Prozess in Wien

Schutzgeld: "Chef der Tschetschenen" vor Wiener Gericht

Türsteher, illegale Automaten: Ein bekannter Kampfsportler soll mit einem Komplizen Lokale in Wien erpresst haben. Nun steht das Duo vor Gericht. 

Thomas Peterthalner
Schutzgeld: "Chef der Tschetschenen" vor Wiener Gericht
Der Hauptangeklagte (38) mit Verteidiger Marcus Januschke
Sabine Hertel

Statt in den Ring ging es für einen Kampfsportprofi (38) am Mittwoch auf die Anklagebank am Wiener Landesgericht. Der vorbestrafte Hauptangeklagte, gekonnt verteidigt von Top-Anwalt Marcus Januschke, gilt laut Anklage in der Szene als "Chef der Tschetschenen" in Wien.  Gemeinsam mit einem Amateurkicker (29) soll der 38-Jährige Schutzgeld von Lokalen in Wien-Fünfhaus und Ottakring gefordert haben. 

Erpressung, schwere Erpressung, Nötigung, gefährliche Drohung und Urkundenfälschung lauteten die Hauptanklagepunkte. "Er war der erste tschetschenische MMA-Kampfsportler in Österreich, deshalb ist sein Name bekannt", so Anwalt Januschke. Chef sei er aber keiner. 

Der zweitangeklagte Wiener (29) mit Verteidiger
Der zweitangeklagte Wiener (29) mit Verteidiger
Sabine Hertel

Automaten und Türsteher

Laut Staatsanwalt sollen die Verdächtigen Lokalbetreiber dazu genötigt haben, illegale Glücksspielautomaten in ihren Lokalen aufzustellen. Die Einnahmen wurden angeblich einkassiert. Auch seien Bars Bekannte des Tschetschenen als Türsteher aufgezwungen worden. "Der Erstangeklagte ist einschlägig vorbestraft – nach der Haftentlassung ging es sofort weiter", so der Staatsanwalt. 

Keinen Widerspruch duldender "Chef"

Laut Anklage wurden über Jahre hinweg monatlich 1.000 bis 1.300 Euro Schutzgeld von Lokalbetreibern verlangt. "Der Hauptangeklagte war als szenebekannter, im Kampfsport ("MMA") versierter, keinen Widerspruch duldender 'Chef der Tschetschenen', bekannt und gefürchtet", so der Staatsanwalt. Er gab angeblich "unmissverständlich zu verstehen, dass er ihnen widrigenfalls ein körperliches Übel und/oder die Beschädigung eines Lokals zufügen werde", heißt es in der Anklage über den fünffachen Vater.

"Schlage dich deppert"

Ermittler hörten Telefonate der Verdächtigen ab. Einem Opfer soll angedroht worden sein, es werde "direkt ins Krankenhaus" gehen. "Ich schlage dich deppert, dumm in deinem Geschäft", hieß es laut Ermittlern in einer Sprachnachricht. 

Der Prozess ist für mehrere Tage anberaumt, Dutzende Zeugen sind geladen. Der Hauptangeklagte musste sich bereits im April 2017 wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung, schwerer Erpressung, Nötigung und anderen Delikten vor Gericht verantworten – und wurde damals rechtskräftig zu 2,5 Jahren Haft verurteilt.

"Sachen gesagt, die nicht stimmen"

Vor Gericht wollte der Kampfsportler am Mittwoch nicht aussagen. Der mitangeklagte Wiener (29) mit türkischen Wurzeln bekannte sich "nicht schuldig" – und nahm zu den Vorwürfen Stellung. Er sei mit dem Hauptangeklagten eine Zeit lang befreundet gewesen. "Ich habe Sachen am Telefon gesagt, die nicht stimmen", sagte der 29-Jährige aus. Alles sei ein Missverständnis. "Es gab eine Missinterpretation der Tonbandprotokolle", so Verteidiger Sascha König zu den Vorwürfen gegen seinen Mandanten. Für die beiden Verdächtigen gilt natürlich die Unschuldsvermutung. 

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS
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