Science
Klimawandel: So sähe unsere Welt in 100 Jahren aus
Der Klimawandel nimmt seinen Lauf. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird viel von unserem Lebensraum verloren gehen, wie ein Projekt eindrucksvoll zeigt.
Werden bestimmte Temperaturen überschritten, können zentrale Elemente unseres Klimasystems aus dem Gleichgewicht geraten. Das Klimaabkommen von Paris sieht vor, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu halten, denn mit zunehmender Erderhitzung steigt die Gefahr, dass wir so genannte Kipppunkte (auf Englisch "tipping points") erreichen. Sie sind die Achillesfersen im Erdsystem.
Klimaforscher warnen davor, dass eine unkontrollierbare Kettenreaktion ausgelöst werden kann, wenn die ersten Kippelemente fallen. Wie beim Dominoeffekt könnte dann ein umfallender Stein den nächsten umstoßen. Die Gefahr von irreversiblen und unkontrollierbaren Kettenreaktionen besteht bereits bei einem globalen Temperaturanstieg von 1,5 bis zwei Grad.
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Zukunftsszenario
Wie würde es auf der Welt aussehen, würden wir die 1,5 Grad überschreiten? Das zeigt Picturing Our Future. Das ist eine neue Sammlung wissenschaftsbasierter Videos und Visualisierungen, die potenzielle Ergebnisse für fast 200 Wahrzeichen und ikonische Viertel auf der ganzen Welt vergleichen. Sie basieren auf präzisen Projektionen des Meeresspiegelanstiegs über mehrere Jahrhunderte hinweg und integrieren neue hochauflösende Daten aus dem Coastal Risk Screening Tool von Climate Central und Bilder von Google Earth.
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Climate Central Climate Central ist eine unabhängige Gruppe von Wissenschaftlern und Kommunikatoren, die die Fakten über unseren Klimawandel und seine Auswirkungen auf das Leben der Menschen erforschen und berichten. Climate Central nutzt Wissenschaft, Big Data und Technologie, um Tausende von lokalen Handlungssträngen und überzeugenden Bildern zu generieren, die den Klimawandel persönlich machen und zeigen, was man dagegen tun kann.
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Menschlicher Lebensraum geht verloren
Etwa 50 Großstädte auf der ganzen Welt laufen Gefahr, im nächsten Jahrhundert und darüber hinaus den größten Teil ihrer bebauten Gebiete an den unaufhaltsamen Anstieg des Meeresspiegels zu verlieren. Neue Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern von Climate Central in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern der Princeton University und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in Deutschland zeigen, dass die Staaten weltweit beispiellose Verteidigungsmaßnahmen ergreifen müssen, um die Bevölkerung in diesen Gebieten bei einem Emissionspfad von 3°C zu schützen.
Bei einer Erwärmung um 1,5°C könnten wir bis zum Jahr 2100 mit einem durchschnittlichen Anstieg des globalen Meeresspiegels um etwa 0,48 Meter rechnen. Selbst wenn es uns gelingt, die Treibhausgasemissionen in den kommenden Jahrzehnten zu reduzieren, wird der Meeresspiegel weiter ansteigen, weil Kohlendioxid über Jahrhunderte in der Atmosphäre verbleibt und aufgrund möglicher Rückkopplungsschleifen wie dem Auftauen von Permafrostböden. In der ferneren Zukunft wird der Meeresspiegel voraussichtlich etwa 2,9 Meter erreichen.
Bei einer Erwärmung um 3°C könnte der Meeresspiegel sogar bis zu 6,4 m ansteigen. Die Bilder und Videos repräsentieren eine große Bandbreite an zukünftigen Zeiträumen. Wie schnell die Meere ansteigen werden, hängt von den komplexen Wechselwirkungen zwischen Ozean und Eis ab und wird sich über Hunderte Jahre hinziehen. Aber die Folgen der heutigen wärmeverursachenden Verschmutzung für den künftigen Meeresspiegel sind weitgehend unumkehrbar.