Wien

Er zerrte Klima-Kleber weg, nun muss Autolenker Strafe

Weil er sie von der Straße zerrte und trat, wurde ein Familienvater zu drei Monaten bedingter Haft und einem Anti-Aggressionstraining verurteilt.

Leo Stempfl
Wegen dieser Attacke im Jänner wurde der 40-Jährige nun verurteilt.
Wegen dieser Attacke im Jänner wurde der 40-Jährige nun verurteilt.
Letzte Generation Österreich

Das neue Jahr startete bei den Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" mit einer Aktionswoche, der noch viele weitere folgen sollten. Am Mittwoch, dem 11. Jänner, blockierten sie den Wiener Gürtel beim Westbahnhof. Obwohl die Polizei rasch vor Ort war, übte sich ein Autolenker in Selbstjustiz.

Autolenker verliert Nerven, geht auf Klima-Kleber los >>

Er versuchte eigenhändig, die Aktivisten von der Straße zu ziehen, brüllte sie an und trat sogar zwei Mal gegen einen der am Boden Sitzenden. Als Zeugen einschritten, ließ er von ihnen ab. Der entsprechende Clip wurde hunderttausendfach gesehen. Unter dem Tweet fanden sich einerseits Aufrufe zur Verfolgung der vermeintlichen Straftat, andererseits aber auch Gutheißungen.

Klima und so

Letzten Endes wurde der 40-jährige Transportunternehmer ausgeforscht und musste sich am Montag vor Gericht verantworten, wie die "Kronen Zeitung" berichtet. "Es ist blöd gelaufen. Ich war im Stress. Ich versteh schon das mit dem Klima und so. Aber ob das was nützt? Menschen, die zur Arbeit fahren, zu blockieren? Ich sag' jetzt mal Entschuldigung in dem Sinn", sagte der Angeklagte in Richtung der Klima-Kleber, die als Zeugen geladen waren. "Das erzeugt doch noch mehr Stau und noch mehr Abgase", versuchte er ihnen klar zu machen.

Bedingte Haft

Die Aktivisten würdigten ihn der "Krone" zufolge keines Blickes, einer schilderte nur: "Wir haben auf der Straße unsere Versammlung gemacht. Da ist er auf uns zugekommen, hat rumgebrüllt und mich an der Kapuze weggezogen. Er hat meine Kollegin geschubst, mich zweimal in die Hüfte getreten." Verletzt wurde er dadurch aber nicht.

Auch der Unternehmer, unterwegs zu einem aussichtsreichen Termin, gab sich mittlerweile reumütig. "Ich hätte es lassen sollen." Richter verurteilte den 40-jährigen Familienvater wegen Nötigung und Störung einer Versammlung erstinstanzlich zu drei Monaten bedingter Haft und erteilte eine Weisung zu einem Anti-Aggressionstraining. Schlusssatz. "Wegtragen darf nur die Polizei, und Sie sind nicht die Polizei."

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    Mitglieder der Letzten Generation demonstrierten erneut in Tirol.
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