittner
Jochen Danninger, ehemals Landesrat und jetzt VPNÖ-Klubobmann im Landtag soll einen der höchsten Vorstandsposten innerhalb der EVN bekommen. Der SPÖ ist das ein Dorn im Auge.
Jochen Danninger, ehemals Landesrat und jetzt VPNÖ-Klubobmann im Landtag soll einen der höchsten Vorstandsposten innerhalb der EVN bekommen. Der SPÖ ist das ein Dorn im Auge.
"Heute", PD

Seit der Niederösterreich-Wahl Ende Jänner und den gescheiterten Koalitionsverhandlungen schenken sich die SPÖ NÖ rund um Neo-Vorsitzenden (in spe, er wird erst offiziell zum Obmann gewählt, Anm.) Sven Hergovich und die ÖVP NÖ von Johanna Mikl-Leitner nichts – abgesehen von deftigen Wortspenden.

EVN-Posten mit "Körberlgeld"?

Die Schuld am Scheitern der Zusammenarbeit gibt man sich seither gegenseitig: Während die SPNÖ darauf pocht, die ÖVP habe bei den sozialdemokratischen Forderungen gemauert, keine Kompromisse zugelassen und sei von vorn herein auf ein Scheitern der Gespräche aus gewesen, um dann mit den Blauen zu "packeln", ärgert man sich seitens der Mikl-Leitner-Partei über "200 Forderungen", die "den Wirtschaftsstandort massiv geschädigt" hätten.

Die EVN ist seit einiger Zeit in den Mittelpunkt der politischen Debatte gerückt.
Die EVN ist seit einiger Zeit in den Mittelpunkt der politischen Debatte gerückt.
Weingartner-Foto / picturedesk.com

Neuen Zündstoff liefern nun personelle Entwicklungen rund um die EVN, den niederösterreichischen Energieversorger, dessen Mehrheitseigentümer (51%) das Land NÖ ist.

Die Vorgeschichte: Kurz-Intima Bettina Glatz-Kremsner, sieben Jahre lang Aufsichtsratschefin der EVN AG, kündigte im April 2023 an, ihr Amt niederzulegen. Mit Ende Juni 2023 solle der Posten an einen Nachfolger übergeben sein, so der Plan. Zeitgleich kündigte die EVN 300.000 Kunden den Stromvertrag – um ihnen im gleichen Atemzug einen neuen Tarif anzubieten, zu teureren Konditionen wohlgemerkt. Die Preispolitik der EVN wurde seither immer wieder zum Zankapfel, die Neos starteten sogar eine eigene Strompreis-Petition, um mehr Transparenz in die Preispolitik der EVN zu bringen.

Anmerkung: Zuletzt sorgte auch eine geplante Sonderdividenden-Auszahlung für Wirbel – die EVN will seinen Aktionären 100 Millionen Euro ausschütten. 

In der Zwischenzeit dreht sich rund um den freiwerdenden Posten von Bettina Glatz-Kremsner das Posten-Roulette. Um die Zügel im Vorstand der EVN strenger zu ziehen, soll Johanna Mikl-Leitner ihren VPNÖ-Klubobmann Jochen Danninger (er war die letzte Legislaturperiode Landesrat der VPNÖ) sowie ihren Vertrauten, Raiffeisen-Manager Reinhard Wolf, in den Aufsichtsrat setzen wollen.

Die Spatzen pfeifen von den Dächern, dass es sich beim kolportierten Posten von Jochen Danninger um den Vizepräsidenten des EVN-Aufsichtsrats handeln soll. 

VPNÖ verärgert

Die SPÖ Niederösterreich tobt, Landesgeschäftsführer Wolfgang Zwander spricht von einem "persönlichen Teuerungsausgleich", will von Danninger wissen, ob er die kolportierte Position annehmen werde und wie viel "Aufwandsentschädigung" er dafür bekomme. 

"Stimmt es, dass Ihnen dieser Betrag – wie in ÖVP-Kreisen kolportiert – als "Körberlgeld" zugesichert worden ist, weil Sie als Klubobmann nun weniger verdienen als wie bisher als Landesrat?" – Wolfgang Zwander

"Stimmt es, dass Ihnen dieser Betrag – wie in ÖVP-Kreisen kolportiert – als "Körberlgeld" zugesichert worden ist, weil Sie als Klubobmann nun weniger verdienen als wie bisher als Landesrat?", fragt er Danninger.

Die ÖVP Niederösterreich zeigt sich über den Frontalangriff verärgert. Auf die Unterstellungen wolle man seitens des Landtagsklubs der VPNÖ jedenfalls nicht eingehen, auch deshalb nicht, weil die Vorstandssitzung der EVN noch gar nicht stattgefunden habe.

"Diese Untergriffigkeit ist selbst für den SPÖ Niederösterreich-Landesgeschäftsführer eine neue Qualität. Aber eigentlich kann man von jemanden, der bis vor wenigen Wochen noch in der Giftküche von Hans Peter Doskozil die Zwiebel geschnitten hat, auch nichts anderes erwarten", heißt es in einem Statement auf "Heute"-Anfrage.

Die VPNÖ vermutet hinter der verbalen Attacke Nervosität vor der internen Wahl Hergovichs zum SPNÖ-Vorsitzenden.

"Es zeigt vor allem die Nervosität der jungen SPÖ-Truppe vor der geplanten Wahl von Sven Hergovich zum Obmann der SPÖ Niederösterreich, der bis jetzt nichts anderes zu Stande gebracht hat, als die Koalitionsverhandlungen mit der Volkspartei mit seinen maßlosen Forderungen zum Scheitern zu bringen. Die Unzufriedenheit mit dem designierten Parteivorsitzenden wird daher unter den eigenen Funktionären täglich größer und somit auch die Sorge von Landesgeschäftsführer Zwander, dass er und sein Chef schneller wieder in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwinden könnte, als ihnen lieb ist", setzt die Volkspartei daher zum Gegenangriff an.

"Die beiden kommen aus dem Umfeld des gescheiterten SPÖ-Kanzlers Christian Kern. Ihr gemeinsamer Frust über die verloren Kanzlerschaft und der Hass auf die Volkspartei kennt offenbar keine Grenzen mehr. Sie haben die Koalitionsverhandlungen zum Scheitern gebracht und jetzt wollen sie das politische Klima in Niederösterreich nachhaltig vergiften. Aber wir können den beiden Herren der SPÖ NÖ versichern: Mit diesem schlechten Stil gewinnt man in Niederösterreich keinen Blumentopf", heißt es aus dem Büro von Jochen Danninger.

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