Mehr als 90 Prozent der österreichischen Erdäpfelbauern berichten über Ernte-Schäden durch den Klimawandel in den vergangenen zehn Jahren. Das ist das Ergebnis eines neuen Forschungsprojektes.
Steigen die Preise für die beliebte Knolle nun weiterhin an? Laut dem Preismonitor der Arbeiterkammer sind Kartoffeln seit 2021 bereits um unglaubliche 43 Prozent teurer geworden.
Im Fachblatt Agronomy berichten die Forscher, dass unsere Landwirte bereits über neue Anbaustrategien und -konzepte nachdenken. Auch Wissenschaftler arbeiten europaweit an aufwändigen Versuchsreihen.
Die Umfrage wurde in 22 Ländern Europas durchgeführt. Forscher der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) werteten Antworten von 159 österreichischen Erdäpfelbauern sowie 79 deutschen und 53 Schweizer Landwirten aus.
In allen drei Ländern gilt, dass die vergangene Dekade viele Jahre mit extremen Wetterbedingungen mit sich gebracht hat, heißt es in der Arbeit.
Vor allem Trockenheit kann für Erdäpfel, die kein sehr tiefes Wurzelsystem aufweisen, rasch zum Problem werden. Deshalb sei beispielsweise im Jahr 2015 in Österreich die Erdäpfelernte bereits um ein Drittel niedriger ausgefallen als im langjährigen Schnitt.
Laut der Umfrage ist Dürre der prominenteste Faktor, der den Bauern Kopfzerbrechen bereitete. Nahezu alle Befragten aus Österreich gaben an, davon betroffen gewesen zu sein. Das gelte vor allem auch für das wichtige Anbaugebiet im niederösterreichischen Weinviertel.
Hierzulande käme erschwerend hinzu, dass die Voraussetzungen für Bewässerung im Europavergleich eher ungünstig sind: Schätzungen gehen davon aus, dass 20 bis 25 Prozent der heimischen Anbauflächen bewässert werden können.
Zum Vergleich: In manchen Anbaugegenden in Niedersachsen sei Bewässerung auf rund 80 Prozent der Flächen möglich, schreiben die Forscher.
Neben Hitzewellen und Trockenheit registrieren die Bauern auch einen von der Klimaveränderung getriebenen Anstieg an Schädlingen und Krankheitserregern, die ihre Feldfrüchte bedrohen. In Österreich und Deutschland berichten dies drei von fünf Befragten.
Die Änderungen der klimatischen Bedingungen führen auch zur Zunahme von Starkregenereignissen, die sich in den vergangenen Jahrzehnten tendenziell öfter abrupt mit Trockenphasen abwechseln.
Rund 40 Prozent der Befragungsteilnehmer aus Österreich und der Schweiz berichteten über Probleme mit lokalen Überflutungen. Auch über Bodenerosion oder Spätfrost wurde geklagt.
Unter der Leitung der Universität Wien werden nun europaweit neue Möglichkeiten gesucht, um auf die Veränderungen zu reagieren. In Feldversuchen mit 50 Sorten werden die Auswirkungen von Stress auf die Pflanzen an verschiedenen Orten des Kontinents erforscht.
"Wir konnten sehen, dass es schon jetzt Sorten gibt, die besser mit Stressbedingungen umgehen können. Sortenempfehlungen sind davon allerdings nicht ableitbar, da die regionalen Bedingungen eine große Rolle spielen", so der Zellbiologe.
Der Anbau sei komplex: "Viele Sorten lieferten zwar oft höhere Erträge unter optimalen Bedingungen, aber unter den extremen Stressbedingungen der vergangenen Jahre zeigte sich, dass Ertrags-ärmere Sorten unter Stressbedingungen stabile Erträge lieferten.
In den kommenden Jahren wollen die Wissenschafter, Erdäpfelzüchter und weitere Experten die Entwicklung der Sorten vorantreiben und Weichen für möglichst klimafitte Züchtungen für verschiedene Regionen stellen, so die Uni Wien.