Mitarbeiter verärgert
Kika/Leiner-Standort schließt, Chefs feiern bei Robbie
Nächste Hiobsbotschaft für die Kika/Leiner-Belegschaft: Ein Standort bei Linz schließt, und ein Ausflug der Chef-Etage sorgt für zusätzlichen Ärger.
Kurz nachdem René Benko die Möbel-Kette abgestoßen hatte, platzte die Bombe: Anfang Juni wurde die Pleite bekannt. Wegen enormer Verluste sprachen die neuen Eigentümer von einem "akuten Handlungsbedarf" und einer "tiefgreifenden Restrukturierung". Konkret bedeutete das: Mehr als die Hälfte der 40 Filialen – exakt: 23 – in ganz Österreich werden dichtgemacht, rund 1.900 Beschäftigte verlieren ihren Job.
"Bedauerlicherweise sind die Hauptleidtragenden die Mitarbeiter, die am wenigsten dafür können", erklärte Geschäftsführer Hermann Wieser damals. Er kündigte ein Maßnahmenpaket an. In Zusammenarbeit mit großen überregionalen Anbietern wie Obi, Billa, Bipa, Penny, Tedi, Müller, Deichmann, Action und NKD wurden etwa Jobangebote gemacht.
Das Unternehmen legte unter dem neuen Eigentümer Hermann Wieser einen Sanierungsplan vor, der von den Gläubigern akzeptiert wurde. Die Insolvenz war damit vom Tisch. Mit 17 Filialen macht die Möbelkette weiter. Aktuell sind noch 1.953 Mitarbeiter bei Kika/Leiner beschäftigt.
Die Beruhigungspillen haben aber offenbar ihre Wirkung verfehlt: Jetzt hat sich ein erboster Beschäftigter an "Heute" gewandt. Er berichtet davon, dass das Service-Center in Leonding (Bez. Linz-Land) mit 18. Dezember geschlossen werden soll.
Was ihm besonders aufstößt: "Die obere Etage war in Schladming beim Ski-Opening und am Robbie-Williams-Konzert. Und das auf Kosten von Kika/Leiner, während wieder Mitarbeiter im Hintergrund gekündigt werden." Seine Kritik: Die Manager würden mit vollem Bewusstsein in die Insolvenz gehen. Aber die Fassade davor sei so, als ob sie es retten wollten.
"Die Chef-Etage ist gratis bei Robbie Williams und von Mittwoch bis Freitag in einem Hotel. Die Mitarbeiter haben nicht mal eine richtige Abschiedsfeier oder Weihnachtsfeier bekommen", ärgert sich der Mann.
Gegenüber "Heute" betont ein Unternehmenssprecher von kika/Leiner, dass das Service-Center in Leonding nicht komplett aufgelöst werde, sondern zu Kika nach Ansfelden verlegt werde. "Der größere Teil der Beschäftigten übersiedelt mit", so der Sprecher. Jene Mitarbeiter, die gehen müssen, wüssten das seit Ende Oktober.
"Die gesamte Unternehmensstruktur wird derzeit der verkleinerten Dimension von 17 Filialen angepasst", erläutert der Unternehmenssprecher. Das bedeute, dass auch bei den Service-Centern – die für Dispo-Aufgaben wie die Koordination von Lieferungen zuständig sind und als Anlaufstelle für Kundenbeschwerden dienen – weniger Kapazität gebraucht werde. Größere Kündigungswellen stünden aber nicht auf der Agenda. "Im Gegenteil: In einigen Bereichen wie dem Verkauf sucht Kika/Leiner wieder zusätzliche Mitarbeiter."
Den Schladming-Aufenthalt der Führungsetage inklusive Besuch beim Robbie-Konzert bestätigt der Kika/Leiner-Sprecher. "Es handelte sich um ein mehrtätiges Meeting der Geschäftsleitung, aller Abteilungsleiter und der Standortleiter zur künftigen Strategie und Ausrichtung der Möbelkette." Einige Teilnehmer seien auch beim Robbie-Williams-Konzert gewesen.
Hunderte Mitarbeiter verlieren Job
Die Ankündigung, mehr als die Hälfte der Kika/Leiner-Niederlassungen zu schließen, sorgte für ein weiteres Beben im ohnehin schon gebeutelten Einzelhandel. Zahlreiche Firmen meldeten sich und boten ihre Unterstützung an.
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