Niederösterreich
Tote nach Eingriff in Babyklinik: Arzt nicht geständig
Paukenschlag nur einen Tag vor dem Prozess gegen einen Narkosearzt: Dieser wird beim Prozess sein Geständnis revidieren.
"Entgegen seiner bisherigen Verantwortung wird sich mein Mandant nicht schuldig bekennen", so Verteidiger Michael Dohr zum "ORF NÖ" und verwies auf unzählige Narkosen, die der erfahrene Arzt bereits erfolgreich durchgeführt hatte. Dohr hatte zudem ein Gutachten in München in Auftrag gegeben.
Privatgutachten soll entlassen
"Das Gutachten zeigt, dass es fast unmöglich ist, dass das Propofol vor der Narkose verunreinigt worden ist", so Dohr. Wie berichtet hatten drei Frauen nach dem Eingriff Anfang Juni 2020 in einer Badener Kinderwunschklinik (alle drei hatte der angeklagte Arzt narkotisiert) einen septischen Schock erlitten, alle drei mussten auf die Intensivstation, eine 32-Jährige überlebte nicht.
Daraufhin leitete die Staatsanwaltschaft Wr. Neustadt ein Ermittlungsverfahren. Dabei wurde festgestellt, dass das Propofol mit Darmkeimen verunreinigt war. Daraufhin gab der Arzt den mutmaßlichen Fehler zu: "Ich habe eine angebrochene Flasche im Haushaltskühlschrank gelagert." Doch laut Dohr soll die Kontamination erst postoperativ erfolgt sein. Weiters meint Dohr, dass in der Kinderwunschklinik nicht alle Geräte untersucht worden sein.
Wer ist schuld an Tod?
Fakt ist jedoch: Eine Frau ist tot, zwei Frauen überlebten knapp. Möglich also, dass der angeklagte Anästhesist oder die Kinderwunschklinik oder der Hersteller schuld ist - viel mehr Möglichkeiten gibt es nicht.
Morgen werden sieben Zeugen und vier Sachverständige aus den Fachgebieten Chemie, Gerichtsmedizin, Mikrobiologie sowie Anästhesie und Intensivmedizin sprechen. Dem Arzt drohen drei Jahre Haft, es gilt die Unschuldsvermutung