Wiener angeklagt

"Kindes-Entführung!": Parksheriff rettet Mädchen (7)

Im Wahn wollte ein Wiener einer Mutter das Kind entreißen. Ein Parksheriff ging heldenhaft dazwischen – und rettete die 7-Jährige. Nun war Prozess!

Thomas Peterthalner
"Kindes-Entführung!": Parksheriff rettet Mädchen (7)
Parksheriff Viktor (40) wurde zum Helden.
Denise Auer

Eine Mutter (42) erlebte am 15. November 2023 den Schock ihres Lebens. Als sie mit ihrer 7-jährigen Tochter in der Währinger Straße unterwegs war, packte plötzlich ein Mann das Mädchen von hinten, wollte es von der Mutter wegzerren. "Das ist eine Kindesentführung", soll er mehrmals gerufen haben. Laut Anklage gab es ein wildes Gezerre um das Kind. Die  7-Jährige wurde gegen eine Auslagenscheibe gedrückt. Der 55-Jährige versetzte der Mutter einen Tritt in den Hintern. Parksheriff Viktor (40) hörte die Schreie, schritt sofort ein – und wurde so zum Helden.

"Er wollte Kind von Mutter wegziehen"

"Er wollte sie von der Mutter wegziehen, ich bin sofort vehement dazwischen gegangen", erzählt Viktor im Gespräch mit "Heute". "Er hat der Mutter einen Tritt gegeben, da habe ich lautstark gesagt, ich hole jetzt die Polizei. Dann hat er von ihr abgelassen." Was dann passierte, überraschte den Parksheriff, der in seiner Freizeit auch als Fußballtrainer aktiv ist. "Er zeigte mir seinen Reisepass, ich machte ein Foto davon. Dann verschwand der Mann."

Ohne Parksheriff wäre Fall ungelöst

Nur mit Viktors Hilfe konnte der Mann ausgeforscht werden, ansonsten wäre der Fall wohl niemals gelöst worden. Montag (27.5.) stand Paul W. (Name geändert), laut Eigenbeschreibung "Bildender Künstler und Autor", nun vor Gericht in Wien. "Es gab massive Gewalt. Eine glückliche Fügung, dass der Parkraum-Mitarbeiter anwesend war", meinte die Staatsanwältin.

"Mir hat es den Vogel raus gehaut!"

"Ich habe meine Medikamente nicht genommen und dadurch fahrlässig eine Psychose ausgelöst", zeigte sich der angeklagte Wiener reumütig. Im Wahn habe er geglaubt, die 7-Jährige vor der Mutter "schützen zu müssen". Deshalb habe er sie weggezerrt. "Ich war tagelang schlaflos, da hat es mir den Vogel raus gehaut. Ich möchte mich herzlich entschuldigen."

Anwalt Johannes Fouchs (l.) mit seinem angeklagten Mandanten (ganz rechts).
Anwalt Johannes Fouchs (l.) mit seinem angeklagten Mandanten (ganz rechts).
Denise Auer

"Mama, wird er wieder kommen?"

Die Mutter der 7-Jährigen war als Zeugin geladen. "Meine Tochter hat immer noch Albträume", erzählte sie im Gerichtssaal. In der Nacht schrecke das Mädchen auf, rufe verängstigt "Mama, Mama!". "Dann fragt sie, ob er wieder kommen wird."

Attacke auf Ärztin in U-Haft

Laut Gutachter war der Wiener zum Tatzeitpunkt nicht zurechnungsfähig. In der U-Haft soll er versucht haben, eine Ärztin zu schlagen. Erst seit Paul W. im Krankenhaus Hietzing auf der Psychatrie behandelt wird, geht es ihm wieder besser. "Er spricht sehr gut auf die Medikamente an, von ihm geht keine Gefahr mehr aus", meint Verteidiger Johannes Maximillian Fouchs. Doch auf der Kinderseele werden wohl Narben bleiben.

Bedingte Einweisung

Der Angeklagte kam mit einer milden Gerichtsentscheidung davon. Er muss Psychotherapie und Bewährungshilfe in Anspruch nehmen. Dazu nachweisen, dass er seine Medikamente nimmt – ansonsten wird er eingewiesen. Der Spruch ist bereits rechtskräftig.

Auf den Punkt gebracht

  • Ein Wiener wurde angeklagt, weil er versucht haben soll, ein 7-jähriges Mädchen zu entführen
  • Dieses wurde aber von einem Parksheriff gerettet
  • Der Vorfall fand im November 2023 statt, und der Mann behauptete, er habe im Wahn gehandelt, weil er glaubte, das Kind beschützen zu müssen
  • Der Parksheriff wurde als Held gefeiert, und der 55-Jährige wurde vor Gericht gestellt, wo er reumütig war und sich entschuldigte
  • Die Mutter des Mädchens berichtete, dass das Kind immer noch Albträume habe, und der Mann wurde für nicht zurechnungsfähig erklärt
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