Politik

"Kindisch, absurd" – Bobbycar-Protest gegen Nehammer

Kanzler Karl Nehammer lädt am Mittwoch zu einem Auto-Gipfel ins Kanzleramt. Kritik kommt von einigen Umwelt-Organisationen.

Heute Redaktion
Karl Nehammer zu Besuch beim BMW-Werk in Steyr
Karl Nehammer zu Besuch beim BMW-Werk in Steyr
GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com

Vor dem umstrittenen Auto-Gipfel am Mittwoch hat Bundeskanzler Karl Nehammer am Dienstag das BMW-Werk in Steyr in Oberösterreich besucht und wollte dabei für grüne Verbrennungsmotoren werben und sich den Stand der Entwicklung genauer ansehen.

Sein initiierter Auto-Gipfel soll sich mit der Zukunft der Autobranche in Österreich beschäftigen. Eingeladen sind Vertreter von Wissenschaft und Industrie. Das Treffen startet um 16.30 Uhr im Bundeskanzleramt. Thema soll unter anderem auch die Finanzierung von Forschung zu E-Fuels (siehe Infobox unten) sein.

Nehammer gegen endgültiges Aus für Verbrennungsmotoren

Nehammer sprach sich zuletzt angesichts der bis zu 80.000 Beschäftigten im gesamten Automobilbereich in Österreich gegen ein endgültiges Aus für Verbrennungsmotoren aus. Von Fachleuten, Umweltschützern und vom grünen Koalitionspartner gab es dafür Kritik.

"Klima-Ignoranz wird in Totalschaden gipfeln"

Auch der Auto-Gipfel sorgt für viele negative Reaktionen unter den Klimaschützern. "Nehammers Klima- und Auto-Irrlauf wird nur Verlierer kennen und in einem Totalschaden gipfeln", erklärt Wolfgang Rehm, Sprecher der Umweltorganisation VIRUS. "Sein Ausbrechen aus den ohnehin unzureichenden Regierungsvereinbarungen gefährde, dass Österreich nach dreißigjährigem Klima-Rückschritt auch nur die kleinste Bewegung in die richtige Richtung mache und endlich damit beginne überhaupt Treibhausgase zu reduzieren."

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    Die Vertreter von Fridays For Future Austria und Global 2000 bezeichnen den Auto-Gipfel als "kindisch" und sagen, dass dieser an Absurdität nicht zu überbieten sei.
    Die Vertreter von Fridays For Future Austria und Global 2000 bezeichnen den Auto-Gipfel als "kindisch" und sagen, dass dieser an Absurdität nicht zu überbieten sei.
    Fridays for Future

    Die Vertreter von Fridays For Future Austria und Global 2000 bezeichnen den Auto-Gipfel als "kindisch" und sagen, dass dieser an Absurdität nicht zu überbieten sei. Sie haben einen Protest angekündigt und fahren in Anzügen auf Bobby Cars und mit Schnullern im Mund und über den Ballhausplatz.

    "Ob das peinlich ist?", fragt sich der Pressesprecher Daniel Shams, "Problematischerweise sind wir weniger peinlich als unser Bundeskanzler. Denn im Jahr 2023 einen 'Autogipfel' zu veranstalten, um weiterhin am klimaschädlichen Verbrennungsmotor festzuhalten, ist kindisch und in seiner Absurdität nicht zu überbieten."

    Sie weisen darauf hin, dass die Herstellung von hochkomplex und teuer ist. "E-Fuels im Autoverkehr sind bloß ein neuer Band in der Märchenbuch-Bibliothek der Kanzlerpartei. Und ja, wir alle lieben Märchen, doch sie sollten keine Grundlage für weitreichende politische Entscheidungen sein.", stellt Daniel Shams fest.

    "Nehammer ist das eine Kind, das kaputt macht, was andere aufbauen"

    "Der Kanzler stellt sich mit seinem 'Autogipfel' gegen die notwendige Mobilitätswende, gegen die EU und gegen die Neuausrichtung der Industrie auf das E-Auto. Klar, die Zahl der Autos muss (und kann) insgesamt stark sinken. Dass aber E-Autos im Zweifelsfall um ein Vielfaches effizienter als Verbrenner sind, steht außer Frage", heißt es in der Aussendung weiter.

    Die Klimaschützer üben abschließend scharfe Kritik: "Karl Nehammer ist das eine Kind, das kaputt macht, was andere aufbauen. Das Kind, das immer das Gegenteil von dem tut, was gerade gebraucht wird. Und er ist das Kind, das auf seinem Verbrenner-Bobbycar sitzen bleiben will, selbst wenn es damit in Kürze gegen die Wand fahren wird. Karl, spring ab von deinem Verbrenner-Bobbycar, werd’ erwachsen und mach deinen Job. Du bist Bundeskanzler."

    Was hinter "E-Fuels" steckt
    E-Fuels werden von ihren Befürwortern als klimaneutrale Alternative zum Elektroauto mit Akku hochgelobt, doch das stimmt nur bedingt. 
    Es handelt sich dabei um synthetische Kraftstoffe aus Wasserstoff und Kohlendioxid (CO2). Deren Herstellung ist aber aufwendig und energieintensiv. E-Fuels sind daher – wie E-Autos auch – maximal genauso grün, wie die Kraftwerke, die den nötigen Strom dafür produziert haben.
    E-Fuels haben zwar gewisse Vorteile (normal tankbar, geringeres Gewicht als ein Akku, etc.), doch der Knackpunkt ist ihre, der Herstellung geschuldete, horrende Energiebilanz gegenüber anderen Antriebsarten.
    Der ADAC (ein E-Fuel-Befürworter) rechnet vor: mit einer 3-Megawatt-Windkraftanlage könnte man 1.600 E-Autos versorgen. Nutzt man den Strom für Wasserstoff-Umwandlung könnten nur 600 Fahrzeuge damit ausrücken. E-Fuel-Verbrenner sind es am Ende nur 250 Fahrzeuge.
    Die künftigen Einsatzbereiche von E-Fuels werden deshalb vielfach eher in der Luft- und Schifffahrt gesehen als im Individualverkehr.

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      SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger
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