"Kinderliga" schlägt Alarm
Kindergesundheit in Gefahr – 22 Prozent leben in Armut
Armut, psychische Belastungen und Klimasorgen: Die Gesundheit und Zukunftschancen vieler Kinder in Österreich stehen auf dem Spiel.
Die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich steht unter dem Einfluss vielfältiger und komplexer Faktoren: Sozioökonomische Belastungen, psychische und physische Gesundheitsaspekte sowie die rasch fortschreitende Digitalisierung verändern die Lebenswelt junger Menschen tiefgreifend.
Das geht aus dem aktuellen Jahresbericht der Österreichischen Kinderliga, eine der führenden Organisationen im Bereich Kindergesundheit, hervor. Gleichzeitig stellt man umfassende Forderungen an Politik und Gesellschaft, um die Lage nachhaltig zu verbessern.
Kinderarmut als zentrales Anliegen
Einer der drängendsten Punkte: Kinderarmut. Rund 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Österreich sind betroffen. "Die 'EU Child Guarantee' gibt das Ziel vor, Kinderarmut bis 2030 zu beseitigen", betont Christoph Hackspiel, Präsident der Kinderliga.
Mit dem nationalen Aktionsplan "Kinderchancen" ist ein wichtiger Schritt gesetzt. Dennoch fordert die Kinderliga weitergehende Maßnahmen, um die sozioökonomischen Hürden für Familien zu verringern. Hackspiel appelliert: "Wir müssen armutsgefährdete Kinder umfassend unterstützen, um ihre Gesundheitschancen zu sichern."
Depressionen und Ängste nehmen zu
Die Covid-19-Pandemie hat die psychische Belastung junger Menschen verstärkt, insbesondere im Hinblick auf Angststörungen und depressive Symptome. Die Kinderliga verweist auf eine steigende Anzahl suizidaler Gedanken bei Jugendlichen, besonders Mädchen und jungen Frauen, und fordert mehr niedrigschwellige Hilfsangebote.
Hackspiel fordert "einen Ausbau kostenfreier psychotherapeutischer Angebote an Schulen und Kindergärten". Ziel sei es, den jungen Menschen frühzeitig präventive Maßnahmen zur Verfügung zu stellen.
Mehr Aufklärung über Gewalt
Seit 35 Jahren gelten die Kinderrechte in Österreich, doch der Schutz von Kindern muss weiter gestärkt werden. Hedwig Wölfl, Vizepräsidentin der Kinderliga, fordert: "Die Verantwortung für den Schutz der Kinderrechte liegt bei uns Erwachsenen."
„Junge Menschen sehen sich mit großen Belastungen wie den Auswirkungen kriegerischer Konflikte, Migration und Klimaveränderungen konfrontiert.“
Die 2023 gestartete Kampagne "neinzugewalt" zur Verhinderung von Gewalt an Kindern solle nicht die letzte bleiben. "Wir brauchen kontinuierliche Aufklärung, was Kindeswohlgefährdung bedeutet", so Wölfl.
Klimawandel als eine der größten Sorgen
Die Auswirkungen des Klimawandels belasten Kinder und Jugendliche psychisch enorm. Laut einer internationalen Umfrage verspüren 84 Prozent der jungen Menschen zumindest moderate Sorgen aufgrund des Klimawandels. "Vor allem Jugendliche aus armutsgefährdeten Familien sind von den Klimaveränderungen besonders betroffen", erläutert Caroline Culen, Geschäftsführerin der Österreichischen Kinderliga. Die Kinderliga fordert, Klimaschutzstrategien stärker mit Gesundheitsfragen zu verknüpfen.
Mit einem deutlichen Appell wenden sich die Experten der Kinderliga an die kommende Regierung: "Wir benötigen ein eigenständiges Kinderministerium", erklärt Hackspiel. Die Förderung der Gesundheit und Bildung von Kindern und Jugendlichen sei die wichtigste Investition in die Zukunft. Wölfl ergänzt: "Österreich muss kinderfreundlicher werden – für eine lebenswerte und finanzierbare Zukunft für alle."
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der Jahresbericht der Österreichischen Kinderliga zeigt, dass 22 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Österreich von Armut betroffen sind und fordert umfassende Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen
- Neben der Bekämpfung der Kinderarmut werden auch der Ausbau psychotherapeutischer Angebote, verstärkte Aufklärung über Gewalt und die Verknüpfung von Klimaschutzstrategien mit Gesundheitsfragen gefordert, wobei die Einrichtung eines eigenständigen Kinderministeriums als zentrale Forderung hervorgehoben wird