Klimaschutz

Klimakrise – Hitzewellen treffen Kinder am stärksten

Kinder spüren die Auswirkungen von Hitze besonders stark. Unicef fordert Regierungen in Europa und Zentralasien auf, die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Lydia Matzka-Saboi
Kinder zählen puncto Klimawandel zu den besonders vulnerablen Gruppen.
Kinder zählen puncto Klimawandel zu den besonders vulnerablen Gruppen.
Jin Mamengni Xinhua / Eyevine / picturedesk.com

Auch wenn sie am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, Kinder leiden besonders unter den Auswirkungen der Erderhitzung. So machte das Kinderhilfswerk der UNO (Unicef) kürzlich darauf aufmerksam, dass für Kinder Hitzewellen besonders belastend sind. Deshalb haben sie auch ein erhöhtes Risiko für schwere Erkrankungen wie Hitzschlag.

Besonders gefährdet sind Säuglinge und Kleinkinder, da ihre Körpertemperatur deutlich schneller und höher steigt als bei Erwachsenen. Hitzewellen beeinträchtigen außerdem die Konzentrationsfähigkeit und damit das Lernen von Kindern.

Das beeinflusst ihre Bildung maßgeblich negativ, stellt der Bericht von Unicef fest. Erwachsene erkennen gefährliche Situationen oder Symptome aber oft nicht, weil sie die Hitze anders wahrnehmen und die Situation deshalb falsch einschätzen – was die Gefährdung noch einmal erhöht.

Der Unicef-Bericht "Beat the heat: protecting children from heatwaves in Europe and Central Asia" ("Der Hitze trotzen: Schutz von Kindern vor Hitzewellen in Europa und Zentralasien" zeigt, dass etwa die Hälfte der Kinder in Europa und Zentralasien – das sind 92 Millionen Kinder – extremen Hitzewellen ausgesetzt ist. Für die Analyse wurden die neuesten verfügbaren Daten aus 50 Ländern herangezogen.

Unicef fordert deshalb Regierungen in Europa und Zentralasien auf, die CO2-Emissionen zu reduzieren, um die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, und die Anpassungsfinanzierung bis 2025 zu verdoppeln.

Europa und Zentralasien besonders betroffen

Dabei leiden Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder in Europa und Zentralasien am meisten, berichtet Regina De Dominicis, Regionaldirektorin für Unicef Europa und Zentralasien. Und die Prognose ist negativ: "Wir rechnen damit, dass das Problem bis zum Jahr 2050 alle Kinder betrifft." Das müsse ein Impulsgeber für Regierungen sein, dringend in Maßnahmen zur Minderung und Anpassung zu investieren.

Denn die Hitzewellen in Europa und Zentralasien sind häufiger geworden, es gibt auch keine Anzeichen für eine Abschwächung. Im Gegenteil, es sollen noch mehr werden. Das zeigen selbst die konservativsten Szenarien einer globalen Temperaturerhöhung um 1,7 Grad Celsius. Auch unter diesen im Verhältnis moderaten Voraussetzungen werden bis 2050 alle Kinder in Europa und Zentralasien extremen Hitzewellen ausgesetzt sein. 81 Prozent werden einer langen Hitzewelle ausgesetzt sein und 28 Prozent einer starken Hitzewelle.

Situation in Österreich

In Österreich wurden 99 Haushalte mit 190 Kindern im Alter von null bis zehn Jahren befragt. Belastung, Anpassungsstrategien und der Bedarf für die Wohnung und den öffentlichen Raum wurden abgefragt.

Konkret wurde bei 67 Prozent der Kinder schlechterer Schlaf festgestellt, 62 Prozent leiden an Unwohlsein und vermehrtem Weinen, 54 Prozent haben geringere Motivation, sich zu bewegen, und mit 51 Prozent ist rund jedes zweite Kind aggressiver. Fast die Hälfte der Kinder hat auch körperliche Symptome wie Übelkeit, Ausschlag, Kopfschmerzen und Schwindel. Zudem wurde ein signifikanter Zusammenhang mit der Nennung dieser Hitzefolgen und der 2022 beobachteten Anzahl von Hitzetagen am jeweiligen Wohnort registriert.

Forderungen von Unicef:
Maßnahmen zur Eindämmung von Hitzewellen und zur Anpassung an sie sollen in die nationalen Klimabeiträge (National Determined Contributions, NDC), in die Nationalen Anpassungspläne (National Adaptation Plans, NAP) und in die Politik zur Reduzierung von Katastrophenrisiken und zum Katastrophenmanagement miteinbezogen werden, Kinder sollten im Mittelpunkt aller Pläne stehen.
In die Primärversorgung investieren, um Prävention, frühzeitiges Handeln, Diagnose und Behandlung von hitzebedingten Krankheiten bei Kindern zu unterstützen, einschließlich Schulung von Gemeindegesundheitsarbeitern und Lehrern.
Nationale Klimafrühwarnsysteme fördern, lokale Umweltbewertungen durchführen und Initiativen zur Katastrophenvorsorge und Resilienzstärkung unterstützen.
Wasser-, Sanitär- und Hygiene-, Gesundheits-, Bildungs-, Ernährungs-, Sozialschutz- und Kinderschutzdienste an die Auswirkungen von Hitzewellen anpassen.
Ausreichende Finanzierung sicherstellen, um Maßnahmen zum Schutz von Kindern und ihren Familien vor Hitzewellen zu finanzieren.
Kinder und Jugendliche über den Klimawandel aufklären und ihnen "green skills" vermitteln.

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